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Ein kleines Wunderding. Dazu Stempel

Catharine Roehrig: „Spaß mit Hieroglyphen“

 

Catharine Roehrig:

„Spaß mit Hieroglyphen“

Aus dem Englischen von Edmund Jacoby

Jacoby & Stuart 2009

48 S., Euro 24,95

ISBN: 978-3941087545

 

(librikon) Das Set „Spaß mit Hieroglyphen“ ist eigentlich ein Beiheft und eine Stempelsammlung zusammen, und sollte es geplant sein, dass nur das Stempeln für das Kind ein Erlebnis ist, ist man hier falsch: Das Beiheft könnte gut und gern für sich stehen; inhaltsreich, verständlich und durchdacht illustriert: Ein kleines Wunderding.

Darin wird das Hieroglyphen-Alphabet und dessen Anordnung erklärt, dazu, wie die alten Ägypter gezählt haben, was für Schreibstile es gab, einiges zur Geschichte der Entdeckung der Hieroglyphen. Nie überfordernd! So macht es Spaß, sich intensiv mit Hieroglyphen zu beschäftigen – und danach sich ein Papier zu nehmen und draufloszustempeln. Richtige Botschaften, die sich entziffern lassen; und nichts daran erinnert an diese billigen Gimmicks, die auf Kinderzeitschriften kleben. Und nichts erinnert an diese Lernspiele, mit denen die überforderten Schüler an ihren kurzen Nachmittagen nun allerorten malträtiert werden. „Spaß mit Hieroglyphen“ will nichts erreichen, außer qualitätsvoll zu sein und damit zu überzeugen. Es wurde vom Metropolitan Museum of Modern Art herausgegeben, dann ins Deutsche übersetzt, und es hat diese chice Ästhetik der guten Museumsläden. Es stimmt einfach alles.

(ab 9)

 

 

 

 

Ein geeigneter Einstieg in die Welt der alten Ägypter

Rosa Naumanns "Der Gehilfe des Mumienmachers"

Von Alexandra Küffer

 

Rosa Naumann:

Der Gehilfe des Mumienmachers

Rowohlt 2007

240 S., Euro 9,90

ISBN: 978-3499213908

 

 

 

Wenn im Titel eines Buches das Wort „Mumie“ auftaucht, ist ihm das Interesse der Leser schon fast sicher. Mumien gelten zusammen mit Tutanchamun und den Pyramiden von Giza mittlerweile als Synonym für Ägypten schlechthin. Und dies nicht ganz zu Unrecht, gehört doch das Phänomen der Mumifizierung zu den faszinierendsten Merkmalen der altägyptischen Kultur.

Rosa Naumann legt mit „Der Gehilfe des Mumienmachers“ einen historischen Jugendroman rund um die Themen Mumien, Mumifizierung und Grabraub vor - allesamt dankbare Sujets, die einen idealen Ausgangspunkt für eine spannende Reise ins alte Ägypten bilden. Der Roman spielt zur Zeit des Pharaos Sethos I. (um 1290 – 1279 v.Chr. gemäss Lexikon der Pharaonen), dem Vater des berühmten Ramses II. Der junge Ayat wird von seiner Heimatstadt Tyros nach Luxor verschleppt, wo man ihn dem Mumienmacher Wah als Gehilfen zuteilt. Trotz seiner Gefangenschaft findet Ayat Gefallen an der anspruchsvollen Arbeit der Balsamierer und beginnt, sich auch für die komplexen Rituale und Jenseitsvorstellungen der Ägypter zu interessieren. Als Ayat jedoch herausfindet, dass Wah der Anführer eines Grabräuberrings ist, der die wertvollen Beigaben der Mumien stiehlt, gerät er in Gefahr und soll zum Schweigen gebracht werden.

Geschickt verbindet Naumann geschichtliche Fakten mit erzählerischer Fiktion. So sind unter Sethos I. mehrere Expeditionen nach Palästina und Kanaan belegt, welche der Sicherung der Handelswege und der Beschaffung von Sklaven dienten; auf einer topographischen Liste wird u.a auch die Küstenstadt Tyros erwähnt. Auch Grabräubereien waren, wie im Roman geschildert, ein weitverbreitetes Übel; dramatische Ausmasse nahmen die Plünderungen in der thebanischen Nekropole jedoch vor allem am Ende des Neuen Reiches (rund 200 Jahre nach Sethos I.) an. Die Benutzung von altägyptischen Namen und Bezeichnungen, wie etwa „Waset“ für das altägyptische Luxor, ist zu Beginn der Lektüre vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, trägt jedoch zur Atmosphäre des Buches bei.

Breiten Raum nehmen die Schilderungen der Arbeit von Ayat in der Balsamierungsstätte ein. Besonders anschaulich beschreibt Naumann, wie dieser sich zunächst vor den Leichnamen ekelt und auch fürchtet; schon bald ist aber sein Interesse geweckt und er möchte alles über die Heil- und Mumifizierungskunst erfahren. Die Fragen Ayats an seine Arbeitskollegen und deren Antworten bieten der Autorin eine gute Möglichkeit, auch die Leser in die Geheimnisse der Balsamierung einzuweihen. So erfahren sie, dass eine Person im Jenseits nur weiterleben konnte, wenn ihr Körper vollständig erhalten blieb, und dass deshalb in Ägypten die künstliche Mumifizierung entwickelt wurde, bei der in einem 70 Tage dauernden Prozess die Verwesung des Leichnams mit einer aufwendigen Behandlung unterbunden werden sollte. Die drei Arten der Mumifizierung (von sehr aufwendig bis summarisch), wie sie der griechische Historiker Herodot um 450 v. Chr. überliefert hat, werden ausführlich beschrieben. Dabei wird auch deutlich, dass sich ausschließlich wohlhabende und hochgestellte Persönlichkeiten die kostspieligste Behandlung leisten konnten. Nur am Rand vermerkt sei, dass das Waschen des Leichnams und die Entnahme der Organe wohl nicht auf Holztischen, sondern auf steinernen Tischen durchgeführt wurde, die einfacher zu reinigen waren. Und wenn gegen Ende des Buches der junge Held in ein Grab eingesperrt wird und dort in eine Fallgrube stürzt, so entspricht dies eher einem heute beliebten Filmmotiv, als der Realität vor 3000 Jahren.

Das Glossar mit den Worterklärungen am Ende des Buches ist zum Nachschlagen ägyptischer Bezeichnungen und Götternamen hilfreich, weist aber kleinere Ungenauigkeiten auf, z.B. galt nicht Chnum, sondern Ptah als Gott der Handwerker und Arbeiter und der Begriff „Ort der Wahrheit“ bezeichnet nicht spezifisch das Giza-Plateau, sondern wird gerade im Neuen Reich vorwiegend für die Grabbauten im Tal der Könige benutzt. Auch im Kapitel „Zum geschichtlichen Hintergrund“ sind einige chronologische Daten nicht ganz präzis wiedergegeben: So haben die Hyksos nicht 200 Jahre über Unterägypten geherrscht, sondern rund 100 Jahre (die eigentliche Hyksos-Dynastie, die 15. Dynastie, herrschte von 1630 – 1522 v.Chr.). Im selben Kapitel wird erklärt, dass Ayats Geschichte zur Zeit von Sethos I. spielt; der Text auf dem Buchumschlag nennt dazu das Jahr 1270 v.Chr. König Sethos I. hat jedoch nur bis 1279 v.Chr. regiert. Im Jahr 1270 v.Chr. war sein Nachfolger Ramses II. schon seit 9 Jahren an der Macht. Auch die Jahresangabe des Friedensvertrages Ramses’ II. mit den Hethitern ist mit 1284 v.Chr. nicht korrekt wiedergegeben. Damit wäre ja der Vertrag in die Herrschaft von Sethos I. gefallen. Er wurde aber nachweislich im 21. Regierungszeit Ramses’ II. geschlossen, also etwa um 1259/58 v.Chr.

Insgesamt ist der flüssig geschriebene und gut zu lesende Roman aber ein gelungenes Lesevergnügen und bietet gerade für ein jüngeres Publikum einen geeigneten Einstieg in die Welt der alten Ägypter. Mögen die spannenden Abenteuer des jungen Ayat die Leser dazu ermuntern, noch mehr über das Land der Pharaonen zu erfahren.

 

Die Rezensentin ist Ägyptologin, Chefredakteurin von niletimes.ch und Co-Leiterin des Museums für Völkerkunde Burgdorf / CH tätig.

 

 

 

 

Ein Buch, dessen Idee aufgeht

 

Berndt Schulz:

Das Geheimnis des Falkengottes

Arena 2007

165 S., Euro 9,95

ISBN: 978-3401061795

 

 

 

(librikon) Abenteuer, ferne Länder, frühere Zeiten, Macht, Intrigen und faire Kämpfe: Jungs und Mädchen (die ohne Träume in Ballerinenrosa) kommen in „Das Geheimnis des Falkengottes. Ein Kriminalroman aus dem alten Ägypten“ voll auf ihre Kosten. Drei Freunde, die zusammenhalten wie Pech und Schwefel, nehmen jede Herausforderung an. Sie müssen sogar die Stirn haben, sich den Mächtigsten in den Weg zu stellen. Wie sie das tun, hat Charme und verbreitet Lesefreude. Ein Buch, dessen Idee aufgeht: Für Leser, die noch ein bisschen mehr lesen sollen, für Wissenshungrige, die eine versunkene Welt kennenlernen wollen, für Kinderkrimifans. (Ab 10)

 

 

 

 

Hoch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

   
 

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