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Tipps zum Thema: Tiere

 

 

 

Für Tierfreunde und solche, die es werden wollen

Diana Hillebrand: „Paula, die Tierparkreporterin“

Von Anne Spitzner

 

Paula, ein Mädchen aus München, geht in den Tierpark Hellabrunn, so oft sie nur kann. Als sie in der Zeitung von einem Wettbewerb liest, bei dem man einen Platz als „Tierparkreporterin“ gewinnen kann, macht sie natürlich mit und gewinnt. Jetzt bekommt sie den Tierpfleger Tibo an die Seite gestellt, der ihr jeden Monat ein spannendes Abenteuer rund um ein Tier in Hellabrunn bietet. Bei ihrem ersten Besuch verliert Paula ihren Krokodilstift und findet dafür einen neuen Freund, Luca.

Diana Hillebrand gelingt ein faszinierendes Porträt des Münchner Tierparks Hellabrunn mit seinen vielen tierischen Bewohnern. Sie schreibt so, dass man Paula bei ihren Erlebnissen direkt über die Schulter schauen kann – egal, ob es um die manchmal unverständlichen Entscheidungen von Eltern, die Erlebnisse im Tierpark oder die Suche nach dem verlorenen Krokodilstift geht – aber auch in gut gesetzten Worten über die Tiere in Hellabrunn. Man merkt, dass hier nicht nur eine Autorin, sondern auch eine Tierfreundin am Werk ist.

Tatkräftig unterstützt wurde Hillebrand dabei von Stefanie Duckstein, deren tolle Illustrationen dem Buch Leben einhauchen. Mit scheinbar nur wenigen Strichen gelingt es der Illustratorin, lebendige Bilder zu zeichnen, von denen man fast glaubt, sie würden sich bewegen. Jedenfalls taten sie das in meinem Kopf, während ich Paulas Geschichte las.

Der geheimnisvolle M., der dann noch auftaucht und behauptet, zu wissen, wer Paulas Krokodilstift hat, gibt der Geschichte zusätzliche Spannung. Meine Lieblingsfigur ist allerdings Tibo, der Tierpfleger, der mit Paula den Tierpark erforscht. Er denkt sich fantasie- und liebevoll Rätsel aus, die Paula zum Tier des Monats führen, weiß beinahe alles über das jeweilige Tier und hat mir während des Lesens einfach am meisten gefallen, ob er sich nun nachts als Fledermaus verkleidet oder Paula mit einem Kescher zu den Pelikanen lockt. Auch als Leser hat es Spaß gemacht, Tibos Rätsel zu lösen und am Ende dann mit Paula vor den Gehegen zu stehen.

Teilweise fehlt Hillebrands Dialogen allerdings der letzte Schliff, spürt man eine leichte Unebenheit in der Wortwahl. Auch die vielen fehlenden Kommas stören beim Lesen.

Davon abgesehen kann man mit Paula zwölf spannende Besuche im Tierpark erleben und nebenbei viel über die dort lebenden Tiere lernen. Ein gutes Buch also für Tierfreunde und alle, die es werden wollen.

(5 bis 11 Jahre)

 

Diana Hillebrand:

„Paula, die Tierparkreporterin“

Mit Illustrationen von Stefanie Ducktetin

192 Seiten, Euro 14,90

Volk Verlag 2011

ISBN 978-3862220199

 

 

 

 

 

Vorsicht: Akute Lerngefahr!

Susanne Riha: „Tiere entdecken in ihren Verstecken“

Von Daniel Ableev

 

Dieses lehrreiche Buch über die Lebens- und Arbeitsweise verschiedener Waldtiere ist für etwas ältere Kinder, aber auch jüngere Erwachsene: Zum ersten Mal lernt man als zoologisch ungebildeter Rezensent vom Schwalbenschwanz und der Haselmaus, die besonders gerne Brombeeren und Haselnüsse frisst. Und dass der Maulwurf sich von Engerlingen ernährt. Und und und. Das Besondere sind auch die aufklappbaren Halbseiten, die unter die Erdoberfläche oder hinter eine Baumrinde blicken lassen, um so auch unsichtbare Vorgänge oder Lebensräume (Wildkaninchens Setzhöhle etwa) zu veranschaulichen. Detaillierte und farbenfrohe Zeichnungen begleiten das Kennen- und Schätzenlernen des jeweiligen Tieres und seiner wunderbar putzigen Eigenheiten. Der Schwanz des Bibers heißt übrigens „Kelle“.

 

Susanne Riha: „Tiere entdecken in ihren Verstecken"

Annette Betz, 2015

48 Seiten, Euro 19,95

ISBN 978-3219116403

 

 

 

 

Ein Loblieb auf die modernen Zoos

Thomas Sbampato – Besuch im Zoo

Von Anne Spitzner

 

 

Zoos liegen heute sehr im Trend, beinahe so sehr wie noch niemals zuvor. Zu einem Großteil hängt das wahrscheinlich mit den aktuellen Entwicklungen innerhalb der Zoos zusammen. Die Betonböden und Käfigstäbe, die lange Zeit charakteristisch für die Zootierhaltung waren, sind schon lange verschwunden. An ihre Stelle treten immer mehr scheinbar zaunlose Gehege, in denen die Besucher die Tiere beinahe so erleben können wie in freier Wildbahn.

Auch Thomas Sbampato, vielfach prämierter Tierfotograf und lange Zeit entschiedener Zoogegner, hat bei seinen Besuchen in modernen Zoos festgestellt, dass sie „mit den Zoos [s]einer Kindheit nur noch den Namen gemeinsam haben“. So hat er nun ein Begleitbuch für den Zoobesuch von Kindern gemacht, das einem Loblied auf die modernen Zoos gleicht, toll bebildert ist und für Kinder viele kleine Aufgaben, Beobachtungshilfen und Denkanstöße bereit hält, die den Zoobesuch bereichern werden.

Der erste Abschnitt, „Tiere im Zoo“, beschäftigt sich auf jeweils zwei Doppelseiten mit Tierarten, die in den meisten Zoos vorhanden sind, wie Löwe, Erdmännchen oder Gorilla. Es gibt aber auch z.B. einen Abschnitt über den Großen Panda, der in den wenigsten Zoos gehalten wird, weil er nur von China „geleast“ werden kann. Trotzdem kann der Panda als eins der berühmtesten Tiere der Welt, Flaggschiffart des Regenwaldschutzes und Wappentier des WWF natürlich hier nicht fehlen.

Auf der ersten dieser beiden Doppelseiten befindet sich zunächst ein Steckbrief des Tieres, in Form von (natürlich gelungenen) Fotos, eines kurzen Textes, der das Tier sowie beispielsweise seine Lebensweise, seinen Erhaltungszustand, Ernährungsgewohnheiten und Fortpflanzung beschreibt, und meist zwei Boxen, in denen sich ein paar Zahlen (Größe, Gewicht usw.) und ein kurzer Abriss zur Haltung in Zoos befinden. Auf der zweiten Doppelseite befinden sich Mitmachangebote wie zum Beispiel Fragen, die sich durch Beobachtung des Tiers beantworten lassen, zu denen man vielleicht eine Zeichnung anfertigen oder etwas recherchieren muss.

Die Seiten sind angenehm gestaltet; obwohl viele Textboxen o.Ä., darauf abgebildet sind, verliert man nicht den Überblick, und die Textboxen werden gezielt genutzt, um besonders wichtige Informationen hervorzuheben. Allerdings gibt es in den Frageboxen manchmal zu wenig Platz für die Antworten, gerade dann, wenn etwas gezeichnet werden soll (Bsp.: Gorillahand in eine 1 cm hohe Spalte zeichnen).

Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit „Zoowissen“, also mit der Konzeption moderner Zoogehege, den Berufen, die es in einem Zoo gibt, und der Forschung, die in heutigen Zoos betrieben wird. Hier gibt es auch QR-Codes mit weiterführenden Informationen in Form von Videos, die aber geschickt im Layout versteckt sind, sodass sie allen, die sie nicht nutzen möchten, nicht weiter unangenehm auffallen.

Auf den letzten Doppelseiten schließlich hat man die Gelegenheit, seinen eigenen Zoo zusammenzustellen und sogar hinsichtlich der Attraktivität für Besucher zu bewerten.

„Besuch im Zoo ist ein anregender und lesenswerter Begleiter des Zoobesuchs, übrigens auch für Erwachsene, und kann auch zur Nachbereitung eines Zoobesuchs genutzt werden. Einziges Manko ist vielleicht das etwas unhandliche Format (wäre es ein klein wenig schmaler, würde es besser in die meisten Rucksäcke passen). Ganz klare Empfehlung für alle Zoofans und alle, die es noch werden wollen!

 

 

Thomas Sbampato:

„Besuch im Zoo“

Haupt Verlag 2015

132 Seiten, Euro 24,90

ISBN 978-3258078816

 

 

 

 

Die Wirkung der Bilder

Schwarzwild – Schlaue Borstenviecher in unseren Wäldern

Von Anne Spitzner

 

Das Buch „Schwarzwild – Schlaue Borstenviecher in unseren Wäldern“ aus dem Verlag J. Neumann-Neudamm ist ein Bildband, zu dem laut Klappentext die besten Naturfotografen Europas die Bilder geliefert haben. Außerdem hat „Schwarzwild“ den Anspruch, für jedermann verständlich aus dem Leben der Wildschweine zu erzählen.

Die Bilder sind wirklich schön. Aber mit dem „verständlich für jedermann“ hapert es noch ein wenig. Dass jedermann den Schluss ziehen kann, dass Schwarzwild gleich Wildschweine ist, zumal ja auch noch kleine Wildschweine auf dem Cover des Buches abgebildet sind, das sehe ich ein. Und zugegebenermaßen werden zwar jede Menge Worte aus der „Jägersprache“ verwendet, allerdings in den meisten Fällen erklärt. Die Fälle, in denen sie nicht erklärt werden, sind es, die mich stören. Wer weiß als Laie schon, was ein „Gewaff“ ist (die Zähne in Ober- und Unterkiefer beim Keiler), wer denkt beim Wort „Gewehr“ als Nicht-Wildschweinfachmann an Zähne statt an eine Schusswaffe? Diese beiden Beispiele sind zwar im Text erläutert, aber es gibt genügend, die es nicht sind. Und viele neue Worte auf einmal sind trotz Erläuterung verwirrend. Das Glossar am Ende des Buches, in dem man noch mal nachlesen kann, wenn man ein Wort vergessen hat, das weiter vorn im Text schonmal vorkam, sucht man vergeblich.

Lässt man allerdings den Text Text sein und nur die Bilder auf sich wirken, entfalten diese ihre ganze Schönheit. Folgerichtig gibt es genügend Seiten, auf denen lediglich große Bilder zu betrachten sind, ohne dass sich Textboxen dazwischenschieben, und diese Abschnitte halte ich für die gelungensten im ganzen Buch. Eigentlich habe ich Wildschweine nicht für sonderlich schöne Tiere gehalten; ich wusste, dass sie sehr intelligent sind und durchaus interessant, aber besonders fasziniert haben sie mich nicht. Nach dem Betrachten der tollen Bilder sieht das anders aus. Schön finde ich Wildschweine noch immer nicht, aber ich habe etwas an ihnen entdeckt, etwas ganz Eigenes, das sie ausmacht und das mich fasziniert, egal, ob es ein kleiner Frischling oder ein ausgewachsener Keiler ist.

Für Jäger und jagdinteressierte Leser ist es sicherlich schön, die Texte zu lesen. Allen anderen würde ich empfehlen, bloß die Bilder auf sich wirken zu lassen. Dann kann man sich vom „Schwarzwild“ faszinieren lassen.

 

 

Schwarzwild – Schlaue Borstenviecher in unseren Wäldern

Neumann-Neudamm Melsungen 2011

96 Seiten, Euro 10,00

ISBN 978-3788814083

 

 

 

 

 

 

 

Tier – Leben - Zeit

Graham L. Banes: „Leben! Minuten, Jahre, Jahrhunderte: Wie lange dauert ein Leben auf der Erde?“ 

Von Miriam Schneider

 

 

Über die Sinn und Unsinn der Wissensvermittlung in Natursachbüchern ließen sich eigens Bücher verfassen, zumal in den letzten Jahren das Gros ein reines Gemisch ist zwischen Quizfragen mit entsprechenden Kurzantworten und Rekord- respektive Kuriositätennennungen. Im Gegensatz dazu folgt der Buchaufbau meist uralten Mustern.

„Leben. Minuten, Jahre, Jahrhunderte: Wie lange dauert ein Leben auf der Erde?“ zieht, der Titel sagt es, sein Thema ganz anders auf. Tiere und Tierchen werden nach ihrer Verweildauer auf der Erde vorgestellt, beginnend mit Minuten, Stunden, Tagen, Jahren und Jahrhunderten.

Dabei bleibt es in seiner Themenstellung ein Naturkundebuch. Als erwachsener Leser muss man sich hüten, an die Fragen nach Leben, Lebenszeit, Lebensgestaltung – ja, nach Lebewesen und deren Sicht auf ihre Lebensspanne- nachzudenken. Dann kippeln viele Überlegungen, die der Biologe Graham L. Banes als Voraussetzungen nimmt. Eine solche Denkanregung, und das von einem Kindersachbuch! 

Einzig störend sind einige der Überschriften über den kurzen Texten; was auflockernd sein soll, ist hier oberflächlich und unpassend. Dieses Buch empfiehlt sich für Acht- bis 13-Jährige – und es empfiehlt sich sehr.

 

 

Graham L. Banes:

„Leben! Minuten, Jahre, Jahrhunderte: Wie lange dauert ein Leben auf der Erde?“ 

Fischer Meyer Kinderbuch 2013

160 Seiten, Euro 16,99

ISBN 978-3737372022

 

 

 

 

Rotpelziger Freund

James Bowen: "Bob, der Streuner" / "Bob und wie er die Welt sieht"

Von Susan Müller

 

Als Straßenmusiker kommt es natürlich vor, dass man abends erschöpft und enttäuscht in seine vier Wände zurückkommt, da nicht bei jedem Passanten das Geld locker sitzt, um für ein Ständchen die Kasse klingeln zu lassen. Also kann James nie sagen, wie lange er auf den Straßen Londons musizieren muss, um seine festen Ausgaben  hereinzuspielen. Eines Abends sitzt vor seiner Wohnung aber ein Rotpelzchen, ziemlich unterernährt und anhänglich. Da ahnt James noch nicht, dass er den roten Kater behalten wird, weil dieser sich ihn ausgesucht hat und ihm nicht mehr von der Seite weichen wird. Er begleitet ihn auf Schritt und Tritt, und alle Versuche, den Kater zum Umkehren zu bewegen, scheitern.

James hat ein gutes Herz und als Ex-Junkie nicht viele echte Freunde. Er weiß, was es heißt, sich nach Liebe und Geborgenheit zu sehnen. Er beginnt seine Einnahmen zu teilen, Essen für sich und für Bob, wie er seinen rotpelzigen Freund getauft hat. Er lässt ihn untersuchen in der mobilen Ambulanz, die keine Extrakosten verursacht, und lässt ihn an der Heizung seiner Wohnung übernachten. Bob dankt es ihm, indem er ihn zu seinen Straßenmusikeinlagen begleitet. Und bald sind sie halb London bekannt, denn Bob sitzt meist auf James' Schulter oder liegt in seinem Gitarrenkasten. James Umsatz steigert sich, denn jeder will Bob sehen, anfassen oder ein Bild mit ihm. Bob gibt James soviel Selbstvertrauen, dass er sich entschließt, sein Drogenentzugsprogramm schneller als geplant umzusetzen und komplett clean zu werden, ohne Ersatzdroge Methadon oder ähnlichem.

Er möchte auch einen Versuch starten, Geld zu verdienen, ohne Musik zu machen. Er erinnert sich an alte Kontakte und beginnt als Verkäufer der Big Issue. Das ist eine Zeitung für Gestrandete wie ihn, die sich selbst wieder in die Reihen der Gesellschaft damit einfügen können. Es gibt diese und jene Zickerei und James' Arbeit auf der Straße ist nicht immer ungefährlich. Aber die Verantwortung gegenüber Bob lässt ihn durchhalten und weiterdenken.

 

Im zweiten Teil über Bob und seinen menschlichen Freund James betrachtet der Leser die Welt auch aus Bobs Augen. Der erkennt Gefahren nämlich manchmal eher als sein Mensch und kann diesen darauf vorbereiten, wenn er sich im Nacken von James steif macht oder gefährlich auf dessen Schulter herumrutscht. Oder geht er an der Leine, macht er plötzlich einen Buckel oder stößt Laute aus, die durch Mark und Bein gehen. James' Leben auf der Straße wird aber nicht ungefährlicher, es regiert ein knallharter Konkurrenzkampf zwischen den Zeitungsverkäufern, die sich untereinander gute Plätze nicht gönnen. Sein endgültiger Entzug wird greifbar, er braucht bald keine Ersatzmittelchen mehr. Doch der Raubbau an seinem Körper bleibt nicht ungestraft, er ist anfälliger für Bronchitis und hat auch ein Problem mit seinem Bein. Die Verantwortung für Bob hemmt ihn, einen Arzt aufzusuchen. James muss Geld für ihre Ausgaben verdienen und ignoriert die Signale seines Körpers. Bis es nicht mehr geht, denn als er bemerkt, dass er seine Laune an Bob auslässt, zieht er die Bremse. Medikamente bringen Linderung und hemmen die Entzündung. Dann kommt noch ein weiterer Pluspunkt für sein zukünftiges Leben, er bekommt ein Angebot einer Agentur, ein Buch über Bob und sich zu schreiben. Anfangs glaubt James nicht an sein Glück. Sein harter Kampf zahlt sich so langsam aus. Als er nach Unstimmigkeiten bei Big Issue den Job schmeißt und sich wieder als Straßenmusiker sein Geld verdient, um Bob und sich zu ernähren und eine warme Wohnung zu haben, wendet sich das Blatt. Das Buch wird geschrieben. James hätte nie zu träumen gewagt, dass sich so viele Londoner und Auswärtige für sein Leben interessieren. Er selbst bedankt sich bei Bob, denn ohne ihn wäre er wohl nie so in den Fokus gerückt.

Beide Bücher sind realistisch, ungeschönt und beinhalten trotzdem eine wunderbare Wendung im Leben eines jungen Menschen, an der wir als Leser teilhaben dürfen.

 

 

 

James Bowen:

Bob, der Streuner. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Katze

Aus dem Englischen von Ursula Mensah

Boje Verlag 2014

191 Seiten, Euro 12,99

ISBN 3-414-82392-6

 

James Boven:

Bob und wie er die Welt sieht

Aus dem Englischen von Ursula Mensah

Bastei Lübbe 2014

248 Seiten, Euro 8,99

ISBN 3-404-60802-X

 

 

 

 

 

Verbürgt

Bibi Dumon Tak: „Eisbär, Elch und Eule“

Von Miriam Schneider

 

An den beiden Polen der Welt ist es kalt, eiskalt: Doch leben dort Tiere, Tiere, denen Kälte und Schnee nichts ausmacht, die zum Teil sogar nur Schnee und Eis kennen. Was müssen das für Tiere sein?
Bibi Dumon Tak, Kinderbuchautorin aus den Niederlanden, nimmt den Leser mit auf die Reise zu diesen Tieren: Moschusochsen, Eisbären, Lemminge und auch Krill. Jedes Tier, das Bibi Dumon Tak beschreibt, wird einem zum Freund; man taucht ab in die Welt dieser tapferen Lebewesen. Zum Beispiel in die der Belgica Antarctica, einem kleinen Insekt, das nur einen lateinischen Namen hat – eben weil es nicht in anderen Breiten zu finden ist. Oder der Seehecht im eiskalten Polarwasser, von dem man ungeahnte Dinge erfährt.
Jedem Tier hat die Autorin ein eigenes Kapitel gewidmet. Neben den hoch erstaunlichen Fakten gibt es auch kleine historisch verbürgte Ereignisse zu lesen. Eindrücklich beschreibt die Autorin die Welt der Tiere im rauen Klima.
Es ist ein außerordentlich schön gestaltetes Buch mit Illustrationen, die dazu beitragen, dass „Eisbär, Elch und Eule“ gelungen zwischen den Genres Sachbuch und Roman einen eigenen literarischen Ort kreiert. Zum Thema gibt es nichts Besseres.

 

 

Bibi Dumon Tak:

Eisbär Elch und Eule

mIt Illustrationen von Martijn Van der Linden

Aus dem Niederländischen von Meike Blatnik

arsEdition 2011

144 S., Euro 14,90

ISBN 978-3827054876

 

 

 

 

 

Ein empfehlenswertes Nachschlagewerk

Luke Hunter/ Priscilla Barrett: Raubtiere der Welt

Von Anne Spitzner

 

„Raubtiere der Welt“, ein Feldführer von Luke Hunter mit Zeichnungen von Priscilla Barrett, bietet auf etwa 240 Seiten einen umfassenden Überblick über die Raubtiere der Welt. Jede einzelne Art aus der Ordnung der Carnivora wird in einem ausführlichen Porträt vorgestellt, das eine bis mehrere wissenschaftliche Zeichnungen, Angaben über Verbreitung, Ernährung, Sozialverhalten und Gefährdungsstatus sowie Größe und Gewicht enthält. Außerdem enthält das Buch im Anhang noch Tafeln mit Schädel- und Fußabdruckszeichnungen der Raubtierfamilien, für „die Glücklichen unter uns, die sehr viel Zeit in der Natur verbringen“ und dabei, was sehr selten vorkommt, auf den Schädel oder, was häufiger der Fall sein kann, auf die Fußspuren eines Carnivoren stoßen.

Auffallend positiv ist, dass hier kein Anspruch auf absolute Gültigkeit erhoben wird; es wird deutlich gemacht, wo die Daten nicht ausreichen, um Angaben zu machen, etwa bei der Schätzung der Reviergröße, bei Fortpflanzungshäufigkeit oder Sterblichkeit der Jungtiere. Auch die Einordnung in einzelne Arten wird diskutiert, wenn Gründe dafür vorliegen. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn genetische Befunde die bisherige Einordnung unwahrscheinlich machen und andere Verwandtschaftsverhältnisse offenlegen. Auf wissenschaftliche Diskussionen zur Haltbarkeit eines Artbegriffs wird stets hingewiesen. „Raubtiere der Welt“ räumt auch mit einigen Legenden auf, die man aus älteren, stark vermenschlichten Tierfilmen kennt; beispielsweise wird im Porträt des Honigdachses hervorgehoben, dass es keineswegs nachgewiesen ist, dass er sich vom Honiganzeiger, einem Vogel, zu Bienenstöcken führen lässt, wie das etwa im Disney-Film „Die lustige Welt der Tiere“ dargestellt wird.

Das Sprachniveau des Feldführers ist dabei durchgehend hoch, stellt aber für auch für interessierte Laien keine Hürde beim Lesen des Buches dar, denn die meisten Fachbegriffe sind entweder direkt bei ihrer Verwendung erklärt, indem der deutsche Begriff in Klammern angegeben wird, oder man kann sie im Glossar nachschlagen. Insgesamt gab es sehr wenige Begriffe, die nicht erläutert waren, und die stammten weniger aus der Systematik oder Taxonomie als vielmehr beispielsweise aus der „Jägersprache“.

Einziges Manko ist die sehr kleine Schrift, die zwar den Eindruck eines wissenschaftlichen Buches unterstreicht, aber da „Raubtiere der Welt“ sich durchaus auch für ein nicht-wissenschaftliches, interessiertes Publikum eignet, würde es sicherlich noch mehr punkten, hätte man sich für einen etwas größeren Schriftgrad entschieden. Auch einige winzige Fehler haben sich eingeschlichen, was jedoch bei der Menge an vorgestellten Arten vernachlässigbar ist.

Insgesamt ist „Raubtiere der Welt“ ein sehr empfehlenswertes Nachschlagewerk für alle zoologisch interessierten Menschen, eine gute Einführung in die Welt der Raubtiere (ganz besonders im Einleitungsteil), die man beim Lesen auf angenehme Art und Weise kennenlernt.

 

Luke Hunter/ Priscilla Barrett:

Raubtiere der Welt

Haupt 2012

240 S., Euro 39,90

ISBN 978-3258077277

 

 

 

 

Gut aufbereitetes Grundwissen

Valérie Tracqui: "Der Igel"

Von Sebastian Mayer

 

Das Bilderbuch „Der Igel“ erklärt in einfachen, für jüngere Kinder verständlichen Sätzen seinen Gegenstand, der zugleich zum Grundschulstandardwissen gehört. Was er frisst, weshalb er Stachel hat, warum er Winterschlaf hält:  Alles, was sich Kinder über den Igel fragen, wird beantwortet. Der Text ist in einer großen, einfach zu lesenden Schrift gehalten. Jedes Thema nimmt eine Doppelseite ein, viele Fotos illustrieren das Ganze. Das Buch wirft nicht Unwichtigkeiten in den Hut, sondern erklärt alles genau und klar.

Wer seinem Kind einen Überblick über den Igel verschaffen will, dem ist zu diesem Buch dringend zuzuraten!

(Ab 5)

 

Valérie Tracqui:

Der Igel

Mit Photos von Valérie Tracqui und Angelo Gandolfi

Aus dem Französischen von Anne Brauner

Esslinger Verlag 2009

29 S., Euro 9,95

ISBN 978-3480224661

 

 

 

 

Gefundenes Fressen

Gireq Allain: Der Clownfisch

Von Miriam Schneider

 

Nach „Findet Nemo“ war klar, dass in einer Wissensreihe nun auch noch ein Wissensbuch über den Clownfisch erscheinen muss, damit unser Kind auch wirklich nicht nur von Disney sondern auch mit weiterem Häppchen-Wissen vollgestopft wird.

Nein! So tut man diesem Buch unrecht, denn der Clownfisch ist ein so interessantes Tier, dass es in eine "Tierbibliothek", wie sie der Esslinger Verlag herausgibt, gehört. Also: Durchaus vertretbar!

Dieses Buch, in dem neben großen bunten Photos auch das Leben des Clownfisches, die Gefährdung und die Umwelt beleuchtet werden, ist eine für kleinere Kinder rundum geeignete Wissensaneignung.

(Ab 3)

 

Gireq Allain:

Der Clownfisch

Mit Photos von Marie-Paule und Christian Piednoir

Esslinger Verlag 2011

32 S., Euro 9,95

ISBN 978-3480227747

 

 

 

 

Klar strukturiert

Und spannend: Schlangen, Spinnen, Schmetterlinge

Von Andrea Miske

 

Kriton Kunz:

Entdecke die Schlangen

Natur und Tier-Verlag 2003

48 S., Euro 14,80

ISBN: 978-3931587772

 

 

Kriton Kunz:

Entdecke die Spinnen

Natur und Tier-Verlag 2006

64 S., Euro 14,80

ISBN: 978-3937285436

 

 

Thomas Schmidt:

Entdecke die Schmetterlinge

Natur und Tier-Verlag 2007

48 S., Euro 14,80

ISBN: 978-3866590250

 

 

 

Kennzeichen der drei in derselben Reihe erschienenen Bücher zu Spinnen, Schlangen und Schmetterlingen sind ein klar strukturiertes Inhaltsverzeichnis, schöne, naturgetreue Fotos und als besondere Attraktion für Kinder die Extras, vor allem - nach einer spannenden Lektüre - das abschließende Quiz.

Das besondere Verdienst der beiden Bücher „Entdecke die Spinnen“ und „Entdecke die Spinnen“ besteht darin, dass sie das Interesse für Tiere wecken, die bei manchen Menschen Schrecken und sogar Ekel hervorrufen. So machen schon Überschriften wie „Zum aus der Haut fahren“ neugierig auf den Inhalt des Kapitels. Die Besonderheiten der Schlangen und Spinnen werden angesprochen, insbesondere so spannende Merkmale wie ihre Jagdtechniken, Gifte, Tarnungen und Feinde.

Durch die interessante Vermittlung fundierter Kenntnisse und dadurch entstehende Vertrautheit werden Vorurteile und Ängste gegenüber den fremdartigen Tieren abgebaut.

Anders als in den beiden genannten Büchern liegt der Fall beim dritten Buch. Es handelt von Schmetterlingen, die sich, anders als Schlangen und Spinnen, großer Beliebtheit erfreuen. Auch hier bietet das klar strukturierte Inhaltsverzeichnis eine rasche Übersicht und Orientierung, und es bestechen die schönen Fotos. Bei der Beschreibung der Besonderheiten fasziniert besonders das Kapitel „Überlebenskünstler“, das sich mit den wenig bekannten Eigenarten „Abschreckung“ und „Tarnung“ beschäftigt. Auch dieses Buch schließt mit zwei „Extras“, dem Besuch im Schmetterlingszoo mit den Adressen der Schmetterlingszoos in Deutschland, Österreich und der Schweiz und schlussendlich dem Quiz, bei dem Kinder ihr Wissen überprüfen können.

 

Die Rezensentin ist Diplom-Biologin und Autorin von Sach- und Kinderbüchern.

 

 

 

 

Wie empfindlich die wunderschöne Welt ist, in der wir leben!

Gut dargestellt in "Wunderbare Tierwelt"

Von Anne Spitzner

 

Márta Szakály:

Wunderbare Tierwelt 1. Tiere und ihre Eigenarten

Stiefel Eurocart 2007

50 S., Euro 6,95

ISBN 978-3-938842-49-2  

 

 

 

Márta Szakály:

Wunderbare Tierwelt 2. Tiere und ihre Verhaltensweisen

Stiefel Eurocart 2007

50 S., Euro 6,95

ISBN 978-3-938842-50-8

 

 

 

Das Tierlexikon „Wunderbare Tierwelt“ sticht sofort vor allem durch die liebevollen, detaillierten und oft witzigen Illustrationen ins Auge. Auch der Text ist sehr sorgfältig in dem Anliegen, den Kindern möglichst viel über Tiere und ihr Leben zu erzählen, sie dabei aber auf keinen Fall zu überfordern. Die kurzen, bisweilen lustig formulierten Sätze erfüllen diesen Zweck sehr gut, ebenso wie die anschaulichen Vergleiche, die Lebensräume oder Verhaltensweisen besser verständlich machen.

Gleich zu Beginn leitet die wunderschön ausgearbeitete Karte auf der Innenseite des Buchumschlags ins Thema hinein. Auf ihr kann man das Verbreitungsgebiet der Tiere ablesen - was ein sehr guter Ansatz ist, um die Wissensgier der Leser zu wecken und den Entdeckergeist auch schon auf seinen Kosten kommen zu lassen. Die Karte lädt zum genauen Hinschauen ein.

Ist man dann ins Buch vertieft, fällt angenehm auf, dass die meisten Fremdwörter erklärt werden, um die kleinen Leser nicht zu verwirren oder zu entmutigen. (Zwei nicht erklärte Wörter in einem Satz, das gibt es auch, wie auch einige Komma- und Rechtschreibfehler). Bisweilen nur angerissene Themen sind unschönere Aspekte, und ein weiterer überdenkenswerter Makel: Die starke Übertreibung tierischer Aggressivität. Hat die Autorin in einem der ersten Kapitel noch dem Menschen die Schuld daran zugeschrieben, wenn ein Tier ihn angreift, falls der Mensch in dessen Lebensraum eindringt, so werden u.a. Haie im Kapitel „Die Waffenkammer der Tiere“ nun als „Albtraum aller Surfer“ verunglimpft. Generell wird die Selbstverteidigung der Tiere, die sich nur gegen Bedrohungen wehren (also auch gegen Menschen), als Angriffslust dargestellt. Wie sollen die Kinder da lernen, der Natur ohne Angst gegenüberzustehen, wenn ihnen nur Gefahren gezeigt und jedem Tier boshafte Absichten unterstellt werden? Von „häufigen“ Angriffen der Haie auf Menschen kann keine Rede sein – wie viele Haie werden denn vergleichsweise von Menschen getötet? Eigentlich ist das „Feindbild Hai“ in der heutigen Wissenschaft vollkommen überholt. Es sollte nicht auch noch der nächsten Generation eingeimpft werden.

Dieses Kapitel wirft leider einen Schatten auf den Gesamteindruck des Buches, das an sich wunderbar gelungen ist – vor allem, weil den Kindern auch auf den ersten Blick „hässliche“ Wesen näher gebracht werden, sowohl durch die Bilder als auch durch den Text. Außerdem wird ihr Sinn dafür geschärft, wie empfindlich die wunderschöne Welt ist, in der wir leben, und es wird mehrere Male betont, dass es unfassbar wichtig ist, die Tiere zu schützen und die Natur zu bewahren.

 

 

 

 

Hoch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

   
 

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