Sherman Alexie: „Das absolut wahre
Tagebuch eines Halbzeitindianers“
Von Susan Müller
Sherman
Alexie:
„Das absolut wahre Tagebuch eines
Halbzeitindianers“
Aus dem Englischen von Gerhard Jung und
Katharina Orgaß
dtv 2009
272 S., Euro 12,90
ISBN 978-3423247429
Wenn Arnold Spirit so zwischen dem
Reservat und der Weißen Kleinstadt hin und her pendelt, kommt er sich
überall wie ein Fremder vor. Hier halb Indianer und dort halb Weißer.
„Als wäre das Indianersein mein Beruf, aber es war nur ein Teilzeitjob.
Und der war noch nicht mal gut bezahlt.“ Aber nicht nur das war Arnolds
Problem, denn neben dem Indianersein war er außerdem von der Natur nicht
sehr günstig bedacht worden. Er hat einen Wasserkopf, eine Hornbrille
und lispelt. Doch er wird geliebt von seiner Schwester, seinen Eltern,
seiner Großmutter, und er hat einen besten Freund, Rowdy, der sich oft
sehr rüde verhält, was seinem Elternhaus geschuldet ist. Er verteidigt
Arnold gegen die Hänseleien der anderen Kinder, und das ist für diesen
absolut das wichtigste; sie können einander vertrauen und über alles
sprechen. Bis Arnold, von seinen engsten Vertrauten Junior genannt, das
Reservat verlässt, um die Nomadeneigenschaft, die manchen Indianern
eigen ist, auszuleben, denn er fühlt sich rastlos und ruhelos und will
auf keinen Fall als Alkoholiker, seine Fähigkeiten ungenutzt
verschwendend, zugrunde gehen.
Bis er allerdings auf der Weißen Schule
anerkannt und respektiert wird und ins Basketballteam als bester Werfer
gelangt, macht er gute und schlechte Erfahrungen. Aber seine Kampfeslust
und der Drang zu beweisen, dass seine Entscheidung richtig und für ihn
selbst unabdinglich war, sind ungetrübt und der Wille ungebrochen.
Sein Freiheitsdrang hat einen hohen Preis,
denn Rowdy hasst ihn jetzt - zumindest denkt Arnold das, nachdem ihn
Rowdy bei einem Basketballspiel platt gemacht hat. In den Ferien
erkennen die beiden allerdings ziemlich schnell, dass sie nicht mit-
aber noch weniger ohne einander auskommen.
Eigentlich ist auf dem Buchumschlag alles
schon sehr treffend beschrieben, was diesen Roman ausmacht. Hinzuzufügen
ist aber: Dass „Das absolut wahre Tagebuch eines Halbzeitindianers“ eine
charmante Beschreibung eines Außenseiters ist und man sich fantastisch
hineinfühlen kann in dessen Befindlichkeiten. Top.