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Tipps zum Thema: Kriegserlebnisse

 

 

 

Stereotyp

Gunilla Bergström: "Hör zu, was ich erzähle, Willi Wiberg"

Von Bettina Meinzinger

 

 

Gunilla Bergström:

"Hör zu, was ich erzähle, Willi Wiberg"

Aus dem Schwedischen von Dagmar Brunow

Oetinger 2006

32 S., Euro 8,50

ISBN 978-3789163173

 

 

 

24 Bücher sind in Gunilla Bergströms „Willi Wiberg“-Kinderbuchreihe bis heute erschienen, seit 1972 „Gute Nacht, Willi Wiberg“ (im Original: „God natt Alfons Åberg“) die Reihe eröffnet hat.

Der bisher vorletzte Band „Hör zu, was ich erzähle“ behandelt das Thema Krieg.

Willi hat eine neuen Nachbarn, Hamdi, mit dem er sich anfreundet. Hamdi kommt aus einer vorbildlichen Einwandererfamilie: Der Vater ist hilfsbereit und freundlich, gründet eine Fußballmannschaft, in der er die Nachbarskinder trainiert, Hamdi ist der Star der Mannschaft, keiner läuft so schnell wie er, in seiner Großfamilie, mit den vielen Geschwistern ist immer Trubel, zu Tisch wird viel gelacht. Doch es gibt eine Sache, über die mag Hamdis Vater nicht sprechen, über seine Zeit als Soldat. Dabei interessieren sich die beiden Jungs brennend für Kriegsspiele. Für Waffen und Action. Sie ballern am Computer, gucken Weltraum-Filme, in denen Roboter und Menschen sich bekämpfen oder spielen mit ihren Laserpistolen. Aber ihnen ist klar, dass echter Krieg anders ist. Sie befragen Hamdis Vater. „Vom Krieg kann man nicht erzählen“, erklärt dieser.  Zu schrecklich ist, was passiert (ist). Doch dann erzählt er doch noch eine Geschichte, die einer Ameise. Während eines Bombenangriffs flüchtet sich Hamdis Vater in die Trümmer eines zerstörten Hauses. Draußen tobt der Flugzeugangriff, eine kleine Ameise aber baut unbeirrt weiter an ihrem Bau. Für Hamdis Vater ist die Ameise ein Symbol für Aufbau und Widerstand anstatt für sinnlosen Krieg und Zerstörung.

Gunilla Bergström vermeidet es, Kindern en détail die Schrecken des Krieges vor Augen zu führen, ohne dabei zu sehr zu verharmlosen. Eine etwas weniger stereotype Darstellung von Hamdis Familie wäre wünschenswert, beachtenswert ist dafür, dass sie Kindern zutraut, zwischen Realität, Spiel und Fiktion zu unterscheiden, zwischen Actionfilmen auf Video und realer Gewalt und Kriegsgeschehen. Ein Plus sind auch die Collagen, mit denen das Buch bebildert ist.

Als jemand das Fußballtor zerstört, dass Hamdis Vater aufgestellt hat, wird den  Jungen klar: Was eine Ameise kann, das können sie erst recht.

 

  

 

 

 

 

Blutige Kämpfe im Katzenland

Erin Hunter: „Warrior Cats; In die Wildnis“

Von Brigitte Bjarnason

 

Erin Hunter: „Warrior Cats; In die Wildnis”

Beltz & Gelberg 2008

300 S., Euro 14,90

ISBN: 978-3-407-81041-0

 

 

 

 

Sammy, der Hauskater, verlässt die bequeme Welt der Zweibeiner und schließt sich den wilden Katzen des Donnerclan an. Das Leben im Wald ist hart, denn es herrscht Krieg zwischen den Clans. Für Sammy, der nun den Namen Feuerpfote trägt und als Krieger ausgebildet wird, bedeutet jeder Tag ein Kampf um Leben und Tod. Er wird von einigen Angehörigen des Clans als Außenseiter betrachtet, doch Blaustern, die Anführerin des Donnerclans, vertraut ihm.

„Warrior Cats“ ist kraftvoll und packend geschrieben. Die Idee, die Geschichte in der Welt der Katzen anzusiedeln. ist genial gelungen. Das Buch liest sich fließend. Einige Mühe hatte ich jedoch mit den vielen Namen der Katzen und den dazugehörigen Katzenclans. Die Namenliste und die Karte des Katzenreviers am Anfang des Buches helfen, sich in dem Namendschungel zurechtzufinden. Bei den kriegerischen „Warrior Cats“ handelt es sich keinesfalls um liebe Schmusekatzen. Die blutigen Kämpfe zwischen feindlichen Katzen, angreifenden Ratten oder das Töten von Mäusen ist detailliert beschrieben und oft recht brutal.

Wer von den spannenden Abenteuern im ersten Band der „Warrior Cats“ begeistert ist, wird auch die nachfolgenden Bände der drei Autorinnen, die unter dem  Synonym Erin Hunter schreiben, verschlingen wollen.

(Ab 12)

 

 

 

 

Eine Welt, von der nichts mehr geblieben ist

Linde von Keyserlingk:„Sie nannten sie Wolfskinder“

Von Anne Möller

 

Linde von Keyserlingk:

„Sie nannten sie Wolfskinder“

Herder 2008

271 S., 14,95.-

ISBN 978-3-451-70859-6

 

 

 

„Die Erwachsenen hatten den Kindern die Welt zerschlagen“. Diese bittere Wahrheit mussten acht Kinder erleben, acht Kinder, die allein auf der Flucht sind, acht Kinder, die sich durch Zufälle auf ihrer Irrfahrt begegnen und sich zu einer Art "Wolfsrudel" verbinden, um sich so, gemeinsam, durch die vom Zweiten Weltkrieg zerstörte Welt zu schlagen.

Ambromow und Ismael stammen aus Russland und wollen in den Westen; sie hoffen auf eine bessere Welt, die dort auf sie wartet. Sie treffen die Zwillinge Aina und Daina, die gemeinsam mit ihrer Ziege in der Welt  umherziehen, seit ihre Mutter sie zu ihrem eigenen Schutz zurückgelassen hatte. Bald gesellt sich auch Ludka aus Polen hinzu, die viele Sprachen spricht und dem ganzen "Rudel" hilft. Mit ihrem Wissen, das sie als Gehilfin einer Kräuterfrau erworben hat, beginnt sie, eine wichtige Rolle unter den Wolfskindern zu spielen. Jana, die durch ihre engelhafte Gestalt nicht nur einmal zum Schutzengel des Rudels wird, ist die nächste, die zu den Wolfskindern stößt. Sie und Ludka werden sehr gute Freunde. Nachdem auch die Brüder Gylal und Aigyl, der von den Zwillingen jedoch nur liebherzig Suaju genannt wird, dazu gestoßen sind, sind die Wolfskinder komplett und begeben sich nun in Richtung Italien - ihr Traumland.

Ein beschwerlicher Weg, und die Kinder müssen nicht nur mit der Kühlheit der Menschen kämpfen, sondern auch in einer Welt, von der nichts mehr geblieben ist, etwas, irgendetwas finden, um wenigstens ansatzweise überleben zu können.

„Sie nannten sie Wolfskinder“ erzählt eine authentische Geschichte von acht Kindern, die im Krieg verloren gegangen sind, doch sich selbst nie verloren haben. Linde von Keyserlingk gelingt es, eine hoffnungsvolle Geschichte in der traurigsten Zeit der Weltgeschichte zu entwickeln und schafft es mit kurzen Augenblicksbeschreibungen dem Leser ein Bild zu vermitteln, wie auf eine ganz andere Art und Weise immer wieder die Welt der Kinder zusammenbricht - durch die grauenhaften Fehler der Großen. Dabei vermittelt sie ein perfektes Abbild des Menschenbilds dieser Zeit, in der man niemals weiß, wem man trauen kann und wem nicht.

(Ab 12)

 

 

 

 

Prägendes Anti-Kriegsbuch

Emily Nasrallah: "Kater Ziku lebt gefährlich"

 

Emily Nasrallah:

"Kater Ziku lebt gefährlich"

Aus dem Arabischen übersetzt von Doris Kilias

Zürich: Atlantis Kinderbuch 2004

128 S., Euro 12,90.- CHF 23.-

ISBN: 978-3715204994

 

 

 

(librikon) Emily Nasrallah hat mit „Kater Ziku lebt gefährlich“ ein bewegendes Buch geschrieben, das vom Krieg im Libanon erzählt. Es legt eine erschütternde, aber dennoch kindgerechte Handlung zugrunde, um sich den Schrecken des Krieges anzunähern: Die Familie muss Beirut verlassen, Kater Ziku (der der Ich-Erzähler ist) kann nicht mit, geht im Bombenhagel unter - und das Mädchen, dem Ziku gehört,  muss am Ende verstehen, das sie ihren Ziku nie mehr in die Arme wird schließen können. Das ist für die Leser (ab 10) bitter, und dieses dennoch sanfte, literarisch anspruchsvolle Buch ist eines der prägendsten Anti-Kriegsbücher für Kinder.

Ab 10

 

 

 

 

Grundlage für eine ernsthafte Auseinandersetzung

Peter Münch:"Der Duft des Lindenbaums. Ein Tagebuch aus Sarajewo"

 

Peter Münch:

"Der Duft des Lindenbaums. Ein Tagebuch aus Sarajewo"

Ravensburger Buchverlag 2008

192 S., 12,95.-

ISBN: 978-3473352838

 

 

 

(librikon) Der Journalist Peter Münch hat über den Krieg im ehemaligen Jugoslawien berichtet und stieß dabei auf das Tagebuch eines zwölfjährigen Mädchens. Es ist in dem Buch „Der Duft des Lindenbaums. Ein Tagebuch auf Sarajewo“ abgedruckt, und Münch hat darum eine fiktive Rahmenhandlung gesetzt. Das ist ein gelungener Zusatz zu dem Tagebuch, um das Drama dieses Kindes, das zwei Tage nach seiner letzten Eintragung beim Spielen durch eine Granate getötet wird. So wird das Tagebuch ein Dokument mitten aus dem Alptraum Krieg, das bei Heranwachsenden (ab 13) Spuren hinterlassen wird; Wut, Hilflosigkeit und Traurigkeit werden sie erfassen. Den Gesprächen mit Jugendlichen darüber, was Krieg bedeutet, wird durch die Kenntnis von „Der Duft des Lindenbaums“ eine andere, persönliche Dimension hinzugefügt - die Grundlage für eine ernsthafte Auseinandersetzung.

Ab 13

 

 

 

 

Hoch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

   
 

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