Erik ist eine Pflaume.
Jedenfalls hat sein neuer türkischer Mitschüler Cenk ihm gesagt, dass
das die Bedeutung seines Namens auf türkisch ist. Und da Erik eine
Pflaume ist, noch dazu eine Pflaume mit Leserechtschreibschwäche und
einer Sechs in Deutsch, hat er nicht gerade viel Selbstbewusstsein. Mit
der Sechs im Ranzen verpasst er absichtlich seinen Bus, um noch nicht
nach Hause zu müssen, doch dann beginnt für Erik ein völlig unerwartetes
und spannendes Abenteuer. Denn neben einer Mülltonne findet er einen
Zettel mit einer Geheimbotschaft, und damit beginnt eine aufregende
Jagd.
Das Buch nimmt den
Leser rasch vollständig gefangen, es ist spannend, selbst für etwas
größere Leser, und man will so unbedingt wissen, wie es ausgeht, dass
man alles andere stehen und liegen lässt.
Der Leser verfolgt die
Geschichte aus Eriks eigenem Blickwinkel, und sie lebt von den Gedanken,
die in Eriks Kopf herumgeistern – denn Erik selbst redet nicht viel.
Dafür sind seine Gedanken umso toller und wichtiger. Man steht sozusagen
daneben, während Erik sich selbst analysiert, sein Pflaumen-Ich, das
seiner Mutter so viele Sorgen macht, dass sie ständig mit ihm zu
irgendwelchen Spezialisten rennt. Die geben natürlich alle möglichen,
einander widersprechende Diagnosen ab, weil mit Erik eigentlich alles in
Ordnung ist.
All das erfährt man
als Leser so nebenbei, während sich die Handlung um die ominösen Zettel
weiterentwickelt. Aygen-Sibel Çelik beweist viel Feingefühl und weiß
genau, wie sie darstellen kann, was in Eriks Kopf und gleichzeitig in
seiner Umwelt passiert. Ohne Schwierigkeiten schafft sie den Spagat
zwischen der fantastischen Geschichte, die Erik passiert, und der
Realität, sodass die Handlung nie unglaubhaft oder gar lächerlich wirkt
(wie das manchmal bei anderen Büchern der Fall ist…).
Eriks Erlebnis
passiert einfach so, wirkt kein bisschen konstruiert und geht am Ende
doch vollkommen auf – was vielleicht das Schönste an den
„Geheimnisvollen Nachrichten“ ist. Man kann die ganze Zeit über mitraten,
was wohl als Nächstes passieren wird, oder selbst versuchen, die Zettel
zu enträtseln. Dabei wird man aber oft überrascht, denn es passiert
selten das, womit man gerechnet hat.
Das Ende der
Geschichte ist ebenfalls eine einzige große Überraschung – aber das wird
hier nicht verraten. Selber lesen macht eben doch am schlausten!
Die
Rezensentin ist Krimiautorin, angehende Biologin und Mitarbeiterin der Librikon-Redaktion.