Warum sind Tiere eigentlich immer so verdammt
putzig und süß? Vielleicht, weil sie weniger können als wir Menschen.
Doch das, was sie können, können sie richtig gut – zum Beispiel putzig
und süß sein. Sie ziehen halt ihr Ding voll durch.
Wenn Lenni ein Mensch wäre, dann würde man ihn
aufgrund seiner Fixation sicher irgendwo auf dem autistischen Spektrum
wiederfinden. Doch zum Glück ist Lenni ein kleiner Mäuserich und als
solcher in erster Linie niedlich. Es ist nämlich nicht Ferris, der blau
macht, sondern Lenni, der Blau mag. Das cyanophile Mäuschen lebt
in einer minimalistischen Farbfleckenwelt, die ein wenig an das feine
Design des Indie-Games „Blueberry Garden“ erinnert, und steht mächtig
auf die Farbe Lila … Blau.
Aber genug der völlig unnötigen Filmverweise
– worum gehts in Ann Cathrin Raabs wunderschönem Bilderbuch für die ganz
Kleinen eigentlich? Wie bereits angedeutet, fühlt sich Lenni durch jene
Farbe mit einer Wellenlänge zwischen 400 und 500 Nanometern ästhetisch
zutiefst angesprochen. Zugegeben, Blau ist richtig schick. Daher macht
Lenni erst seinen Zaun blau, dann den Baum, auch Wolken – eigentlich
macht Lenni auf seine Weise doch ganz schön blau. Irgendwann ist alles
komplett blau in blau. Ist der kleine Eigenbläudler nun im Paradies
angelangt? Leider nö, wie er bald feststellen muss. Denn Blau kann nur
dann seine Lieblingsfarbe sein, wenn auch andere Farben das Universum
bereisen und durch ihre Nichtblauität dem Blau seine ganze
B(l)e(u)sonderheit verleihen. Ansonsten findet nämlich Ennui statt.
Wieder was gelernt.
Ann
Cathrin Raab:
„Lenni mag Blau“
Thienemann Verlag
geb., 32 Seiten, Euro 11,90
ISBN: 978-3522436748
Vom Rezensenten ist zuletzt das Jugendbuch
"Alu" erschienen, das auf der Nominierungsliste zur "Segeberger Feder
2012" steht.