Jutta Bauer: „Die Königin der Farben – The
Queen of Colours“
Von Iris Kersten
Jutta
Bauer:
„Die Königin der Farben – The Queen of
Colours“
Schauhoer Verlag 2011
64 Seiten, 12,95 Euro
ISBN-13: 978-3940106100
Das Buch beginnt in Schwarzweiß: Malwida
tritt aus ihrem Schloss und ruft ihre Untertanen. (Malwida ist übrigens
nicht wirklich sympathisch.) Zuerst kommt das sanfte und milde Blau (Malwida
ist ja schließlich die Königin der Farben, wer anderes als die Farben
sollten da ihre Untertanen sein?) Dann ruft die Königin der Farben das
Rot, das so wild ist, dass es sie fast umwirft. Malwida befiehlt ihm, ein
Pferd zu sein. Und spätestens jetzt bin ich von der Begabung der
Zeichnerin überzeugt. Die Figur der Malwida hat zwar etwas von einem
Comic-Charakter und die Farben sind in wilden Buntstiftkritzeleien
dargestellt, aber selbst das Pferd ist gekritzelt - und trotzdem ist es
unverkennbar ein Pferd. Fantastisch!
Weiter in der Geschichte: Malwida und das
Rot verwüsten so ziemlich alles, was ihnen in die Quere kommt. Als die
Königin davon genug hat, befiehlt sie dem Rot zu verschwinden. Dann kommt
das Gelb. Und wer schon mal in der sommerlichen Mittagssonne stand, wird
es wissen: Das Gelb kann nicht nur warm und hell, sondern auch zickig
sein. Aber das kann Malwida auch. Und es entsteht ein handfester Streit,
in den sich auch noch das Blau und das Rot einmischen. Mit dem Resultat
– na, schon mal die hier Anwesenden gemischt? Genau: alles grau. Und das
Grau lässt sich nichts befehlen.
Da wird Malwida traurig; so traurig,
dass sie schrecklich weinen muss: blaue, rote und gelbe Tränen. „Und je
mehr sie weinte, umso mehr verschwand das Grau. Stattdessen waren
überall ihre Tränen.“ So also kommen sie wieder hervor: das sanfte Blau,
das wilde Rot, das warme und manchmal gemeine Gelb. Sie spielen mit
ihrer Königin. Es ist, als habe eine innere Reinigung stattgefunden:
Malwida hat durch ihre bunten Tränen ihre eigenen Farben entdeckt. Denn
im Gegensatz zum Anfang des Buches tobt hier keine farblose und
griesgrämige Malwida mehr, sondern es tanzt und schwingt eine in Farben
dargestellte glückliche und liebe Königin. Die folgenden Bilder ohne
Text sind wunderschön – Jutta Bauer hat einen unverkennbar eigenen Stil
– und sprühen nur so vor bunter Lebensfreude.
Zum Schluss gibt es noch eine weiße Seite
mit einer tanzenden Malwida vor ihrem Schloss für eigene Malversuche.
Malwida scheint einzuladen: „Mal (mal) wida!“
Pro Seite meist ein kurzer Satz, manchmal
zwei, höchstens drei, bieten geradezu an, den Text zweisprachig zu
veröffentlichen (Englisch in diesem Fall). Es ist wirklich eine
wunderbare Idee des Schauhoer Verlages, auf diese spielerische Art und
Weise das Interesse der Kinder an Fremdsprachen zu wecken.
Ein tolles Buch, finde ich (es hat auch
mehrere Preise bekommen). Meine Vierjährige mag es auch. Aber leider muss
ich gestehen, dass mein künstlerisch begabter Sechsjähriger es „Bäää,
langweilig.“ findet. Das jedoch liegt daran, dass ihm die garstige Malwida
und die gekritzelten Farben nicht gefallen. Man kann es nun mal nicht
jedem Recht machen. Dass es seit 1998 im Beltz & Gelberg Verlag immer
wieder Neuauflagen des Buches gibt (die letzte war 2010), dass es sogar
Arbeitsmaterialien für den Kindergarten und den Unterricht gibt und dass
es nun auch noch zweisprachig daher kommt, spricht wohl für sich selbst
- und für das Buch.
(Ab 4)
Von der Rezensentin liegt vor:
"Treppensteigen in Brüssel. Roman" (ISBN 978-3938531532)
So viel Lernen, und
das ganz unbemüht und wie nebenbei
Peter Kathmann: "Fabulous Faboo"
Von Martina Müller
Peter
Kathmann:
„Fabulous Faboo: Der junge Ritter und der
goldene Dolch“
deutsch und englisch
Kidsverlag 2010
134 S., Euro 15,90
ISBN: 978-3981396102
„Fabulous Faboo“ kann sowohl auf englisch
als auch auf deutsch gelesen werden - man drehe das Buch um und habe die
jeweils andere Sprache! Ein Rezept zum zweisprachigen Lesen, das
gelingt. Und dazu ist das Buch von der Story
her lesenswert.
Fabulous Faboo ist ein noch kleiner Junge,
als er von seinem Vater, der schon Rtter ist, zum Geburtstag ein
Holzschwert geschenkt kriegt. Damit beginnt Faboos spannendes
Ritterleben. Erst dient er noch als Page und dann als Knappe bei Sir
Edmund, einem guten Freund des Vaters. Doch als er dann eines Tages
gegen den gefürchteten Schwarzen Baron kämpft, bewährt sich Faboo, und
er erhält den Ritterschlag. Anschließend ist er sogar bei einem
Ritterturnier dabei.
Das Buch ist ein Sachbuchroman, in dem man
einerseits viel über das Leben im Mittelalter erfährt, andererseits aber
auch mit Faboo mitfiebert. Sprachlich hätte es in der deutschen Variante
manchmal etwas schlichter zugehen können. Es gibt für junge Leser viel
zu lernen, und in "Fabulous Faboo" geschieht das ganz unbemüht und wie
nebenbei.
Ein besonderes Bilderbuch in Wimmelmanier:
Es handelt sich - zum einen durch das Großformat - wirklich um ein
geschmackvolles „Anschauungsmaterial“, über dem man zusammen sitzen
kann, Kind und Erzieher oder Kind und Eltern. Ihnen wird eine schöne Art
Tafel zum Blättern in die Hände geben. Und es handelt sich - zum anderen
durch die Pappseiten - um das buchstäblich erste Buch zu
Zweisprachigkeit.
Es fällt auf.
Die sehr schönen Illustrationen erklären
Worte, die dann zum Vorlesen darüber stehen, es sind Motive, die
erklären, daher zurückhaltend sind, keiner Mode folgend. Es geht um
deutsch-türkische Verständigung. Ein geglückter, leicht ums Herz
machendes Anti-Sarrazin-Ansatz! Hier sind die türkischen Kinder keine
Problemrandgruppe, stattdessen wird das Gemeinsame betont, und das ist
es, was wir und die Kinder brauchen. Toll geeignet für
Kindertagesstätten, wo man zusammen lebt und spielt! Aber auch für
Familien ist es spannend: Das Miteinander ist Realität, und auch viele
deutsche Eltern haben das längst erkannt - ein Buch also auch für sie.
(Ab 2)
Von der Rezensentin ist in der
„Schriftenreihe: Essays zur Kinderliteratur“ erschienen: „„Erstickte
Hochkultur. Die deutsche zeitgenössische Kinderliteratur –zerrieben
zwischen Klientelismus, Partikularinteressen und Vorteilsnahme“(ISBN
978-3-938531-05-1)
Ein in sich stimmiges Paket
Reinhard Fritzsche, Ria Gersmeier:
"Johnny, der Setter"
Von Anne Spitzner
Ria
Gersmeier, Reinhard Fritzsch:
„Johnny, der Setter“
Mit Bildern von Katja Kiefer
Sprache: Deutsch-französisch
Olms 2009
24 Seiten, Euro 12,80
ISBN: 978-3487088266
In einem Hundekorb kommen sechs
Setterwelpen zur Welt. Einen davon, den Rüden Johnny, sucht sich Familie
Hoffmann als Familienhund aus. Johnny muss lernen, dass es sich nicht
gehört, sein Geschäft in der Wohnung zu verrichten, dass er seiner
Familie aufs Wort gehorchen muss und dass er im Park keine Enten jagen
darf. Und es dauert ein bisschen, bis ein ausgewachsener, gehorsamer
Familienhund aus Johnny geworden ist.
Diese Geschichte erzählen in warmen Worten
Reinhard Fritzsche und Ria Gersmeier, die wunderschönen Illustrationen
von Katja Kiefer tun ein Übriges, um das Buch zu einem echten Erlebnis
zu machen.
Doch das ist noch nicht alles: Johnny
erlebt eine Abenteuer nämlich gleich zweisprachig, auf Deutsch und auf
Französisch (wahlweise auch auf Polnisch, Russisch, Spanisch oder
Türkisch). Eine großartige Idee, um in Kindern spielerisch die Freude an
anderen Sprachen zu wecken und ihnen die ersten Wörter beizubringen.
Wenn ein Französisch sprechender Erwachsener ihnen vorliest, wird das
Erlernen der richtigen Aussprache auch gleich noch mitgeliefert.
Für besonders Interessierte findet sich am
Ende sogar noch eine kleine Informationstafel über Hunde. Alles in allem
also ein in sich stimmiges Paket – und eine schöne Geschichte obendrein,
die auch noch Spaß beim Lesen macht.
(ab 3)
Eine runde
Sache, das Bärenleben
Besonders dieses: „Bärenleben“ von Ria
Gersmeier
Von Anne Spitzner
Ria
Gersmeier:
„Bärenleben“
Mit Bildern von Katja Kiefer
Olms 2009
24 Seiten, Euro 12,80
ISBN: 978-3487088129
Tief im Wald, mitten im Winter, kommen in
einer Erdhöhle zwei winzige Bärenkinder zur Welt. Obwohl sie am Anfang
kaum größer als Eichhörnchen sind, werden sie in den nächsten eineinhalb
Jahren zu großen Braunbären heranwachsen. Diesen Wandel kann man in
„Bärenleben“ von Ria Gersmeier miterleben.
Dieses Buch eignet sich hervorragend, um
Kindergarten- und Grundschulkindern etwas über das Leben von Braunbären
in freier Natur beizubringen; dafür enthält es auch noch einen
Steckbrief auf den letzten beiden Seiten.
Doch darüber hinaus hat das Buch noch
etwas ganz anderes zu bieten: Die Geschichte der Bärenmutter und ihrer
beiden Kinder wird nicht nur auf Deutsch erzählt, sondern parallel dazu
auch noch auf Englisch (wahlweise auch auf Russisch oder Türkisch). Das
bietet für Fremdsprachenneulinge wie die kleinen Leser einen einfachen
Einstieg; wichtige Vokabeln werden durch kleine, hübsch anzuschauende
Illustrationen erklärt, und die gelungenen Bilder von Katja Kiefer
erzählen einen guten Teil der Geschichte mit.
So ist es leicht und spannend zugleich,
das Tun und Treiben der Bären zu verfolgen und ganz nebenbei noch die
ersten Schritte in einer fremden Sprache zu wagen. Alles in allem also
eine runde Sache, das „Bärenleben“. Und das nicht nur mit Speckpolster
kurz vor dem Winterschlaf!
(ab 3)
Die in dieser Reihe
erscheinenden Bücher gibt es in den Sprachen Deutsch-Englisch,
Deutsch-Türkisch, Deutsch-Polnisch, Deutsch-Spanisch,
Deutsch-Russisch, Deutsch-Französisch
Große und kleine
Katzenabenteuer auf zwei Sprachen
Ria Gersmeier: "Bijou, die Findelkatze"
Von
Anne Spitzner
Ria
Gersmeier:
Bijou, die Findelkatze / Minik Bijou Aile
Aryor: Deutsch-türkische Ausgabe
Mit Illustrationen von Katja Kiefer
Olms 2009
23 S., Euro 12,80
ISBN: 978-348708818
Eines Tages entdecken
die Geschwister Malte und Anna-Lena eine kleine Katze in ihrem Garten.
Zuerst ist sie sehr scheu, doch nach und nach wird sie immer
zutraulicher und schließlich zu einem richtigen Familienmitglied. Was
Bijou, die kleine (und größer werdende) Katze in Haus und Garten von
Familie Braun so alles erlebt, erfährt man im Buch „Bijou, die
Findelkatze“ – und das gleich zweisprachig: auf Deutsch und auf Türkisch
(wahlweise auch auf Englisch oder Russisch). Dabei wird nicht nur die
Geschichte von Bijou und Familie Braun erzählt, sondern kleine
Illustrationen erläutern auch Vokabeln.
Es ist eine schöne Idee,
Kindern anhand einer zweisprachig erzählten Geschichte die Freude an
anderen Sprachen näherzubringen (oder sie auszubauen, falls sie bereits
vorhanden ist). Es ist dabei jedoch wichtig, darauf zu achten, dass die
Kinder nicht damit allein gelassen werden, denn es gibt in dem Buch
nirgends eine Erklärung für die Aussprache des Türkischen. Das kann
schwierig werden, wenn das Buch den ersten Kontakt mit der türkischen
Sprache in geschriebener Form darstellt.
Sobald jedoch jemand
dazukommt, der des Türkischen mächtig ist, verschwindet dieses
klitzekleine Manko vollständig, und es bleibt nur die bilinguale
Geschichte einer kleinen Katze, die ein schönes Zuhause findet und
kleine und große Katzenabenteuer erlebt.
(ab 3)
Die in dieser Reihe
erscheinenden Bücher gibt es in den Sprachen Deutsch-Englisch,
Deutsch-Türkisch, Deutsch-Polnisch, Deutsch-Spanisch,
Deutsch-Russisch, Deutsch-Französisch
Leben und Erleben eines Kindes, das zweisprachig
aufwächst
Mit Herz verfasst: "Aurelias Papa kann Bücher schreiben"
Von Susan Müller
Mouchi
Blaise Ahua:
"Aurelias
Papa kann Bücher schreiben"
Wagner
Verlag 2008
72 S.,
Euro 10,90
ISBN 978-3-86683-286-2
Dieses Buch steckt voller Begeisterung und Enthusiasmus,
was das Lernen von Sprachen betrifft. Es schenkt einen wunderbaren
Einblick in das Leben und Erleben eines Kindes, das zweisprachig
aufwächst.
Aurelia bekommt mit viel Liebe die Unterschiede der
Sprachen erklärt und in ihr wird frühzeitig Interesse für das Lesen und
auch Schreiben geweckt. Mit ihrer Begeisterung steckt sie ihren Freund
Julian an und kann ihm helfen, neben Deutsch schon früh Französisch zu
lernen. Sehr deutlich kommt in diesem nicht übertrieben langem Buch zum
Ausdruck, wie Eltern ihrem Kind etwas vorleben können, ohne dass ein
Zwang daraus wird. Kindliche Neugier und Wissensdurst werden liebevoll
befriedigt mit dem Ergebnis, dass selbst die Schule Anlass sieht, einen
Sprachkurs anzubieten. Dieses Buch motiviert und ist verständlich und
mit Herz verfasst!
Quatschmachen in der Menschenwohnung
Mit Lerneffekt: "Kater Karl und der Punktehund"
Von Susan Müller
Dagmar
Bangert / Sybille Hammer:
"Kater
Karl und der Punktehund
dition
Bi:Libri 2007
28 S.,
13,95.-
ISBN:
978-3938735220
Wir kennen das Sprichwort „die sind wie Hund und Katze“ -
und gemeint ist damit, sie verstehen sich eigentlich überhaupt nicht.
Aber bei "Kater Karl und der Punktehund" ist das ganz anders. Die beiden
hecken nämlich gemeinsam allerhand Blödsinn aus. Allein daheim und ein
bisschen gelangweilt, treiben sie es in der Menschenwohnung recht bunt.
Die Bilder in diesem Buch ergänzen prima den Text der
Streiche. Als die beiden dann im Bad eine ziemliche Verwüstung und
Wassermatscherei veranstaltet haben, versuchen sie es mit
Schadensbegrenzung, aber Mutter und Kind entgeht das Malheur nicht ganz,
und sie wundern sich schon sehr über die allgemeine Nässe.
Bilder und Text sind kindgerecht und lustig, und dazu
kommt noch das Besondere am Buch, der Lerneffekt.
Der kleine
Leser kann zum Schluss auf den Seiten Symbole suchen, deren
„Puzzleteilchen“ im Buch eingelegt sind. Und es wird in mehreren
Sprachen angeboten, die dem deutschen direkt gegenüber gestellt werden,
was mit zugehörigem Bild und Vokabel ein einfacheres Erlernen möglich
macht. Eine gute Idee.
Die Rezensentin ist Mitarbeiterin der Librikon-Redaktion.