„Spotz: Alles unter KonTrolle“und „Spotz:
Ein trollkühner Held“
Von Susanne Schneider
Bei „Spotz“ kommt alles vom Comic her. Die
zwei, drei kleinen Bilder pro Seite, die oft auch Sprechblasen haben, in
denen zum Beispiel „Yeah“ steht.
Der Stil, der klipp und klar ist und die Palette der 10 häufigsten
unangenehmen Gefühle inszeniert, ohne je monströs zu werden. Die
Erzählweise, bei der sich pro Satz eine bildliche Szene der anderen
folgt. Und der Handlungsaufbau, der darauf fokussiert ist, ein Abenteuer
zu entrollen. Im ersten Band – „Spotz. Alles unter KonTrolle“ (sic!) –
hat es der Troll Spotz nicht leicht, denn Trolle sind unbeliebt in
Trollschulen unbeliebt. Spotz hat Freunde und Feinde, und einer der
letzteren Gruppe, ein Prinz von Wieseln wird entführt. Spotz, der vor
allem dadurch charakterisiert wird, dass er jähzornig ist und als
Gegenmaßnahme Ohren und Fellbauch streichelt, muss Größe zeigen. Auch
Feinde wollen gerettet werden. Im in allem vollkommen verlässlich
anschließenden zweiten Band „Spotz. Ein trollkühner Held“ (sic!) wird
nun Spotz‘ Freund Kevin Kleinschwein entführt – allerdings von Wölfen.
Spotz hilft wieder und stürzt sich mit seinem Freund Joe und seiner
Freundin Sierra in die Befreiungsschlacht. Dass er dabei selber in
Gefangenschaft gerät, geht in Ordnung; unserem Held gelingt eben nicht
alles auf Anhieb. Deshalb wohl ist manchmal nicht alles ganz logisch
und durchschaubar. Macht nichts! Für viele, viele Kinder von heute (vom
10 Jahren bis gut und gern 15 Jahre) ist „Spotz“ die Chance, Lesen als
unterhaltsamer und lustiger zu erleben als den tausendsten Blick aufs
Smartphone. Insofern ist „Spotz“ für das Genre Comic-Roman wie für die
Buchkäufer ein Gewinn. Man darf sehr gespannt auf Band 3 sein!
Rob Harrell:
„Spotz. Alles unter KonTrolle“
Band1
Aus dem Amerikanischen von Gabriele Haefs
Coppenrath 2015
304 Seiten,
ISBN 3649668440
„Spotz: Ein trollkühner Held“
Band 2
Aus dem Amerikanischen von Gabriele Haefs
Coppenrath 2016
304 Seiten,
ISBN 3649668459
Sprachspielereien
Antje Szillat: "Maja und Motte – Ach du
dicker Hund!"
Von Anne Spitzner
Antje
Szillat:
"Maja und Motte – Ach du dicker Hund!"
Coppenrath 2013
192 Seiten, Euro 9,95
ISBN 978-3649609483
Maja und Motte (eigentlich Charlotte)
Hufnagel sind Zwillinge und beste Freundinnen. Sie sind zehn Jahre alt
und gleichen einander zwar äußerlich, aber innerlich ganz und gar nicht.
Die schüchterne, stille Maja träumt davon, ein Musicalstar zu werden,
und die sportliche, freche Motte wünscht sich mehr als alles andere auf
der Welt einen Hunde – aber Maja hat Angst vor Hunden, und noch dazu hat
der Vater der beiden eine schlimme Hundehaar-Allergie.
Doch als Motte auf dem Heimweg vom
Waveboarden einen ausgesetzten Hund findet, nimmt sie ihn trotzdem mit
nach Hause, versteckt ihn kurzerhand im Gartenhäuschen und weiht nur
ihre ängstliche Schwester in alles ein. Und damit nimmt das Chaos seinen
Lauf…
„Maja und Motte – Ach, du dicker Hund“ von
Antje Szillat ist gleichzeitig das Briefbuch zweier Zwillingsschwestern
und die Geschichte ihrer Abenteuer mit dem Findelhund Rübe. Vor jedem
Kapitel sind zwei Seiten „Briefbuch“ eingefügt, optisch aufgemacht wie
ein vollgekritzeltes Tagebuch, auf denen sich die beiden Schwestern
schreiben, was sie gerade bewegt – sie diskutieren über den neuen Song,
den Maja für das Vorsingen geschrieben hat, oder über Mottes
Hundewunsch. Nach diesen Briefbuchseiten folgt dann jeweils ein Kapitel,
in dem erzählt wird, wie die Geschichte der beiden weitergeht – etwa wie
sie beim Versuch, Rübe zu waschen, das Bad verwüsten.
An sich gibt es hier wenig Neues – zwei
Schwestern, die sich streiten und wieder vertragen, ein kleines Mädchen,
das sich einen Hund wünscht, und ein anderes, das gern den Mut hätte,
vor Publikum zu singen. Das Brillante an diesem Buch ist nicht die
Geschichte, sondern die Art, wie sie erzählt wird. Antje Szillat beweist
wieder einmal ihr großes Talent für Sprachspielereien, ihre Lust an der
Sprache und eine große erzählerische Begabung. Sie überrascht den Leser
mit neuen Schimpfworten („schrottige Kotzkuh“), gibt ihm mit beinahe
poetischen Adverbien zu denken („spatzenfedrig-naiv“) und beschreibt
ihre zahlreichen exzentrischen Figuren mit einer Verve, dass man sie
direkt vor Augen hat. Dazu tragen auch die humorvollen Illustrationen
von Nina Dulleck bei.
Fazit: Von der ersten bis zur letzten
Seite macht „Maja & Motte“ Spaß, reißt mit und lässt einen mitfiebern,
ob es Motte gelingen wird, zuerst Maja und dann ihre Eltern von Rübe zu
überzeugen.
Ach, und so viel sie verraten: Die
Schlusspointe ist ein echter Knaller und transportiert noch dazu eine
wichtige Botschaft für alle Kinder, die aus ähnlichen Gründen wie Motte
keinen Hund haben können…
Die (Un-)Wichtigkeit
von Statussymbolen
Patrick
Wirbeleit: Was zur Hölle?!
Von Bettina
Meinzinger
Patrick
Wirbeleit:
"Was zur
Hölle?!"
Sauerländer 2014
48 Seiten, Euro 12,00
ISBN 978-377043635
In einer
Stadt, in der Arbeit rar ist, bleibt Jonas nichts anderes übrig, als in
der Hölle als Aschefeger anzuheuern. Die Teufelchen, die dort
beschäftigt sind, sind aber eher knuffig als zum Fürchten, und so bleibt
der Job trotz mieser Bezahlung erträglich. Schließlich benötigt er das
wenige Geld auch dringend, um seinen Schwarm Annika mit dem Kauf einer
Vespa beeindrucken zu können. Doch bis die Kröten zusammengekratzt sind,
kann es noch Jahre dauern! Einer seiner Kollegen schlägt ihm deshalb
einen Deal vor: Jonas schmuggelt ihn aus der ungeliebten Hölle, dafür
steht er als Berater in Liebesdingen zur Seite – Erfolg garantiert.
Derweil wird Annika von zwei der Satansbraten entführt, um Einlass in
den Himmel zu erpressen, denn ihr engelsgleiches Aussehen kommt nicht
von ungefähr. Doch Hilfe von oben naht.
„Was zur Hölle!?“ – ein kurzweiliger, flott gezeichneter Comic-Roman für
Kids übers Verliebtsein und die (Un-)Wichtigkeit von Statussymbolen.
Witzig und für die Zeit, in der man sich
seiner Gefühle nicht ganz sicher ist
Amy Ignatow: „Endlich beliebt“
Von Susan Müller
Amy
Ignatow:
"Endlich beliebt!: Ausführliche Studien
darüber, wie man cool und von allen gemocht wird, durchgeführt von Lydia
& Juli. Ein Comic-Roman im Tagebuch-Stil"
Knesebeck Verlag 2011
ISBN 978-3868731040
208 S., Euro 14,95
Lydia und Juli sind
beste Freundinnen und wären, jede für sich und zusammen, auch gern
beliebt. Sie kommen, um ihre Beliebtheitskurve zu steigern, auf die
Idee, ein Tagebuch mit gemeinsamen Eintragungen zu führen, in denen sie
notieren, wer sich wann wie benimmt, was er oder sie anhat und wie sie
selbst dies vielleicht nachahmen könnten.
Ihr Zweierkosmos ist
gar keiner, natürlich nicht, wir sind in der Pubertät. Roland, ein
Norweger, schreibt gar für Julie ein Lied (oder besser eine Ode). Wenn
das nicht wie „Beliebt sein“ aussieht (zumindest bei Roland). Und all
die anderen wichtigen Gefühle! Zum Beispiel, mit einem beleidigenden
Spitznamen fertig zu werden und eben nicht beleidigt zu sein, sondern
geehrt.
Bei allem helfen den
beiden auch ihre Eltern oder sagen wir: die erwachsenen Bezugspersonen.
Ein Comic-Roman als
Tagebuch, seit dem Riesenerfolg „Gregs Tagebuch“ an sich das
Arzneimittel, um Jungs an Bücher ranzukriegen. Aber Millionenauflagen
wecken natürlich viele Ideen, und schließlich sind Comic-Romane auch
etwas für Mädchen und Tagebücher sowieso. Also hat die Amerikanerin Amy
Ignatow sich an zwei Teenagern, die zusammen ein Buch fabrizieren und
reichlich Klischees bedient.
Ergebnis ist für Lydia
und Juli, dass alles, was sie schlimm finden, nicht so schlimm ist, und
wirklich unbeliebt sind sie auch nicht. Und für die Leserinnen
(definitiv nur weibliche) ist das Ergebnis ein Buch, das ihr Nöte
aufgreift und auf witzig-charmante Weise verulkt. Das wirkt. Ein
hilfreiches Buch der anderen Art für die Zeit, in der man sich selbst
und seiner Gefühle nicht ganz sicher ist.