Ein orangefarbenes Band, das sich wie ein,
pardon, roter Faden durch das Buch zieht – und nicht, wie sonst üblich,
als Lesezeichen oben am Buch befestigt, sondern unten daraus
hervorragend. 20 Bilder, mit denen dieses orangefarbene Band irgendwie
zu tun hat. Was hat es damit auf sich?
Hier geht es um das Pappbilderbuch „Leg
los“ von Henrike Wilson und Iris Wolfermann – ein Buch ohne Text, dafür
mit einer klaren Gebrauchsanweisung. Eben: Leg los – und erzähl die
Geschichte selbst!
Jedes der zwanzig Bilder erzählt eine
eigene Geschichte – bzw. kann man sich eine dazu ausdenken. Das
orangefarbene Band ist im einen Fall Teil des Wollknäuels, in dem sich
die kleine graue Tigerkatze verstrickt hat, und im nächsten Fall eine
Zeltstange, dann wieder die Zunge eines Chamäleons oder das untere Ende
eines Wurms, der auf dem Bild aus der Erde guckt. Die Bilder sind nicht
zu überladen und deutlich genug, dass man sie auch mit kleinen Kindern
ansehen kann. Dadurch, dass es keine Texte gibt, kann man seiner eigenen
Fantasie besser freien Lauf lassen, als wenn man einfach eine Geschichte
vorlesen würde – und kann dann beim gemeinsamen Angucken viel eher das
Kind entscheiden lassen, wie lang es bei dem einzelnen Bild verweilen
möchte.
Die Bilder entführen den oder die
Betrachter in die verschiedensten Lebensräume, vom tropischen Dschungels
ins tiefe Meer zur heimischen Wäscheleine, ins Kasperletheater oder in
den Zirkus. Die stabilen Pappdeckel sorgen dabei dafür, dass allzu
eifrige kleine Bilderbuchgucker nicht allzu viel Schaden anrichten
können. Perfekt wäre es gewesen, wären in der Produktion noch die Ecken
ein klein wenig abgerundet worden, wie das bei vielen anderen
Pappbüchern gemacht wird – so sind sie arg spitz geworden. Aber davon
abgesehen ist dieses Büchlein eine runde Sache und kann dazu beitragen,
einen regnerischen Tag zu überbrücken.
Nastja Holtfreter: „Du darfst die Katze
streicheln“
Von Anne Spitzner
Im Buch „Du darfst die Katze streicheln“ von Nastja Holtfreter darf man
genau das: Die Katze streicheln, und den Hund, auch an seinem weichen
Bauch, genau wie das Meerschweinchen und den Hasen. Aber den Löwen, den
darf man nicht streicheln – sonst brüllt er wütend!
Das bunte Pappbilderbuch aus dem Carlsen Verlag hilft dabei, ein
wichtiges Thema anzuschneiden: Das Wort „Nein“ mit all seinen Folgen.
Der Löwe DARF nämlich wütend sein, wenn er angefasst wurde, obwohl er
das nicht wollte – genau wie kein Kind sich anfassen lassen muss (gerade
jetzt kurz vor Weihnachten ist das vielleicht nochmal ein wertvoller
Hinweis…). Und hierbei ist gar nicht unanständiges Anfassen gemeint,
sondern einfach nur das Überschreiten einer persönlichen Grenze, die
gerade kleine Kinder viel zu oft nicht ziehen dürfen und auch nicht zu
ziehen lernen (Stichwort: Jetzt gib der Tante doch mal das
Händchen/einen Kuss, oder das leidige Ins-Gesicht-fassen…).
Umgekehrt DARF aber natürlich auch jedes Kind traurig sein, wenn es gern
den Löwen streicheln möchte, das aber nicht machen soll, weil der Löwe
dann (wie oben erklärt zu Recht) wütend losbrüllt. Wie fühlt sich so ein
Verbot an? Die Altersgruppe, mit der man dieses Buch anschaut, fängt ja
dann gerade an zu lernen, dass man nicht alles tun kann, was einem
gerade in den Sinn kommt…
Die bunten Bilder haben klare Konturen und gute Kontraste und sind
deshalb gut geeignet, um sie schon mit wirklich kleinen Kindern, also
Einjährigen oder sogar Kleineren, anzugucken. Die Tiere sehen lieb und
freundlich aus (auch der Löwe), und der wenige Text macht bloß noch ein
paar Vorschläge, wo man die Tiere noch streicheln könnte.
Ach, und zum Glück ist dann der Löwe nochmal hinten auf dem Buchumschlag
abgebildet, und da kann man es ja dann noch einmal versuchen…
Mies van Hout: “Guck-Guck!
Viereckig/rund/dreieckig“
Von Anne Spitzner
Ein Konzept, drei Bücher – das ist „Guck-Guck!“ von Mies van Hout. Die
Bilderbücher der Niederländerin funktionieren nach einem ebenso einfache
wie genialen Prinzip: Klappt man eine Seite auf, so sieht man eine Form
(oder auch viele Formen), die eben je nach Titel rund, dreieckig oder
viereckig ist/sind. Zu beiden Seiten kann man das Bild jedoch noch
weiter aufklappen. Die Formen sind dann die gleichen, aber plötzlich
gewinnen sie an Leben: Da wird aus einem gelben Dreieck plötzlich ein
wildes Huhn, und viele kleinere Vierecke verwandeln sich beim Aufklappen
in eine Schar Käfer, die in alle Richtungen krabbeln.
Auf allen drei Buchumschlägen steht, dies sei ein „Buch, das man immer
wieder anschauen kann, weil man jedes Mal etwas Neues entdeckt“, und
meiner Meinung nach ist das völlig zutreffend.
Die leuchtenden Farben – die Umschläge sind rot, gelb und blau, und auf
jeder Klappseite dominiert eine andere Farbe, mal knallpink, mal grün,
mal gelb – sind für kleine Kinder ganz besonders toll, während für ein
wenig größere Leser wohl eher die Formen interessant sein dürften. Hier
helfen klare Linien und starke Kontraste beim Angucken. Da und dort kann
man dann auch schon mal ein bisschen rätseln, natürlich ganz allgemein
vorm Aufklappen, was wohl aus diesen Dreiecken/Vierecken/Kreisen werden
könnte, aber auch, wenn man die Seite schon aufgeklappt vor sich liegen
hat. Um die Qualle gut erkennen zu können, muss man das Buch zum
Beispiel um 90° drehen, und bis ich den Tausendfüßler identifiziert
hatte, musste ich auch eine ganze Weile hingucken. Spaß macht das schon
alleine, und mit Kind noch viel mehr.
Fazit: „Guck-Guck!“ verdient eigentlich sogar mehr, als zwischen
Buchdeckel gesperrt zu sein; vielleicht wäre ja ein Memory eine Idee,
oder an die Wand könnte man viele dieser Bild auch sehr schön hängen… na
ja. Bis dahin kann man sich „Guck-Guck!“ ja immer wieder angucken, Neues
entdecken, in den tollen Farben schwelgen und auf alle Fälle Spaß damit
haben!
Halloween spült Geld in die Kassen von
Herstellern spezifischer Produkte wie Masken und Süßigkeiten. Also muss
es mit Wucht nach Deutschland gebracht werden, ohne Sinn und Verstand.
Genauso wird es nun von Betreuungseinrichtungen und Eltern übernommen.
Wenig später, am 11. November, ist ein Festlein, bei dem man um die
Überlebenschancen bangen muss. Sankt Martin mit dem offensichtlich nicht
für Konsum umnutzbaren Laternelaufen fleddert zeitlich zwar immer weiter
aus (erste Umzüge gibt es in Norddeutschland schon im September), das
darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nur ein letztes
Aufbäumen ist. Und dennoch – ein Brauch mit einer so langen Tradition
hat viel für Kinder Bezauberndes hervorgebracht, und einiges davon ist
in den Büchern zu Sankt Martin festgehalten.
In dem Buch „Laternenfest und Lichtermeer“
sind Gedichte und Lieder sowie Geschichten rund um Sankt Martin zu
finden. Dazu gibt es kleine Erklärungen, die neben den Texten stehen.
Bastelanleitungen, Rätsel und Spiele runden das passend in schönem Blau
gestaltete Buch ab. Kurzum – alles, was man braucht, um ein lustiges
Martinsfest gestalten zu können. Und damit es nicht zum Oberflächlichen
verkommt, zu „Kita-Massenevents“, damit die Kinder wissen, weshalb Sankt
Martin überhaupt gefeiert wird, weshalb man also Laterneläuft, was die
Lieder zu bedeuten haben – zum Erhalt dieser alten Tradition trägt
dieses Buch bei. Ein toller Beitrag, der alle Lücken um das Laternenfest
schließt und auch für Erwachsenen durchaus interessant ist. Genau das
Richtige für Eltern und Kindergärten!
Von Sprachkursen kennen es manche schon
lange. Man fühlt und schnuppert und fasst an, man erlebt Sprache und
kann sich so alles viel besser merken. Das ist das Gegenteil von tristem
Lernen. Warum also nicht bei den Kleinsten mal weg vom platt gedrückten
Buch und hin zum großen Abenteuer: „Bist du das, Wolf?“ ist untertitelt
mit „Greif hinein, wenn du dich traust“. Das Geschichtlein handelt von
einem Schwein, das den auf dem Bauernhof versteckten Wolf sucht. Auf den
Doppelseiten finden sich Pappklappen, in die Kinderhände hineingreifen
sollen. Oder können – für Kinder von zwei bis drei Jahren ist das sehr
spannend. In den Klappen findet sich Kratziges, Weiches, Klebriges: Ist
es der Wolf? Das Finale krönt dieses Buch-Event – der Wolf springt dem
Betrachter förmlich entgegen. Die Bilder sind kindnah gestaltet, die
gedeckten Farben (es ist Nacht im Buch) sind richtig schön gewählt; ein
gut gestaltetes Buch. Das „Nochmal! Nochmal!“ hallt jedem Vorleser im
Ohr. Da gibt es keine Rettung – oder nur dieselbe wie die für die Tiere
vom Bauernhof: Wegrennen.
(Ab 2)
„Bist
du das, Wolf? Greif hinein, wenn du dich traust“
Im Land der Nasen leben viele seltsame
Gestalten. Jeder kann mit seiner Nase etwas Besonderes, zum Beispiel
sägen, pflücken, sie als Wäscheleine oder als Musikinstrument benutzen.
Nur einer kann mit seiner Nase nichts Außergewöhnliches: Nick. Dadurch
ist er sehr traurig und fühlt sich nutzlos. Seine Oma hat früher immer
gesagt, er habe eine Nase für Unglück, aber niemand hat verstanden, was
sie damit meinte. Zwar hat er immer versucht, seine Nase zu etwas
Sinnvollem zu nutzen, aber nie hat es geklappt. Doch eines Tages riecht
Nick einen Pfeffersturm und warnt alle Bewohner des Landes der Nasen.
Pfeffer ist nämlich das Einzige, von dem sie Angst haben. Gerade noch
rechtzeitig können sie sich in ihren Häusern in Sicherheit bringen. Nun
wissen alle, was seine Oma damals gemeint hat. Nicks Nase ist doch zu
etwas nützlich.
Mit viel Fantasie und pfiffigen Ideen
werden die Bewohner des Landes der Nasen dargestellt. Während einige
Bewohner menschlich aussehen, ähneln andere eher Vögeln, wieder andere
sind einfach nur große Nasen. Es werden nicht viele Worte gebraucht, um
zu beschreiben, was die Bewohner mit ihren Nasen können. Ausdrucksstarke
Momente, in denen die Nasenmännchen beispielsweise Flöte auf ihrer Nase
spielen oder sie als Regenschütz für ihre Enten hernehmen genügen. All
diese Einfälle machen Kindern und Erwachsenen Spaß beim Anschauen und
Lesen. Anstatt Landschaften gibt es nur weiße Hintergründe. Dadurch wird
nicht von den Figuren und den lustigen Situationen abgelenkt und es wird
einem viel Platz für Fantasie gelassen, mit der man sich das Land der
Nasen ausmalen kann. Das Wichtige steht dadurch im Vordergrund und es
kann durch die Bilder sehr direkt erzählt werden.
Sowohl die Grundidee als auch der Aufbau
der Geschichte sind etwas zu simpel. Trotzdem machen sie Spaß. Im
Prinzip werden nur Land und Leute beschrieben, ein kurzer Rückblick auf
Nicks Kindheit gegeben und dann die Katastrophe, die aber rechtzeitig
erkannt wird, eingeführt. Auch die Tatsache, dass Nick mit seiner Nase
das kann, wozu eine Nase da ist, nämlich riechen, befriedigt nicht
hundertprozentig. Letztendlich ist er erst zufrieden, wenn er mit seiner
Nase auch etwas Besonderes kann. Es wäre vielleicht schlüssiger gewesen
auf allgemeine menschliche Werte wie Freundschaft und Fürsorge zu
verweisen oder Nick eine Leistung erarbeiten zu lassen, auf die er stolz
sein kann. Aber es ist nur der Zufall, der entscheidet, dass Nick etwas
Besonderes ist.
Es handelt sich um eine unterhaltsame
Lektüre, die Mut gibt und Spaß macht, durch ihre Einfachheit aber nur
sehr junge Leser ansprechen dürfte.
Ein rotes Nilpferd; es kann durchsichtig,
eckig, verschwommen und gestreift sein. Und manchmal weich und manchmal
rau. Oder auch einfach unsichtbar. Ein wundervoller Held!
Denn das Nilpferd ist als Piktogramm
gezeichnet, mit klaren Konturen, und es ist verwendbar für die Idee des
Buches: Gegensätze gegenüberzustellen. Was mit „klein und groß“ noch
recht normal beginnt, geht über „davor und dahinter“ und „frei und
gefangen“ bis zu „allein und zu zweit“.
Wer bis dahin dachte, Pappbilderbücher für die Allerjüngsten sperrten
sich jeder illustrativen und inhaltlichen Qualität, der wird mit „mein
hippo kann alles“ von Janik Coat eines Besseren belehrt. Dieses
erstklassig gestaltete Buch kann den Start in ein wundervolles Leseleben
ebnen. Mit allem Ernst, die die Rezension eines so freudigen Buches
zulässt: Es gehört in die Hände von Kleinkindern. Noch heute!
Von Zubinski & Moni Port: "Bollo. Abenteuer am
Bach"
Von Bettina Meinzinger
Von Zubinski & Moni Port:
"Bollo. Abenteuer am Bach"
Beltz & Gelberg 2012
24 S., € 9,95
ISBN 978-3407794635
Am Bach kann man sich als Kind den ganzen
langen Tag rumtreiben, ohne dass es langweilig wird. Im Sommer die dort
angesiedelte Tier- und Pflanzenwelt entdecken, rummatschen,
Bekanntschaft mit Egeln und Sumpfblumen schließen. Dazu bedarf es keiner
Anleitung.
„Bollo“, ein Buch für die Kleinsten aus
dicker Pappe, begleitet zwei Kinder und ihren kleinen Kumpel Bollo,
einen rotzgrünen Matschklumpen, beim Spielen am Bach. Meistens sind seine
Mundwinkel nach oben gezogen, etwa, wenn er selbst braune Matschkugeln
formen darf, nach unten, wenn er ins Wasser plumpst. Dann kurz
abwaschen, und ab zum Essen nach Hause.
Kinder ab 2 Jahren, für die das Buch
gedacht und gemacht ist, könnten den kleinen Bollo mögen, älteren
Kindern macht es sicher mehr Spaß, selber auf Entdeckungsreise am
nächsten Gewässer zu gehen.
„Miffy im Zoo“ erzählt mit wenig Sätzen
vom Hasenvater, der mit dem Hasenkind Papageien, Zebras, Kängurus und
den Elefanten anschaut.
Die wunderschöne Neuauflage eines
Klassikers aus den frühen sechziger Jahren - das löst warme Gefühle aus.
Über viele Jahre hinweg wurde durch eine solche klare Formensprache, mit
seinen einfachen Linien und Farben graphisch großer Einfluss ausgeübt.
Für die Kleinsten ein einprägsames Erstbilderbuch. Wir warten auf
Pappvariante!
Der kleine Rabe Socke
ist ein Schelm, den man trotz seiner Lügenmärchen und seines frechen
Auftretens liebhaben muss. Das beweisen seine treuen Freunde, die ihm
seine Gier auf neue Spielsachen verzeihen und ihm mit viel Geduld das
Bravsein beibringen wollen. Dort, wo Socke auftaucht ist immer etwas
los.
In „Das Große Buch
vom kleinen Raben Socke“ sind vier Bilderbuchgeschichten in einem Band
zusammengefasst. Die Geschichten zeigen auf unterhaltsame Art, wie man
sich nicht benehmen sollte. Das Buch eignet sich hervorragend zum
Vorlesen und gemeinsamen Anschauen. Die Geschichten sind witzig, klar
formuliert und haben die richtige Länge, sodass auch die kleinsten
Zuhörer nicht die Geduld verlieren.
Die wunderschöne
farbenfrohe Illustratrion des Buches enthält viele amüsante Details, die
Interesse wecken.
„Das Grosse Buch vom
kleinen Raben Socke“ ist ein vergnügliches, brillant illustriertes
Vorlesebuch.