Für Prinzessin Rosa Klitzeklein wird es
Zeit, zu Bett zu gehen. Sie sagt ihren königlichen Eltern und dem
Hofstaat Gute Nacht und kuschelt sich in ihr gemütliches Bett. Aber kurz
bevor sie einschläft, wird Prinzessin Rosa von einem heftigen Schluckauf
befallen, und jetzt steht das ganze Schloss Kopf: Alle überschlagen sich
vor Hilfsbereitschaft, und jeder hat eine andere Idee, um den Schluckauf
loszuwerden: Die Schlosstreppe hoch und runter laufen, Fische zählen
oder an Glatzköpfe denken – aber nichts hilft. Schließlich ist es der
Hofnarr, der es schafft, Rosa von ihrem Schluckauf zu befreien, und
endlich können alle schlafen gehen.
Nina Dullecks großformatiges Bilderbuch
„Die Schluckauf-Prinzessin“ aus dem Sauerländer Verlag ist eine
Gutenacht-Geschichte mit Hindernissen. Es fängt alles ganz harmlos an,
und Prinzessin Rosa scheint ein braves Mädchen zu sein, das folgsam Gute
Nacht sagt, Zähne putzt und sich sogar weigert, danach noch Limonade zu
trinken. Aber der Schluckauf steht dem Einschlafen im Weg – das wird
beinahe jeder aus eigener Erfahrung kennen. Und schon verwandelt die
eben noch so brave Prinzessin sich in eine kleine Tyrannin, die schreit
und gar nicht mehr ans Schlafengehen denkt. Und am Ende bleibt sogar
offen, ob Prinzessin Rosa an diesem Abend tatsächlich ausgehickst hat,
denn während sie in ihrem Bett liegt und um sie herum der ganze Hofstaat
samt erschöpfter Eltern erleichtert in sich zusammensinkt, kriecht unter
Rosas hochgezogener Decke ein „Hicks“ hervor… ein letztes leises oder
der Beginn eines neuen Schluckaufs? Man weiß es nicht.
Nina Dullecks Bilder sind witzig und
einfallsreich und außerdem sehr ausdrucksstark. Das Bett der Prinzessin
sieht so gemütlich aus, dass man sich am liebsten selbst hineinkuscheln
möchte, man erkennt genau die Aufregung, die den ganzen Hofstaat
befällt, als Prinzessin Rosa mit Schluckauf aus ihrem Zimmer kommt, und
den Jubel und die Erleichterung, als sie ihn endlich los ist. Die Ideen
zur Bekämpfung des Schluckaufs sind detailreich in Szene gesetzt. Auf
den Bildern gibt es generell viel zu entdecken (und so könnte das Buch
selbst auch als Maßnahme gegen Schluckauf eingesetzt werden, da es ja
zumindest einige Kinder gibt, bei denen Ablenkung etwas nützt).
„Die Schluckauf-Prinzessin“ ist ein
schönes Buch zum Vorlesen, ob als Gutenacht-Geschichte, bei Schluckauf
oder einfach mal so.
Yann geht mit seinem Onkel Jean einkaufen.
Dabei geschieht etwas, was den Kleinen völlig durcheinanderbringt: Der
italienische Gemüsehändler hält ihn für Onkel Jeans Sohn, weil er ihm so
ähnlich sieht. Den restlichen Tag verbringt Yann in größtmöglicher
Unsicherheit: Ist er womöglich tatsächlich der Sohn von Onkel Jean und
nicht der des Mannes, den er bisher für seinen Vater gehalten hat? Denn
schließlich sind sowohl seine Mutter als auch sein Vater und sein
kleiner Bruder dunkelhaarig, nur er ist blond – und er hat noch nicht
einmal das Grübchen am Kinn, das sein Vater und sein Bruder haben! Weil
er so neben der Spur ist, misst seine Mutter Fieber und stellt fest,
dass er erhöhte Temperatur hat. Yann bleibt am nächsten Morgen aber
keineswegs im Bett liegen, wie seine Mutter es ihm aufgetragen hat, bis
seine Oma kommt, um auf ihn aufzupassen. Er macht sich auf den Weg in
die Stadt, denn er hat eine ganz bestimmte Idee, wie er dafür sorgen
kann, dass es mehr Ähnlichkeit zwischen ihm und seinen Eltern gibt…
Xavier-Laurent Petits Büchlein „Nicht ganz
der Papa“ spielt an zwei ganzen Tagen, und trotzdem hat man das Gefühl,
ein ganzes Leben erlebt zu haben. Einziges kleines Manko ist die
Diskrepanz zwischen der natürlicherweise kindlichen Sprache des kleinen
Ich-Erzählers und leichten Anflügen von Wohlformuliertheit, die ganz und
gar nicht nach Kind klingt.
Yanns Gefühle jedoch, seine Verzweiflung
und Beunruhigung sind nachvollziehbar (viele Kinder haben wohl schon
einmal so gedacht), seine Idee verrückt, aber aus seiner Perspektive
durchaus logisch. Sein (aus außenstehender Perspektive zugegebenermaßen
amüsanter) Albtraum von einem Kaufhaus, in dem sich Eltern Kinder wie
Waren aussuchen, auf die man Rabatt bekommen kann, wenn man ein zweites
dazu nimmt, auf die es Garantie gibt und die an der Kasse gewogen und
abgepackt werden, lässt den Leser grinsen und gruseln zugleich. Wie Yann
das Problem schließlich zu lösen versucht, lässt den Erwachsenen die
Hände über dem Kopf zusammenschlagen (und Kinder vielleicht auf den
einen oder anderen dummen Gedanken kommen).
Yanns Eltern reagieren auf ihren
veränderten Sohn übrigens ganz genau so, wie sich der Leser bei der
Lektüre fühlt: Man liest „Nicht ganz der Papa“ mit einem lachenden und
einem weinenden Auge, und man kann anschließend Familienähnlichkeiten
suchen oder einfach zufrieden sein, eine schöne Geschichte gelesen zu
haben. Ganz klar: Familienlesestoff mit Augenzwinkern!
Lena ist mit ihrer Mutter und ihrem Bruder
Michael in ein neues Haus gezogen. Michael kann sich schnell eingewöhnen
und trifft sich bald mit seinen neuen Freunden. Lena hat es da schwerer.
Sie hat noch keine neuen Freunde gefunden, es sind gerade Ferien und es
ist mitten im Winter. Da kann es einem zehnjährigen Mädchen schnell
langweilig werden, vor allem, wenn es den Garten nicht betreten darf,
weil ihre übervorsichtige Mutter ein Gerücht von einem Brunnen gehört
hat. Der soll sich irgendwo auf dem Grundstück befinden und man kann ihn
wegen des vielen Schnees nicht sehen. Doch plötzlich begegnet Lena einer
geheimnisvollen Katze, mit deren Hilfe sie den großen Garten und
besonders den Brunnen auf eine ganz besondere Weise kennenlernt. Sie
findet ein altes Buch, ihren Herzensbaum und eine Lösung für ein
schwerwiegendes Problem und lernt nebenbei auch noch ein paar nützliche
und weniger nützliche Zaubertricks.
Andrea Tillmanns gelingt es mit einem sehr
anschaulichen und ausführlichen, aber nie vorwegnehmenden Schreibstil,
den jungen Leser in den Bann zu ziehen. Sie entfaltet eine sehr
reichhaltige und spannende Geschichte mit vielen kleinen Überraschungen.
Der Leser fühlt mit der jungen Protagonistin und kann ihre Reaktionen
gut nachvollziehen. Lena scheint gerade an dem Übergang zwischen
Unbeschwertheit und dem Leben voller Probleme zu stehen, was gar nicht
so leicht zu bewältigen ist. Dabei gibt es eine Menge Geheimnisse für
sich zu behalten. Die kindlichen, manchmal recht trotzigen Gedankengänge
worden von der Autorin gut erfasst und umgesetzt, zeitweise spürt man
hier vielleicht ein wenig zu sehr die Sicht des Erwachsenen. Besonders
gelungen sind die von Tillmanns eingesetzten Metaphern und Neologismen,
allen voran die liebevolle Bezeichnung „Herzensbaum“. Hervorzuheben ist
auch die einfühlsame Schilderung der Beziehung zwischen Mutter und Kind,
aber auch der von Bruder und Schwester.
Das Buch wird für Kinder ab 7 Jahren
empfohlen, eignet sich aber auch für jüngere Kinder und als Vorlesebuch,
wobei auch durchaus bei dem Vorlesenden Erinnerungen an die eigene
Kindheit, mit längst vergangenen Abenteuern, wachgerufen werden.
Trypsal ist ein kleines Dorf, dem alle
Farbe und Freude verloren gegangen ist. Die Bewohner Trypsals sind
ständig in Eile und haben keinen Sinn mehr für das Schöne im Leben.
Daran sind nicht zuletzt die griesgrämigen Bürgermeister, die
Barlo-Brüder, schuld. Nur zwei Einwohner fallen in dem grauen Einerlei
auf: Marie und ihre Großmutter Frida Lupidou. Marie hat nämlich sehr
rosige Wangen und steckt voller Fantasie. Frida, die eigentlich gar
nicht Maries richtige Großmutter ist, trägt immer die schönsten und
buntesten Stoffe und jeden Tag einen anderen gewagten Hut. Marie hat
noch eine besondere Eigenschaft. Sie summt ständig eine liebliche
Melodie, von der niemand weiß, woher sie stammt. Außerdem hat sie einen
ganz besonderen Freund, den Baum Krondick. Dieser große Baum hat ein
Geheimnis, dass nur Marie kennt. Da dieses Geheimnis, ein
geheimnisvoller Schatz, aber eine Last für den alten Baum ist, muss sich
Marie zusammen mit ihrer Großmutter Frida etwas überlegen, um die
Dorfbewohner darauf aufmerksam zu machen. Doch die eigensinnigen und
habsüchtigen Bürgermeister hören auch von dem Rätsel um Schatz, sodass
die Dorfbewohner eine List anwenden müssen, um die Bürgermeister
abzulenken. Dann können sie endlich versuchen, das Rätsel gemeinsam zu
lösen und den Baum von seiner Last zu befreien.
Lisa Seltmann gelingt es mit ihrer in
übersichtliche Kapitel unterteilte Geschichte, eine detailreiche kleine
Welt zu erschaffen, die voller Fantasie steckt. Sie zeichnet genaue und
sehr liebevolle Portraits des Dorfes und der auftretenden Personen,
sodass der Leser sie förmlich vor Augen hat. Da ist zum Beispiel der
alte Mann, der hoffnungslos in Frida verliebt, obwohl er immer noch mit
seiner verstorbenen Frau spricht. Auch Frida selbst wird in allen
Facetten ihrer Persönlichkeit dargestellt und man bekommt schnell das
Gefühl, sie schon lange zu kennen. Viele Personen bekommen sprechende
Namen wie der riesige Metzger, der von allen nur der Berg genannt
wird. Und auch scheinbare Nebenfiguren finden durch eine schöne
Beschreibung Beachtung. Trotz, oder gerade wegen der Detailfülle, lässt
Lisa Seltmann dem Leser noch genügend Freiräume, um die Geschichte in
alle Richtungen weiter zu denken. Eine weitere Stärke ist die „Krondicks
Geheimnis“ innewohnende Moral, die für die Kindlichkeit und
Wertschätzung der kleinen Dinge plädiert und auch so manchen Erwachsenen
zum Nachdenken bringen kann. Diese Moral wird jedoch nie vordergründig.
Untermalt wird die Geschichte durch
ebenso gefühlvoll gezeichnete Graphiken, die der Fantasie jedoch nur
einen Anstoß liefern und nichts vorweg nehmen.
Geeignet ist die Geschichte sowohl für
Jungen und Mädchen in der Grundschule als auch zum Vorlesen für jüngere
Kindern, wobei auch der Vorlesende Gefallen daran finden wird.
Stefanie Taschinski: „Die kleine Dame“ mit
Illustrationen von Nina Dullek
Von Iris Kersten
Lilly ist acht Jahre als sie mit ihrer Familie (Vater, Mutter und
kleiner Schwester Karlchen) in das Brezelhaus einzieht. Eigentlich
interessiert sie sich gar nicht für den Hinterhof, der für Kinder zu
betreten verboten ist. Doch an ihrem Glückstag, an dem sie einen
Fotoapparat gewonnen hat, für den sich aber niemand aus der Familie
interessiert, beschließt sie, sich in eben diesem Hinterhof zu
verstecken. Dort stellt sie dann fest, dass der Hof viel größer ist als
sie gedacht hatte: Verborgen hinter einer Hecke liegt eine Blumenwiese.
Und genau dort wohnt die kleine Dame in einem Gartenzelt. Die kleine
Dame ist sogar noch kleiner als Lilly. Sie trägt einen Tropenhelm,
spricht Vorwärtzisch und Rückwärtzisch und besitzt einen Regenschirm, in
dem ein tausendjähriges Chamäleon wohnt. Wenn der Regenschirm
aufgespannt ist, ermöglicht er kleinen Dame ebenfalls zu „chamäleonisieren“
(ihre Farben der Gegend anzupassen) und sich so unsichtbar zu machen.
Auch interessiert sie sich sehr für Lillys Kamera. Das Mädchen und die
kleine Dame werden Freunde. Auf ihrer gemeinsamen „Salafari“ (Erkundung
des Gartens) entdecken sie das Geheimnis des Brezelhauses. Dabei müssen
sie stets auf der Hut sein vor dem Hausmeister, der weder Tiere noch
Kinder mag und daher mit allen Mitteln versucht, diese aus dem Hinterhof
zu vertreiben.
Stefanie Taschinski schreibt sehr bildhaft und es ist die reinste
Freude, die Abenteuer von Lilly und der kleinen Dame zu lesen. Die
Kapitel enden allerdings immer so spannend, dass es nicht unbedingt als
Bettlektüre zu empfehlen ist. Denn es ist bestimmt nicht einfach dieses
märchenhaft schöne Buch zur Seite zu legen, um in Ruhe schlafen gehen zu
können.
Ein literarisch wertvolles und spannendes (Vor)Lesevergnügen mit
farbenfrohen und liebevoll gestalteten Illustrationen für Kinder ab 6
Jahren.
Stefanie
Taschinski und Nina Dullek (Illustratorin): „Die kleine Dame“
Guy Helminger, Manuela Olten: „Eine Tasse
für Nofretete Nilpferd“
Von Iris Kersten
Guy
Helminger, Manuela Olten: „Eine Tasse für Nofretete Nilpferd“
Berlin Verlag 2010
40 Seiten, 13,90 Euro
ISBN 978-3827053534
Nofretete ist eine 4000 Kilo schwere, gemütliche, aber todschicke
Nilpferddame, die sich sowohl beim Aufstehen als auch beim Baden Zeit
nimmt. Sie isst wie ein Flusspferd (278 Eiskugeln, serviert in einem
Elefantenhörnchen von Tibor Tintenfisch, sind ein Klacks, 40 Reibekuchen
verspeist sie ohne zu kauen), liest gerne Zeitung und braucht morgens
ihre neun Liter Multivitaminsaft. Gesellschaft leistet ihr dabei ein
Wecker, der ihr Treiben kommentiert und nicht wirklich immer mit
Nofretetes Tun einverstanden ist.
Da sie nicht allzu ordentlich ist, kann sie eines Morgens ihre Tasse
nicht mehr finden und muss nun ihren Saft aus einem Eimer trinken.
Folglich macht sie sich auf den Weg zu Herbert Henkel, dem Ladenbesitzer
von „Tassen aller Art“.
Auf ihrem Weg dorthin wird sie stets von ihren Mitmenschen und -tieren
wegen ihrer massigen Körperfülle kritisiert. Dennoch lässt Nofretete
sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie bleibt freundlich, hat für alles
eine Erklärung und versucht es dabei allen recht zu machen. Aber das
ist gar nicht so einfach, denn: Geht sie auf dem Bürgersteig, behindert
sie die Fußgänger, geht sie auf der Straße, stauen sich die Autos hinter
ihr. Trotz allem verliert sie nie den Blick für das Schöne, wie zum
Beispiel die musizierenden Faultiere oder das Bilder-spuckende Lama.
Im Porzellanladen, dann, kommt es zum Desaster. Sie reißt den Türrahmen
aus den Angeln (er bleibt einfach an ihr hängen) und haut sämtliche
Regale und Tassen um. Um das Nilpferd endlich loszuwerden, schenkt
Herbert Henkel ihr ihre Herzenswunsch-Tasse: eine kleine Tasse aus dem
Regal hinter der Theke.
Gerührt von der Großzügigkeit des Verkäufers bekommt Nofretete gar nicht
mit, dass dieser kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht. „Werden Sie
heute ein Glück haben, bei so viel Scherben!“ Vorsichtig nimmt sie ihre
Tasse in Empfang und geht froh gesinnt nach Hause. Es ist einfach
herrlich mit anzusehen, dass, wie groß der Schaden auch sei, Nofretete
immer das Positive im Leben sieht.
Der Wecker, unterdessen, erwartet schon seit langem Nofretetes Rückkehr.
Diese schenkt sich nun ihren Saft in die neue kleine Tasse ein und
erzählt von ihren Erlebnissen, während sie die kleinen Schlucke genießt,
„als habe sie noch nie in ihrem Leben Saft getrunken“.
Guy Helminger schreibt diesen fantasievollen Text, gespickt mit
reichlich Dialog, in einer bunten und lebhaften Sprache, die sofort Lust
macht, in die Geschichte einzusteigen.
Die liebevollen Farbillustration von Manuela Olten runden des Autors
Erzählung ab – nur so können wir sehen, wie elegant die Nilpferddame
wirklich ist. Außerdem sind die Bilder sehr detailliert, so dass bei
jedem Betrachten wieder etwas neues zu entdecken sein wird. Vor allem
gefällt mir der Wecker mit Gesicht und seinen menschlichen Eigenschaften
(erinnert ein wenig an Pimpa und seine Freunde, ein Comic des
italienischen Zeichners Francesco Tullio Altan). Letztendlich ist der
Wecker wohl als Nofretetes Gewissen anzusehen, doch wer will sich schon
von einem Wecker etwas vorschreiben lassen?
Ein Vorlesevergnügen für Eltern und Kinder ab 4 Jahren
Andrej
Usatschow: „Es lebte einmal eine Igelfamilie“
Vorlesegeschichten
Von
Brigitte Bjarnason, Hafnarfjördur
Andrej
Usatschow:
"Es lebte
einmal eine Igelfamilie in einem nicht besonders dunklen Wald", aus dem
Russischen von Simone Peil. Mit Illustrationen von Sonia Bougaeva
Herder
2008
76 S.,
14,95
ISBN:
978-3-451-70851-0
Ab 3
Der
Igeljunge Joscha lebt mit seinen Eltern, seiner frechen kleinen
Schwester und anderen Tieren in einem nicht besonders dunklen Wald.
Joscha ist
nicht dumm. Da Igel nicht schwimmen können, nimmt er Schwimmunterricht
bei einem Frosch, geht mit einer Angel zum Nüssepflücken und besorgt
sich bei den Eichhörnchen Kiefernkaugummi zum Bäumeklettern!
Immer
wieder überrascht Andrej Usatschow in seinen Geschichten mit lustigen
Pointen und lässt den Leser des Dichters Freude am Fabulieren spüren.
Und auch an der Tradition der Fabeln: Menschliche Verhaltensweisen
spiegeln sich -hier allerdings auf humorvolle Art- in den Charakteren
der Waldbewohner wieder.
Die
Übersetzerin Simone Peil hat den Text des in Russland sehr bekannten
Kinderbuchautors in eine kindgerechte Sprache übersetzt. Dazu Sonja
Bougaevas Illustrationen: Sie sind phantasievoll und einfallsreich.
Allein das farbenfrohe Cover weckt schon das Interesse an dem Buch.
Der
Igeljunge Joscha erinnert ein wenig an die Romanfigur von Michel aus
Lönneberga von Astrid Lindgren. Und so ist sind auch die Igelschichten,
frech und unterhaltsam, ein Vorlesevergnügen für Eltern und Kinder.
Ursel Scheffler: „Alle Geschichten von der Maus für die Katz“
Von
Brigitte Bjarnason, Hafnarfjördur
Ursel
Scheffler
"Alle
Geschichten von der Maus für die Katz"
Herder
Verlag 2008
172 S.,
12,95
ISBN
978-3-451-70904-3
Ab 3
In dieser
Sonderausgabe, die zwei Bände in einem enthält, gelingt es der kleinen
listigen Maus, ihr Leben durch Geschichtenerzählen zu retten. Im ersten
Teil schläft die Katze nach der letzten Geschichte tief und fest, und
die Maus kann in ihr Mauseloch verschwinden. Im zweiten Teil wird klar,
dass die Katze inzwischen süchtig nach Geschichten ist. Die dreiste Maus
kann ihr sogar kleine Geschenke entlocken, und am Ende werden sie
Freunde.
Nach einer
cleveren Einführung der beiden Hauptfiguren folgt eine Geschichte nach
der anderen. Die Themen sind vielfältig: Im ersten Teil überwiegen
Tiergeschichten, im zweiten Teil originelle Märchen von Königen,
Prinzessinnen, Räubern und Gespenstern. Den Übergang zu den Geschichten
bildet jeweils ein kurzes anregendes Gespräch zwischen Katz und Maus,
welches dem Buch einen stabilen Rahmen verschafft und die Spannung auf
die nächste Geschichte erhöht.
Die Titel
der Geschichten wecken Interesse, der Stil ist klar und verständlich.
Die Erzählungen sind unterschiedlich lang. Im ersten Band sind eher
kurze Geschichten zu finden, die manchmal etwas abgebrochen wirken.
Trotz der phantasievollen Themenpalette mangelt es stellenweise an Witz
und Leichtigkeit.
Die
Illustrationen von Barbara Mossmann und Wolf Mond geben dem Buch einen
fröhlichen Charakter und versuchen dieses Defizit auszugleichen. Ein
paar großformatige Bilder in der Art des Covers wären dabei noch besser
gewesen.
Die
Geschichten von der Maus für die Katz ist ein ansprechendes Vorlesebuch
mit vielen bunten Geschichten.
Die Rezensentin gehört als Kritikerin und
Island-Korrespondentin der Librikon-Redaktion an.