Sebastian Traugott von
Nervköter und seine Freunde haben einen Superheldenverein gegründet: Die
Unglaublichen Dreieinhalb. Neben Sebastian, der den geheimen Namen „Das
Gehirn“ trägt, gehören Barbara „Action-Bärbel“ Schwemme, Martin „Das
Chamäleon“ Koslowski und sein imaginärer Freund Dieter „Der
Hosenscheißer“ dazu. Sie haben sich vereint, um alle Superschurken zu
bekämpfen. Sogar richtige Heldenkostüme besitzen sie. Doch leider
bekommen sie in ihrer Klasse, der 6 a, nicht die Anerkennung, die sie
verdient hätten. Sie gelten als etwas seltsam. Doch sie sind der
Meinung, das wäre das Schicksal eines jeden Superhelden. Schließlich
muss ihre wahre Identität immer geheim bleiben.
Ihre Klasse wird mit der
6 b (b wie böse) und deren fiesen Klassenlehrer Knarz ins Schullandheim
nach Ober Ranzig fahren. An diesem Reiseziel, das für seinen stinkenden
Müllberg bekannt ist, ist Sebastians Mutter nicht ganz unschuldig.
Endlich angekommen, erfahren sie, dass am letzten Tag des Aufenthalts
ein Fußballspiel der 6 a gegen die 6 b stattfinden wird. Nachdem die
Schüler der 6 a alle Schwächlinge sind und die der 6 b groß und stark,
ist noch viel Training nötig. Obendrein werden auch noch zwei Schüler
der Gegner durch zwei wesentlich ältere und stärkere Jugendliche aus dem
Ort ausgetauscht. Das Team kann ein wenig über die Gegner spionieren,
wird aber erwischt. Nach einer Woche mit Wanderungen, komischen Hüten,
Kinderstrafbetreuung und Schnitzeljagd ist es endlich soweit: Das
Fußballspiel steht vor der Tür. Aber das Team hat einen Plan. Durch
Daniel aus der 6 b, der ganz anders als seine Klassenkammeraden ist,
haben sie erfahren, dass Knarz, der Schiedsrichter, Angst vor Mäusen
hat. Außerdem hat Muttersöhnchen Martin immer Rizinusöl für seine
unregelmäßige Verdauung dabei. Das könnte nützlich sein, um die beiden
gefährlichsten Gegner der Parallelklasse auszuschalten. Die Frage, ob es
den Unglaublichen Dreieinhalb gelingen wird, mit ihrer Klasse das Spiel
zu gewinnen und wieder beliebter zu werden, bleibt aber dennoch offen.
Die Aufmachung und der
Titel des Buchs mögen zuerst etwas abschrecken, da man meinen könnte, es
ginge primär um Fußball. Aber das Fußballspiel spielt nur am Ende eine
Rolle. Zuvor gibt es auch andere Themen wie Freundschaft, Erfolge,
Niederlagen und spannende Missionen. Die Geschichte ist humorvoll
geschrieben und reich an originellen Ideen. Die drei Helden werden im
Gegensatz zu anderen Jugendbüchern etwas flach und klischeehaft
beschrieben, haben aber ihren eigenen Charme dadurch, dass sie in der
Region zwischen Superhelden und Versagern schweben, dass sie Superhelden
sein wollen, aber im Grunde doch nur Menschen sind. Erst gegen Ende
gelingt es ihnen, einen Erfolg zu verbuchen. Die Gegenüberstellung der
Schüler und Lehrer der beiden Klassen ist zwar leicht überzeichnet, aber
gerade deshalb amüsant und sie bleibt im realistischen Rahmen.
Stellenweise wird die Handlung etwas in die Länge gezogen, z.B. wenn
sich Sebastian um das Schminken von kleinen Kindern kümmern muss, aber
insgesamt geht sie flüssig voran und ist mit immer mehr Spannung am Ende
gut aufgebaut.
Frank Schmeißers Jugendroman ist ein Buch, das vor
allem Spaß macht, wobei die Bedeutung der Freundschaft nicht untergeht.
Zum Glück hat Jan das Minitelefon im Ohr! Jeden Mittwoch wird nämlich
ein Geheimauftrag zu Jans Ohr entsendet. Es passt ganz gut, dass die
Mutter von Jan und seinen Brüdern Ben und Max wöchentlich ihre Ruhe vor
der Knaben-Trias, eine Buchhandlung und ein Glas kalte Cola mit Kuchen
braucht und keines ihrer drei Kinder für ungefähr eine Stunde sehen
will. Sie sagt dann: „Huch, jetzt muss ich aber weg“ – und das ist genau
der Moment, auf den die drei sich mittwochs immer freuen. Frau Metzler
kommt eine Etage herunter, um auf JanBenMax aufzupassen, aber Jan hat
schon die nötige Routine, um die Nachbarin mit einer Tasse Kaffee ganz
schnell zum Schlafen zu bringen.
Max schreit noch einmal sehr laut: „Schläfst du schon, Frau Metzler“,
und wenn die dann leise seufzt, können die Brüder Frau Metzlers Sessel
im Flur verstauen oder in der Gästetoilette zwischenlagern und haben
endlich die Wohnung für sich allein. Dann wird gebaut: Ein Raumschiff,
eine Zeitmaschine, ein Tunnel, der bis zum Mittelpunkt der Erde reicht.
Oder sie tauchen in die Toilette und begegnen einem Piratenkapitän,
dessen Säbel sie klauen wollen. Manchmal hatte es die Wüste auch etwas
eilig und ist einfach ohne große Vorwarnung über sie hergefallen, und
dann hilft alles nichts, es muss die Kühltruhe ausgeräumt werden!
Manchmal schaffen es JanBenMax nicht ganz, die Verwüstung in der Wohnung
der Eltern wieder wegzuräumen, besonders wenn Max seine Unterhose im
Ozean verloren hat oder sehr viel Eis am Po hat. Aber auch, wenn die
drei als Strafe ohne Vorlesen ins Bett müssen, können sie stolz auf sich
sein. Sie haben immerhin die Sonne aufgehalten und die Wüste verbannt.
„Die tollkühnen Abenteuer von JanBenMax“ ist ein amüsantes Buch. Als die
Mutter an einem Mittwoch einmal nicht weggehen will, sagt Max: „Wir
können Mama auf dem Klo einschließen.“ Und Jan antwortet: „Das geht doch
nicht. Das merkt sie doch.“ Und auch sonst ist Max’ Perspektive auf Welt
eine recht spezielle; wenn er redet, wissen nur Jan und Ben, was er
genau sagen möchte. Diese Geschichten haben einen speziellen
Brüder-Geschwister-Charme und kommen dabei ohne Gewalt oder dumme
Mädchen aus.
Die Projekte der drei sind einfach gut. Und dabei gar nicht brav (Max
pinkelt so gut wie überall hin - als die Brüder geschrumpft sind, sogar
in Frau Metzlers Nase). Wenn der Bloomsbury Verlag auf den Umschlag
schreibt: „Drei Brüder, die es wirklich gibt. Sechs Geschichten, die
nicht wahrer sein könnten“, ist das zwar ein prätentiöser Werbeversuch
und etwas albern, aber dieses Buch ist lesens- und verschenkenswert!
Vielleicht besonders an Mütter von Jungen, die sich manchmal fragen, wie
man sie beschäftigen könnte, und die nach diesem Buch wissen, dass es
reichen kann, Sehnsucht auf ein Buch und ein kaltes Glas Cola zu haben.
(Ab 6)
Die Rezensentin ist angehende
Kulturjournalistin und Mitarbeiterin der Librikon-Redaktion.