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Willkommen in Librikon
Ann Bonwill & Simon Rickerty: "Ich bin doch keine Erbse!" Gebunden, 32 S., Euro 14,99 Sauerländer 2013 ISBN 978-3737364904
Ganz besonders gelungen! Ann Bonwill & Simon Rickerty: „Ich bin doch keine Erbse!“ Von Anne Spitzner
Vogel Bella und Nilpferd Hugo sind beste Freunde. Eigentlich. Gerade streiten sie sich aber: über das perfekte Kostüm für den Märchenball für Vögel und Nilpferde – ups, ich meine natürlich für Nilpferde und Vögel. Denn die beiden sind ganz schöne Dickköpfe, jeder von ihnen möchte der Bestimmer sein. Keiner von beiden will nachgeben und die „unwichtigere“ Rolle spielen, etwa der Felsen der kleinen Meerjungfrau sein oder eben die Erbse der Prinzessin auf der Erbse. Doch schon bald wird Bella und Hugo klar, dass es viel wichtiger ist, einen Freund zu haben, als zu bestimmen, und so landen sie am Ende beide als Erbsen auf dem Märchenball. „Ich bin doch keine Erbse!“ von Ann Bonwill (Text) und Simon Rickerty (Bilder) wirft den Leser (oder Vorleser) mitten hinein in einen Streit. Zwar stellen sich die Protagonisten auf den ersten Seiten kurz vor, aber selbst da zeichnet sich schon ab, was gleich kommen wird. Besonders gelungen finde ich, dass sich die beiden Streithähne in zwei unterschiedlichen Schriftarten unterhalten, sodass man erstens auseinanderhalten kann, wer von beiden was sagt, ohne dass es wörtliche Rede geben muss. Zweitens aber sind die Schrifttypen so gut getroffen, dass man sie regelrecht hören kann: Das tiefe Brummen des Nilpferds wird durch eine fettgedruckte, rundliche Schriftart dargestellt, die schrille, zeternde Stimme des Vogels durch eine unregelmäßige, leicht eckige Schrift. Das erleichtert den Rollenwechsel beim Vorlesen ungemein. Auch die Ideen, die Bella und Hugo für ihre Kostüme haben, sind großartig (und vor allem auch großartig bebildert). Als sich der Streit hochschaukelt, sprechen die Bilder auch ganz ohne Worte dafür, wie wütend die beiden werden, wie traurig sie später sind – und wie froh, sich dann doch wieder vertragen zu haben. „Ich bin doch keine Erbse!“ erzählt wirklichkeitsnah die Geschichte eines Streits, und die „Moral von der Geschichte“, dass es nämlich wichtigere Dinge im Leben gibt, als Recht zu haben, kann sich jeder Leser, ob nun Kind oder Erwachsener, hinter die Ohren schreiben. Ein tolles Buch!
"Das war ich nicht - das war der Drache" Mit Illustrationen von Howard McWiliam Übersetzt von Constanze Breckorff Lappan Verlag, 2013 40 Seiten ISBN: 978-3407799630
Tagträumen! Jodi Moore, Howard Mc William: "Das war ich nicht – das war der Drache" Von Steffen Wunder
Ein kleiner Junge baut eine Sandburg und ein Drache zieht ein. Nun hat er einen Freund, der zu manchem nützlich ist. Man kann ihn als Floß benutzen und Marshmallows an seinem Feuer braten. Doch es führt auch einige Probleme mit sich, denn am Strand herrscht absolutes Rauchverbot und auch Drachenspuren werden im Sand nicht gerne gesehen. Doch die richtigen Probleme fangen erst noch an, nämlich wenn der Drache die belegten Brote wegisst, in der Limonade blubbert und die Schwester des Jungen mit Sand bewirft. Doch das Komische ist, dass keiner außer dem Jungen den Drachen sehen kann. Und so wird er zuerst belächelt, wenn er von ihm erzählt. Später jedoch bekommt er Ärger, weil die Unanständigkeiten des Drachen auf ihn geschoben werden. Der Drache muss nun ausziehen, solange er sich nicht benehmen kann. Doch schon am nächsten Tag tut sich etwas. „Wenn du eine tolle Sandburg baust, kommt ganz sicher ein Drache und zieht ein.“ So beginnt die Geschichte und dieser Ton wird auch beibehalten. In der Du-Perspektive und in der Zukunft, die vielmehr eine Fantasieausmalung des Jungen ist. Dieser Stil hat etwas Persönliches und lädt gleichzeitig dazu ein, zu träumen, und in eine Was-wäre-wenn-Welt einzutauchen. Gerade Kinder, aber auch Erwachsene lieben diese Gedanken und spinnen in ihrer Fantasie das (Un-)Mögliche immer weiter. Und auch der imaginäre Freund ist bei Kindern verbreitet. Wer hätte nicht gerne einen Drachen als Freund, der einen beschützen kann, aber auch jede Menge Spaß bietet? Leider verfügt die Geschichte über keinerlei Rahmenhandlung, sondern besteht ausschließlich aus den Wunschvorstellungen des Jungen. Eine geschickte Einbettung in eine strukturierte Geschichte wäre etwas spektakulärer gewesen. Während die Hintergründe in ihren traumhaft bunten Farben und verschwommenen Tiefen ideal in die Fantasiewelt passen, wirken die menschlichen Figuren etwas kitschig und erinnern in ihrer Form an computeranimierte Charaktere. Ihre Gesichtsausdrücke und Körperhaltungen wirken etwas steif. Die Geschichte ist zwar nichts Besonderes, entführt aber in eine wunderbare Gedankenwelt und erinnert daran, wie schön Tagträumen ist.
"Alles toll - für Achtjährige"
Wieland Freund: Törtel, die Schildkröte aus dem McGrün Mit Illustrationen von Kerstin Meyer Beltz, 2010 182 Seiten, Euro 12,95 ISBN: 978-3407799630
Wieland Freund: Törtel und der Wolf Mit Illustrationen von Kerstin Meyer Beltz, 2011 186 Seiten, Euro 12,95 ISBN: 978-3407799753
Eine kleine Schildkröte in Freiheit Törtel, die Schildkröte aus dem McGrün, Törtel und der Wolf
Es gibt selten Bücher, in denen es um Schildkröten geht. Aber im ersten Band von „Törtel“ geht es um Törtel, die kleine Schildkröte, die nur das Zoogeschäft kennt, aber dann auf komische Weise nach Müggeldorf am Müggelsee in der Nähe von Berlin kommt, um anschließend dort in Freiheit zu leben. Eine kleine Schildkröte in der Freiheit, wie soll das nur klappen? Doch Gott sei Dank findet Törtel in Müggeldorf gute Freunde, wie die Füchsin Wendy, die Schuhe sammelt. Doch Probleme bleiben nicht aus, die Bürger von Müggeldorf wollen keine wilden Tiere in der Stadt haben, besonders nicht, wenn sie Schuhe klauen und in Mülltonnen wühlen. Wobei es ziemlich skurril ist, wenn eine Schildkröte mit Wildschweinen, Waschbären und weiteren Tieren dies tun. Im zweiten Band aus der Törtel-Reihe kommt ein ängstlicher Wolf nach Müggeldorf - natürlich ein großer Aufruhr. Ganz besonders für Törtel, der aus seiner Winterstarre aufwacht, sogleich erfährt, dass der Dachs -sein guter Freund- weg ist, um die Wildnis zu suchen und dann noch der Wolf, der gar kein Wolf ist! Das ist zu viel für den kleinen Törtel! Geeignet sind die Bücher allerdings nur im Lesealter von 7. bis 9 Jahren; vorher sind sie zu spannend und danach viel zu langweilig. Ein Problem an den Büchern allerdings ist, dass sie immer sehr düster sind, nie sind sie mal fröhlich, nie können sie entspannt gelesen werden. Dennoch mögen Kinder in der passenden Altersgruppe die Bücher über alles. Mit der Schildkröte Törtel setzt man sich ganz besonders auseinander: Eine kleine ängstliche Schildkröte, die bei Gefahren anfängt zu zählen, die nicht wirklich in der Freiheit zurrecht kommt und eine, die nur mit der Hilfe ihrer Freunde überleben kann, also ein hilfloses Geschöpf. Und genau das, das Traurige, mögen Kinder, es fesselt sie an den Büchern, sie können nicht mehr aufhören zu lesen, und Kinder lieben es, wenn sich die Freunde gegenseitig helfen, wie es in „Törtel“ geschieht. Doch ohne das Gute am Ende mögen Kinder das Traurige auch nicht, in den „Törtel“-Bänden ist das Gute immer vorhanden. Es ist nicht unbedingt literarisch wertvoll, denn dazu gehört häufig ein dramatisches Ende. Jedoch ist ein Kinderbuch kein Drama und sehr wohl literarisch, auch mit einem guten Ende. Das wird häufig verkannt, und Eltern geben ihren Kindern viel zu spannende oder traurige Bücher. Aber vertragen werden die Bücher dann nicht. Und so verlieren Kinder die Lust am Lesen. Deswegen sollten kleine Leser solche Bücher wie „Törtel“ zur Hand nehmen: Der Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern und deren Literatur muss bleiben. Und somit ist das Fazit, dass „Törtel“ durch seine nette Art zu empfehlen ist! (Ab 7)
anheimelnd geschilderte kindlich-kreative Lebensader!
Karl Rühmann: „Ole kann nicht schlafen“ Mit Illustrationen von Lena Hesse Aracari Verlag: 2010 28 Seiten, Euro 13,90 ISBN 978-3905945010
Ole zählt die Welt, die er liebt Karl Rühmann: „Ole kann nicht schlafen“
(librikon) Es ist nicht einfach, unter den Bilderbüchern der Gegenwart noch eines zu finden, das künstlerisch hohen Ansprüchen genügt und dennoch etwas für Kinder ist. Doch auf dieses ist Verlass: „Ole kann nicht schlafen“ ist die positive Weiterentwicklung des derzeitigen Illustrationsgeschmacks. Die Bilder sind in gedeckten Farben gehalten, mit immer einer Lichtquelle pro Szene, die das Anheimelnde einer behüteten Kindheit ausstrahlt. Auf das Über-Detaillierte, das Wuselige, das über Jahre die Bilderbücher beherrscht hat, ist hier – man atmet auf- ganz verzichtet worden. Kindern können sich kindgerecht auf eine zentrale Darstellung konzentrieren! Und das, ohne, wie sonst fast monopolistisch vertreten, in die Mangarichtung abzuwandern. Die Geschichte ist eine Einschlaf-Geschichte mit Zählen. Hundertmal gehabt, könnte man denken. Könnte man sich irren! Denn das Schöne an diesem Buch ist, dass es ohne lehrenden Auftrag ist – hier soll kein Kind vordergründig zählen lernen oder gar einschlafen. Wer Kinder hat, weiß, wie unheimlich gern Kinder zählen, sobald sie es können. Und wie unheimlich ungern sie einschlafen. So ist es auch bei Ole. Er macht genau das, was Kinder machen, die nicht von in jede kindlich-kreative Lebensader eindringenden Erwachsenen gelenkt werden; jenseits des Leistungsgedankens: Etwas tun, um es einfach nur zu tun, nicht, um ein anderes Ziel zu erreichen. Ole zählt nicht, um einzuschlafen. Er zählt, um zu zählen. Und weil das nichts Abstraktes ist, fängt Ole an, Sachen aus seinem Zimmer zu zählen. Was heißt Sachen? „So suchte Ole etwas anders, was er zählen könnte. In der Ecke saßen seine Plüschtiere und dösten. Ole kroch leise hin, um sie nicht zu wecken.“ Ole zählt seine Welt, die er liebt. Die Sprache dieses Buches korrespondiert trotz der an sich oft stilistisch hemmenden Vehemenz von Zahlen in Erzähltexten mit der freundlichen, kein Falsch kennenden Kindersicht. Was in den Illustrationen die Lichtquelle, ist diese Perspektive in der Geschichte. Ein harmonisches Zusammenspiel, das Stereotypen ausschließt, und ein lebendiger Beitrag zur europäischen Bilderbuchkunst. (Ab 4)
Willkommen in Librikon, lesens- und auch anschauenswertes Buch!
Christine Grossenbacher / Beat Widmer: Die Abenteuer von Schnäddi und Höppi Mit Illustrationen von Bernhard Oberdieck Schnäddi und Höppi Verlag 2008 119 Seiten, CHF 28.- ISBN 978-3033015449
Keine Jedermannskost "Die Abenteuer von Schnäddi und Höppi"
(librikon) Alle Komponenten, die Kinder ansprechen, werden hier in einer sehr hochwertigen Form miteinander verbunden – in den „Abenteuern von Schnäddi und Höppi“ gibt es das Gute, das Schlechte, einen Schatz und die Suche nach ihm: Bekannt und hier doch völlig neu! Direkt an der Kinderseele ist diese Geschichte, die mit viel Herz und Wärme daherkommt. Was für eine gelungene Mischung! Keine durchgekaute Jedermannskost, sondern etwas ganz Besonderes. Als Leser, der nicht in der Schweiz beheimatet ist, stockt man manchmal; viel Schweizer Eigenart und Humor beleben „Schnäddi und Höppi“ Die Melange zwischen Märchen, Fantasyanflügen und den Comic –richtig etwas für Kinderköpfe!- dieses Gespür, das alles zu verbinden, ist eine tolle erzählerische Leistung. Und die Illustrationen? Ganz zu Anfang schaut man zweimal hin, beschäftigt sich damit, und dann ist es unübersehbar: Es ist ein neuer Stil, mit dem Schnäddi und Höppi auch bei den Bildern aufwarten; so besonders wie die Erzählkunst. Eine Sympathie mit den Figuren, die wirkliche Characters sind, erfasst die Kinder. Es sind mit herrlicher Mimik und Gestik ausgestattete Figuren. Das strahlt Klassik aus. Ein lesens- und anschauenswertes Buch. (Ab 5)
(Lesen Sie demnächst die Rezension von Marc Jacques Mächler zum Buch.)
Willkommen in Librikon, Glanzstück der Pubertätsliteratur!
Franzobel: „Phantastasia: oder Die lustigste Geschichte über die Traurigkeit“ Mit Illustrationen von Antje Keides Ueberreuter 2010 125 Seiten, Euro 12,95 ISBN: 978-3800055340
Großes Theater Franzobel: „Phantastasia“
(librikon) Es beginnt als eine Kindergeschichte, lustig und plan, dann fängt Hannibal, die Hauptperson, zu reifen an; alles mischt sich, alles wird unklarer für ihn, Neues tut sich auf. Die Reise, die ihm aufgetragen wurde, führt zuerst in Schloss und Wald, dann in eine Disko, zu Alkohol und einem sommersprossigen Mädchen. Alles findet sich in dem Entwicklungsroman des Österreichers Franzobel, was auf dem Weg zum Erwachsenenwerden so weh tut und so nötig ist. Hannibal, von den Eltern verlassen, im Tal der Langeweile, im einem Einkaufszentrum und umgeben von Menschen, die aus ihrem Leben nichts anderes machen als das, was alle um sie herum daraus machen. Auf Konfrontation zu Erwachsenen, die ihn unterdrücken und einsperren wollen. Aber Franzobel nennt nichts davon direkt und hebt es gar auf eine alltägliche, realistische Ebene. Nein! „Phantastasia“ spielt ästhetisch und literarisch alles aus, was der Autor beherrscht, und das ist viel. Seine Personen haben Format. Schon die drei Dackel, die Hannibal auf seiner Suche nach dem Grund für seine Berg- und Talfahrten, für sein großes Streben nach Freiheit begleiten, nehmen eine ans Theater gemahnende Narrenrolle ein – minimal eingesetzt, aber sehr präsent, sind sie immer da und müssen es sein, um die Perspektive auf die angebliche Logik der Welt verschieben zu können. Vorhang auf auch für Fräulein Bohnenstange, Hannibals Aufpasserin, als Trägerin der Verschwörung gegen den Helden, und Thronanwärter Hannibal selber, der den Sieg davonträgt, trotz aller innerer Konflikte. Gekonnte Entlehnungen aus den großen Dramen. Gehaltvoll und leichtfertig, so fühlt sich dieses Buch an, und so fühlen sich ja auch die stürmisch heranwachsenden Leser. Sie kaufen Hannibal seine Geschichte ab, weil sie ehrlich erzählt wird. Und nicht nach dem Muster von Pädagogen und anderen Menschenverbiegern. Ein Buch, das sich gekonnt bewegt zwischen einer Prise Psychodelischem und einer Fuhre Anti-Spießigem, ist eine Herausforderung wie das Heranreifen zum Erwachsenen selber. „Phantastasia“ ist ein Glanzstück der Pubertätsliteratur. (Ab 10)
intensiver Beschäftigung wert! David Almond: „Mein Papa kann fliegen“ Mit Illustrationen von Polly Dunbar Aus dem Englischen von Herbert und Ulli Günther Hanser 2009 122 S., Euro 12,90 ISBN 978-3446233041
Eine Seltenheit in der Kinderliteratur David Almond: „ Mein Papa kann fliegen“ Von Ricarda Hochländer
Ein Kind liebt seinen Vater? Na ja, soll’s geben! Wie das zustande kommt, erzählt das kleine Mädchen selber, indem es beschreibt, wie das so ist, sein Zusammenleben mit dem ganz schön ulkigen Vater. Der tickt anders als andere, hat Ideen für Späße und für seine Tochter – Ideen, bei denen es nur um das Kinderglück geht. Dieses Buch ist leichthin geschrieben, in einem Stil, der es lohnt, sich intensiv mit ihm zu beschäftigen. Und doch hat „Mein Papa kann fliegen“ einen ernsten, ja bitteren Hintergrund; muss man doch bedenken, dass es Kinder von heute ins Herz schließen werden, die in einem gnadenlosen System zu funktionieren haben, nicht als freie Kinder, sondern den gesellschaftlichen Notwendigkeiten untergeordnet. Ihnen wird keine Zeit mehr zugestanden, weder für sich noch von den Eltern. David Almond ist ein bereits mit Preisen ausgezeichneter Schriftsteller, auch in Deutschland (etwa mit dem der katholischen Kirche), und jeder, aber auch jeder Juror hat sich fragen zu lassen, um welcher Werte willen er Almond auszeichnet. Almonds kleine Geschichten zeigen unsere Wirklichkeit neu, sie rütteln auf und bleiben doch ein ganz wunderbares Leseereignis für Kinder. In jeder Hinsicht eine Seltenheit in der Kinderliteratur. (ab 6)
Willkommen in Librikon, Buch wirklich für Kinder!
Martin Baltscheit: „Akkuratus2. Bauklotz und Luftballon“ Mit Bildern von Ulf K. Klett Kinderbuch 2010 30 S., Euro 9,90 ISBN 978-3941411197
Entpuppt sich als Juwel Martin Baltscheit / Ulf K.: "Akkuratus"
(librikon) Roboter? Rakete? Ein Buch aus den Siebzigern? Nein, ein Buch von heute, dass diese recht neuen Motive, die sich aber doch in der Kinderliteratur so stabilisiert haben wie, sagen wir, Piraten, variiert. Dann das erste Anschauen und die nächsten Fragen. Viereckige Bilder, fünf unpoppige Farben, klare Linien. Ist das nicht erschreckend langweilig? Geht so was heute überhaupt? Inmitten einer Bilderbuchwelle, die die jungen Leser entweder mit übergestalteten, auf Auffallen getrimmten Büchern überschwemmt oder aber mit eigentlich für Erwachsene gestalteten Büchern links liegen gelassen werden? An dieser Stelle kommen die kleinen Betrachter ins Spiel. Ihnen soll man die Geschichte – es ist eher Bildergeschichte denn Bilderbuch- vorlesen. Zwei Bildchen pro Seite, ein Sätzchen darunter. Roboter Akkuratus landet auf der Erde, entdeckt Bauklötzchen, überlegt, wofür die gut sind („Vielleicht schlafen sie?“) und entdeckt es dann. Am Ende sieht er einen Luftballon. Und ab geht es in die nächste, zweite Geschichte in dem Büchlein. Alle Bedenken sind davongeweht, alle Fragen beantwortet. „Akkuratus“ ist ein ganz besonderes Buch; es entpuppt sich als Juwel. Kinder schließen Akkuratus ins Herz, und wie! Wer hätte das gedacht? Hut ab vor diesem Buch.
Willkommen in Librikon, Einfachheit gekoppelt mit tiefem Verständnis!
Andrej Usatschow: "Geschichte ohne Ende und Anfang" Mit Bildern von Alexandra Junge Aus dem Russischen von Simone Peil Nord Süd Verlag 2008 32 S., Euro 12,95 ISBN 978-3314015823
Parabel vom Wissenwollen
(librikon) Eine kleine Parabel vom Wissenwollen und Wegwünschen erzählt der russische Kinderbuchautor Andrej Usatschow. Das Personal ist bekannt: Elefant und Ameise, aber hier stehen sie am Meer, weswegen noch ein Thunfisch hinzukommt. Wo Anfang und wo Ende ist, dazwischen schwankt die „Geschichte ohne Ende und Anfang“, dazwischen wird geweint, sich aufgeheitert und gefreut. Ein solches Bilderbuch übt keinen Verzicht, weil es für Kinder ist, es koppelt Einfachheit mit tiefem Verständnis. Dazu die Illustrationen: Die schwierige Aussage treffend, ergänzend, auch schön und gekonnt. Keine Notwendigkeit, krachend und knallend zu verwirren. Allein um ihretwillen (geschaffen von Alexandra Junge) würde sich das Buch lohnen, wäre da nicht noch der Text. (Ab 4)
Willkommen in Librikon, fast versehentlich schön erzähltes Kinderbuch!
Marie Zucker/Fritz Keselitz: Börsenkrach bei Hundertpfunds August Dreesbach Verlag 2007 80 S., Euro 12,80 ISBN: 978-3940061034
Freundliches Lokalkolorit
(librikon)
Eigentlich soll das Buch „Börsenkrach bei Hundertpfunds“ Kindern
erklären, wie die Börse funktioniert. Tut es auch. (Durch in die
Handlung eingebauten Erläuterungen und einem Glossar.) Aber es ist, fast
aus Versehen, auch ein schön erzähltes Kinderbuch. Leopold, seines
Zeichens Sohn eines börsenbesessenen Hausmannes, wächst einem ans Herz,
weil er solch eine echte, authentische Figur ist. Vielleicht können sich
junge Leser gerade darum mit Leopold so gut identifizieren, weil
„Börsenkrach bei Hundertpfunds“ einen ganz anderen „Auftrag“ hat als die
vielen durch das pädagogische Raster genormte Bücher. Die ganze Familie
Hundertpfund ist dem Leben entsprungen und daher so nah, und die kleinen
Späße im Buch (besonders bei den Nachnamen; die Polizisten heißen
Hinterhuber und Vorderhuber) machen – Spaß. Dazu gesellt sich ein
freundliches Lokalkolorit, das mit viel Charme dieses Abenteuer aus
München zum Leuchten bringt. Das letzte Mal, als die Adalbertstraße die
Kinderliteratur durchzog, das war bei Erich Kästners „Doppeltem Lottchen“,
und irgendwie wird man durch den „Börsenkrach bei Hundertspfunds“ gern
daran erinnert. Die Marie Zucker und der Fritz Keselitz, die das Buch
geschrieben haben, von denen möchten wir mal wieder etwas lesen. Ganz
dringend. (Ab 8)
Willkommen in Librikon, beste Bilderbucherzählkunst!
Lucia Scuderi: Gute Nacht Isabella! bohem press 2008 26 S., Euro 12,90 ISBN: 978-3855814572
Ein Glücksfall
(librikon) Natürlich ist es ein Glücksfall, wenn Künstler, die schreiben können, oder Dichter, die malen können, sich an Bücher setzen. Für Bilderbücher zumal! Lucia Scuderi und ihr Buch „ Gute Nacht Isabella!“ ist so ein Glücksfall. Gleich auf den ersten Blick zieht es den Betrachter an; die Farben sind eindeutig zu definieren, einfarbig der Hintergrund der Bilder, davor klar Abgehobenes, alles in Wachsmalkreidenmanier. Damit liegen die Bilder im heute gängigen Illustrationskanon und sind etwas für Erwachsene wie Kinder. Anheimelnd, schön, geschmacklich treffsicher. Beim Lesen der Geschichte verdeutlicht sich dann, wie elegant die Bilder komplizierte Assoziationen umsetzen. Isabella nämlich kann nicht einschlafen, sie ist in einer Art Halbschlaf, in der sich Traum und Wirklichkeit vermischen, sie sieht ein Wollknäuel und schwingt sich darauf, macht akrobatische Übungen, rutscht und schaukelt darauf, gerät in Angst, in Euphorie, Lebensfreude! Und wird dann müde…Hat man die Geschichte gelesen, erschließt sich die Originalität der Illustration; genau passend, die Herausforderung eines Textes annehmend, der beste Bilderbucherzählkunst ins Haus bringt. Es ist ein Buch, das sofort schön anzusehen ist. Und ein Buch, dem man lange nachhängt. (Ab 3)
Willkommen in Librikon, wunderbar schneller Politthriller für Kinder!
Joshua Doder: Ein Hund namens Grk Beltz 2008 281 S., Euro 12,90 ISBN: 978-3407799302
Seite an Seite mit dem Autor
(librikon) Das Buch ist fast ein Action-Thriller nach Hollywood-Manier: Nur überhaupt nicht primitiv. Es mixt das Gift von scheußlichen Diktatoren und korrupten Demokraten zu einem Gebräu einer abstoßenden Unterdrückungsmaschinerie zusammen, es wird geschossen, es gibt Tote. Literarisch gesehen jedoch ist „Ein Hund namens Grk“ eine schöne Mischung. Kein Kind wird von diesem wunderbar schnell erzählten Buch nicht schlafen können. Es geht am Ende –natürlich auch dank des Jungen, der Hauptfigur und Held ist, und dank seines Hundes (namens Grk) – alles gut aus; Joshua Doder versteht es alldieweil, zum richtigen Zeitpunkt oberflächlich zu bleiben und sein Buch kindgerecht voranzutreiben. Das Überragende ist, dass Doder genau so schreibt, wie ein Kind sich in ein Abenteuer hineindenkt. Die Leser erleben das Buch wirklich Seite an Seite mit dem Autor. (Ab 10)
Willkommen in Librikon, guter, alter, vermisster Bekannter!
Martin Ebbertz: Der kleine Herr Jaromir findet das Glück Patmos 2008 102 S., Euro 10,90 ISBN: 978-3794161010
Wie Herr Jaromir die Welt sieht
(librikon) War der kleine Herr Jaromir im ersten Buch mit seinem Namen als Titel am Ende als Luftballon-Anhängsel hoch in dem Himmel davongeflogen und hatte deshalb traurige kleine Leser zurückgelassen, kehrt er nun zurück: Lässt einen Ballon nach dem anderen los und landet so wieder auf der Erde bei uns. Bei uns – es ist unsere Welt, in der Herr Jaromir sich zurechtfinden muss, zugleich aber ist es auch eine ganz andere Welt, in der er sich nur schwer zurechtfinden kann; auch in diesem zweiten Band ist die Spur, die durch die einzelnen Erlebnisse des Herrn Jaromir führt, die literarische Kunst, das Leben aus der Perspektive eines kleinen Menschen zu sehen. Eines freundlichen, unverdorbenen und nur das Gute vermutenden Menschen. Für die Kinder ist Herr Jaromir ein Freund, der dasselbe empfindet wie sie, für die Vorleser kann er einen Faden der Erinnerung aufgreifen: So also kann man die Welt sehen, so also hat man die Welt selber als Kind vielleicht gesehen? Kind und Erwachsener ganz nah beieinander. Herr Jaromir lässt zusammenrücken. (Ab 5)
Willkommen in Librikon, anderer, reicher Kulturkreis!
Mohieddin Ellabbad: Das Notizbuch des Zeichners Reihe Baobab NordSüd Verlag 2008 38 S., Euro 13,80 ISBN: 978-3-314-01595-3
Eintauchen dürfen
(librikon) Ein Kinderbuch voller Bilder und Geschichten, wie man sie aus Europa nicht zu sehen bekommt: „Das Notizbuch des Zeichners“ des ägyptischen Autors und Illustrators Mohieddin Ellabbad ist eine Reise in einen anderen, reichen Kulturkreis. Ellabad erzählt aus seinem Leben, in kurzen Sequenzen, die gespickt sind mit arabischer Buchkunst und ihrer Tradition. Die Illustrationen dazu sind kunstvoll, und sie geben, auch durch die zahlreichen Schriftelemente, dem Betrachter das Gefühl, wirklich in die Welt des Dichters eintauchen zu dürfen. Das ist ein Geschenk. Und es ist dazu noch amüsant und wirklich etwas für Kinder. Beeindruckend. (Ab 5)
Willkommen in Librikon, Eignung zum Immer-wieder-Lesen!
Reinhardt Jung: Das kleine Nein Jungbrunnen 2000 · 32 S., 13, 90.- ISBN 978-3702657079
Tiefe künstlerische Note
(librikon) Die Illustrationen schon haben ihren Eigensinn. Auf den ersten Blick ganz kindgerecht in Formen und Farben, entfalten sie auf den zweiten Blick eine tiefe künstlerische Note. Mit weißen Rändern links und rechts wie verkehrt gesetzte Kinofilmstreifen strahlen sie einen aufsässigen, irritierenden Charme aus. Auch die Hauptfigur -in den Bildern interpretiert als kleiner Bär- wird ganz untypisch präsentiert, auf dem Cover rückwärts, in den Bildern miniklein, kaum zu finden. Im Text sucht „das kleine Nein!“ nach seiner Herkunft, assistiert von „Nanunana“. In der Sprache schlicht und dabei poetisch, in der Dramatik bei jedem Lesen stärker und an den Grundfragen schürfend, ist es die große Kunst dieses Bilderbuches, den Alltag mit dem quengelnden Neinsager wie eine Folie über die großen Fragezeichen zu legen und sie dann abzuziehen. Reinhardt Jung hat diese herausragende Geschichte geschrieben, und sie ist bei all denen richtig aufgehoben, die in gute Bücher immer wieder hineinschauen möchten.
Ein Portrait von Reinhardt Jung finden Sie in der Rubrik "Werk und Sein"
Willkommen in Librikon, worauf wir lange gewartet haben!
Michaela Hanauer: Lord Hopper. Ein Pony ermittelt Thienemann 2008 · 126 S., 8,90.- ISBN: 978-352218024
Güte in das Genre
(librikon) Auf ein solches Buch haben wir gewartet! Und wie! Bei Pferdebüchern ist nach unten keine Grenze gesetzt, was Qualität betrifft. Dabei verschlingen Kinder Pferdebücher, und gern würde man ihnen Gutes geben. Das war bisher schwer und wird nun leichter. Originell in der Grundidee (ein englisches, auf einem deutschen Hof lebendes Pony ermittelt nicht nur, es erzählt auch), bringt „Lord Hopper“ durch seine fröhliche Stimmung und passende, lockere Sprache Güte in das Genre. Auf verschraubte Szenen und lange Absätze, um Atmosphäre zu schaffen, kann das Buch –stilistisch aus einem Guss- verzichten. Dass mit Bine auch noch ein Mädchen als Freundin von Lord Hopper ins Buch und in die Herzen der Leser (ab 8) passt, auch das kündet vom Gelingen einer Geschichte.
Selbst unsere wirklich unnachgiebige Expertin für Pferdebücher war begeistert von „Lord Hopper“. Nachzulesen in „Tipps zum Thema – Pferdebücher“
Willkommen in Librikon, bestechender künstlerischer Gesamteindruck!
Satoshi Kitamura: Max reist in die Steinzeit Betz 2008 · 32 S., 12,95.- ISBN: 978-3219113389
Hält für ein ganzes Leben vor
(librikon) Das wichtigste Detail des Buches ist nicht im Text, sondern in den Illustrationen versteckt. „Max reist in die Steinzeit“ (Originaltitel: „Stone Age Boy“) hat eine Bebilderung, die tatsächlich die volle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen verdient hat. Aussagereich, die Handlung nicht nur begleitend, sondern auslegend: Satoshi Kitamura versteht es auszuschöpfen, dass er Autor und Illustrator in einer Person ist. Die Szenen, die in der Gegenwart spielen, sind nur verschwommen erfasst, die Steinzeit dagegen ist klar umrissen, farbrealistisch – die echte Welt! Die kleinen, erklärenden Bilder erzählen vom Tagewerk in der Steinzeit; Lerneffekt ganz nebenbei. Zurück in seiner Gegenwart wird’s für den Jungen –ohne seine Steinzeit-Freundin Om- wieder grauer und undeutlicher. Für immer! Schließlich steht er als Erwachsener in einer Ausgrabungsstätte. Erwachsen zwar, aber doch sofort erkennbar als das Kind, das er immer blieb. Er ist also nie zum großen Helden geworden, ist der sympathische, nette Junge - vom Typ her der, der in der Schule immer geärgert wird, dem man kein Abenteuer zutraut – geblieben. Dabei ist er derjenige, der eines erlebt hat, das für das ganze Leben vorhält. Kitamura hält Zeichnungen und Geschichte in einem Stil, der angelehnt ist an das Handwerk der Archäologie. Ein in seinem künstlerischen Gesamteindruck bestechendes, für die kindliche Wahrnehmung herzerwärmendes Bilderbuch.
Willkommen in Librikon, freundliches Phantasieland!
Gianni Rodari: Alice in der Tinte Mit Bildern von Pawlak Pawlak Gimpel Verlag 2007 36 S., 12,90.- ISBN: 978-3981130027
Spricht aus der Seele
(librikon) Alice ist klein, ganz klein und verschwindet darum häufiger. Das passiert ihr manchmal aus Versehen. Die Eltern und Großeltern suchen sie und hören sie nicht, und sie kriegt die Schublade nicht mehr auf! Aber Alice taucht auch ins Meer und findet es herrlich, oder sie fliegt in einer Seifenblase umher. Keine Schwerkraft, alles frei erkunden können! Zwischen Eingesperrtsein, Verlassenheit und ungehindertem Forschergeist, Entdeckungslust erzählt „Alice in der Tinte“ Kindern im Vorlesealter von den Gefühlen, die sie gut kennen. Das Buch spricht ihnen aus der Seele. Die kleinen Geschichten bringen ihnen nicht nur Alice, sondern auch sich selber näher, und das freundliche Phantasieland ist auch für die Vorleser eine Freude. „Alice in der Tinte“ von Gianni Rodari ist ein Geschenk für Kinderbuchfreunde.
Willkommen in Librikon, vielgestaltige Weltsicht!
Martin Ebbertz: Pech und Glück eines Brustschwimmers Mit Bildern von Christine Brandt Sauerländer 2008 32 S., 13,90 ISBN-13: 978-3794151738
Jede Seite genutzt
(librikon) Die Gattung der Aventüre-Bilderbücher ist reich und wird reicher durch ein Werk von Martin Ebbertz. „Pech und Glück eines Brustschwimmers“ schickt einen Mann in Badehose und Badekappe auf eine Reise durch die halbe Welt. Das ruft bei Kindern kein großes Erstaunen hervor; ein Brustschwimmer? Warum nicht? Für ihre vielgestaltige Weltsicht reicht Ebbertz’ Geschichte mehr dar als eine billige Abstrusität. Jede der 26 Seiten wird genutzt, um in stilistisch herausragender Weise die Handlungsfülle eines Romans in ein Kinderbuch hineinzugestalten. „Das ist Glück“, „das ist Pech“ steht in eleganter Konzinnität am Ende vieler Ereignisse und gerade nicht, wenn es ermüdend werden würde. Ebbertz erzählt einfach eine Geschichte, ohne Pseudokorrektheit, ohne Belehrendes, mit verwunderlichen Wendungen, Anstand und Lustigkeit. Christine Brand hat dazu passend illustriert. Der Text ist durchaus klein-, wie maschinegeschrieben. Wo alle Welt meint, mit infantilisierten Geschmacklosigkeiten oder aber mit Frissmichoderichhabkünstlerischenwert im Bilderbuch zu etwas zu kommen, kann man nur sagen: Respekt für den Sauerländer Verlag, ein solches Buch auf den Markt zu bringen.
Willkommen in Librikon, wenig Mittel, viel dahinter!
Antoinette Portis: Das ist kein Karton! Hanser 2007 36 S., 12,90.- ISBN-10: 3-446-20909-3 ISBN-13: 978-3-446-20909-1
Mit so sparsamen Bildern so etwas Tolles erreicht
(librikon) Dass sich das Buch „Das ist kein Karton!“ wie ein Karton anfühlt, ist nicht die einzige Besonderheit dieses bebilderten Werkes. Die Innenseiten haben viele Leerstellen, die an einen leeren Karton erinnern, und sind doch erfüllt von einer kleinen, übervollen Geschichte, die an einen Karton, der als Spielgerät zu vielem wird und längst kein einfacher Karton mehr ist. Aus dem Leben von Eltern und Kindern gegriffen ist der Karton (neben dem Hasen im Karton der zweite Held des Buches), mit dem es Spaß macht zu spielen, und „Das ist kein Karton!“ erzählt vermeintlich oberflächlichen Alltag neu. Die kurzen Sätze sprühen Betonung und Lebendigkeit aus, man hört sie förmlich. Mit so wenigen Mitteln so etwas Tolles erreicht: „Das ist kein Karton!“ taugt für lange Einlassungen zum Tiefgang, vor allem aber ist jedem Kind zu gratulieren, dass „Das ist kein Karton!“ (und vielleicht manchmal auch einen Karton) hat.
Mehr zum Buch auch in der Rubrik "Das Eine Buch"
Willkommen in Librikon, gute Form für schwieriges Thema!
Gergely Kiss:
Papa wohnt jetzt anderswo
Nichts falsch gemacht!
(librikon) Des kleinen Fuchses Eltern streiten sich ganz häufig ganz fürchterlich. Dann trennen sie sich. Der Vater hat eine neue Familie. Eine neue Frau und eine neue Tochter. “Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragt sich der kleine Fuchs. Noch weiß er ja nicht, dass er am Ende dieses vermeintlich kleinen Bilderbuches mit seinem Papa und der neuen Familie sogar einen lustigen Sommerurlaub verbringen kann. „Papa wohnt jetzt anderswo“ von Gergely Kiss ist keines dieser offenkundigen Problembewältigungsbücher. Es nimmt sich zwei der großen tragischen Themen der Menschheit, Trennung und Verlust, an und gießt es in eine noch nicht dagewesene literarische Form. In den Bildern sucht man weiter, was der Text an Suche weckt. Auf etwas sehr Schwieriges wird eine komplexe Antwort gegeben. Nach ihr forscht man in dem Buch, immer wieder. Nicht leicht zu machen, was nicht leicht ist – das ist anziehend. Der gute Schluss bleibt vielleicht nur der Wunschtraum des kleinen Fuchses. Aber wir sind in einem Bilderbuch!
Willkommen in Librikon, buchgewordenes Kunstereignis!
Kate Steinitz:
Billy. Ein Künstlerbuch 63 S., geb., 48 Euro ISBN 978-3-458-17371-7
Strahlkraft
(librikon) Käte Steinitz war Künstlerin und mit Kurt Schwitters befreundet. 1936 emigrierte sie in die USA. Dort entstand ein Buch, englisch verfasst und gestaltet von Käte Steinitz. Es ist bisher nie erschienen. Aber nun: „Billy“! Untertitelt ist es mit „Ein Künstlerbuch“ Wir haben es natürlich auch als Kinderbuch gelesen, wollen wir doch Kindern Gutes, sehr Gutes zumuten. Dafür sind in diesem besonderen Fall Vorbereitungen nötig. Den jüngeren Kindern haben wir es auf deutsch vorgelesen, übersetzt beim Anschauen, den Größeren haben wir die deutschen Textpassagen (die sich im Anhang finden) auf Karten geschrieben und ins Buch gelegt. Mit den Illustrationen, die voller Buchstaben und Geräuschnachahmungen stecken, konnten sie sich dann in Ruhe, dem Lesen nachgeschoben, beschäftigen. Jeder Aufwand, dieses Buch zu entdecken, lohnt. „Billy“ erzählt von dem in Züge vernarrten Jungen aus New York auf eine Weise, deren visuelle und literarische Strahlkraft das Buch zu einem Ereignis werden lassen. Beneidenswert die Kinder, die ab jetzt mit diesem Buch aufwachsen dürfen!
Willkommen in Librikon, reichhaltige Geschichte, andersartiger Ton!
Dieter Zembsch: Kleiner König Regentag. Eine Geschichte für Mutige
Horncastle Verlag 2006, 122 Seiten, 22,50 Euro
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