Martina Meier: Wünsch dich ins Weihnachtswunderland
Von Susan Müller
Martina
Meier (Hg.):
„Wünsch dich ins Weihnachtswunderland“
Papierfresserchen Verlag 2016
220
Seiten, Euro 12,50
ISBN
978-3-86196-572-5
Jedes Jahr freue ich mich auf den neuen Band der vielen kleinen
Geschichten rund um den Advent und Weihnachten. Ich habe ihn in die
Hände bekommen, als ich am Nachmittag im Hort meiner Nichte vorlesen
durfte. Es musste dann direkt aus diesem Buch sein und die Kleinen der
1. Klasse konnten nicht genug bekommen. Sie fanden es toll, wie sich am
Ende einer Geschichte Papa und Juliana als die Plätzchendiebe
herausstellen, die einfach nicht an Mamas leckerem Gebäck vorbeikommen
und diese sich wundert, warum die Dosen immer leerer werden und sie
nachbacken muss, obwohl sie den beiden eigentlich ihre Kekse zuteilt.
Sie fanden das Fohlen prima, welches statt Möhre Gurke frisst. Mit
offenen Mündern verfolgten sie, wie Joel neu in die Klasse kommt und als
einziger keine Einladung zu Max' Weihnachtsparty bekommt. Sie verstehen
sich doch eigentlich super. Traurig ist er und erst seine Mama kann ihn
trösten, als sie ihm vorschlägt, das Gespräch zu suchen. Und wie
erleichtert auch meine kleinen Zuhörer waren, als die Einladung nur im
Rucksack von Max verrutscht war und Joel unbedingt zu seinem Freund
feiern kommen soll. Auch Gedichte dürfen im neuen Band nicht fehlen und
diese sind vorhanden und verleiten zum Auswendiglernen, um dem
Weihnachtsmann zu imponieren. Das Buch gehört zu meiner
Vorweihnachtszeit wie die selbstgebackenen Kekse.
Vor drei Jahren ist Rudi umgezogen und wartet seitdem an jedem
Weihnachtsfest sehnsüchtig darauf, dass der Weihnachtsmann ihm ein
Geschenk bringt. Doch entweder hat der Weihnachtsmann seine neue Adresse
nicht, oder er hat Rudis neues Haus einfach übersehen, denn am
Weihnachtsmorgen ist Rudis Strumpf mit schöner Regelmäßigkeit leer. Also
denkt sich Rudi einen Plan aus, wie er den Weihnachtsmann darauf
aufmerksam machen kann, dass er jetzt hier wohnt – doch dann geht alles
ganz entsetzlich schief. Der Weihnachtsmann stürzt samt Schlitten,
Rentieren und Geschenken vor Rudis Haus ab, und Weihnachten droht
auszufallen. Jetzt muss Rudi alles geben, um Weihnachten doch noch
retten zu können…
In „Rudi rettet Weihnachten“ erzählen Mathilde Stein (Text) und Chuck
Groenink (Bilder) die Geschichte eines kleinen Schweins, das unbedingt
ein Weihnachtsgeschenk haben möchte – und dann erkennt, was es damit
ausgelöst hat (es war nämlich Rudis selbstgebaute Konstruktion, die dem
Weihnachtsmann sein Haus zeigen sollte, die den Absturz verursacht hat).
Und natürlich setzt Rudi alles daran, seine Scharte auszuwetzen, und
kann dem Weihnachtsmann am Ende sogar noch helfen, all die umgezogenen
Kinder zu finden (denn der Weihnachtsmann hat Probleme damit, sich all
die neuen Adressen zu merken – deswegen ist er auch noch nicht bei Rudi
gewesen).
Die Bilder von Chuck Groenink untermalen den Text und schmücken ihn so
gekonnt aus, wie nur gute Illustrationen eine Geschichte ausschmücken
können. Hier kann man zum Beispiel sehen, wie die Tiere im Wald Rudis
Treiben in der Vorweihnachtszeit neugierig beäugen oder wie er überall
zugleich zu sein scheint, um Weihnachten zu retten.
Fazit: Eine nette kleine Geschichte mit tollen Bildern, die sich
besonders in der Vorweihnachtszeit, wenn das Warten auf Weihnachten
schier unerträglich wird, gut zum Vorlesen eignet.
„Schneehäschens
Weihnachtsüberraschung“ von Nancy-Walker Guye, wunderbar bebildert von
Maren Briswalter, erzählt die Geschichte des Schneehäschens, das mit
seinen Freunden Bär und Waschbär beim Dachs Weihnachten feiert. Doch in
diesem Jahr hat Schneehäschen eine Überraschung für seine Freunde, denn
es hat seinen neuen Freund Fuchs mitgebracht, damit er Weihnachten mit
ihnen verbringen kann. Aber Dachs, Bär und Waschbär freuen sich ganz und
gar nicht, und so macht sich Fuchs davon, allein in den dunklen Wald auf
den Weg zu seiner Höhle, die er nicht einmal selbst wiederfinden kann,
wenn es heftig geschneit hat …
In einfacher, kindlicher
Sprache erzählt „Schneehäschens Weihnachtsüberraschung“ von etwas, das
Kindern (und auch Erwachsenen) im täglichen Leben
widerfahren kann: Dass sie neue Freunde finden und ihre alten Freunde
mit diesen nicht einverstanden sind. Dann kommt es zu Eifersucht,
Verletzungen und manchmal sogar zu gefährlichen Situationen, und nur,
wenn alle sich einen Ruck geben, kommt man da wieder heil raus – und
kann dann, wie in Schneehäschens Fall, doch noch schöne Weihnachten mit
seinen Freunden erleben. Denn Weihnachten wäre ja nicht Weihnachten ohne
Streit, Versöhnung, viel Essen und ein Happy End!
(Ab 4)
Die Rezensentin ist u.a. Jugendbuch-Autorin und
Kindersachbuchautorin.
Schön geschmückt
Lieve Baeten: „Die kleine Hexe feiert
Weihnachten“
Von Susan Müller
Lieve Baeten:
„Die kleine Hexe feiert Weihnachten“
Aus dem Niederländischen von Angelika Kutsch
Oetinger 2015 (1. Aufl. 1996)
28 Seiten, Euro 12,90
ISBN 978-3789163128
Die kleine Hexe -mittlerweile ein
Serienklassiker- freut sich auf Weihnachten. Sie wartet auf die große
Weihnachtshexe mit den Geschenken, aber sie hat vorher noch so viel zu
tun; Kekse backen, Baum schmücken. Und dann klopft es schon, aber es ist
nicht die Erwartete, nein, nacheinander kommen die Füchse, die Bären und
andere Tiere des Waldes, die von der kleinen Hexe willkommen geheißen
werden. Sie weist sie nicht ab, und während sie sie beherbergt, erledigt
sie all ihre Aufgaben. Sie verteilt Kekse und lässt alle unter dem schön
geschmückten Weihnachtsbaum Platz nehmen. Und diese Gastfreundschaft
bewundert und schätzt die große Hexe ungemein, als sie dann doch noch
kommt und die lustige Gesellschaft im Haus der kleinen Hexe sieht. Eine
bezaubernde Kindergeschichte von der kleinen Hexe rund um Weihnachten
und dem, was Weihnachten eigentlich ausmacht.
(Ab 3)
Jole hilft
Franziska Gehm / Helmut
Dohle: "Fabelhafte Weihnachten"
Von Susan Müller
Franziska Gehm / Helmut
Dohle:
"Fabelhafte Weihnachten"
Deutscher
Taschenbuch Verlag, 2012
160 S., Euro
12,95
ISBN
978-3423760683
Jole
langweilt sich, bis der Weihnachtsmann endlich die Familie beehrt. Sie
stöbert auf dem Dachboden, als sie meint, aus dem Schrank eine Stimme zu
hören, und nähert sich. Sie vermutet den Weihnachtsmann dahinter. Und
plötzlich sieht sie sich in einer anderen Welt. Und so geht es von einem
Adventstag zum anderen. Vom Weihnachtsmann, der sein Buch sucht, bei dem
Jole ihm helfen kann, bis hin zum Land der Drachen oder Elfen, der
Trolle und anderen geheimnisvollen Gestalten, die sehr, sehr gut in die
Adventszeit passen. Denn auch diese versprüht immer so ein bisschen
Heimlichkeit und Geheimniskrämerei. Jole hilft bei allen mit ihrer
menschlichen Art bis zum 24. Dezember, dann endlich ist auch ihre
Wartezeit für die Bescherung vorbei.
Ein wahrlich
be- und verzauberndes Adventsbüchlein für die ganze Familie, welches die
Wartezeit bis zum Heiligen Abend verkürzt. Und unbedingt müssen die
Abstecher von Jole bei den märchenhaften Wesen selbst literarisch erlebt
werden.
Nicht nur für jung und alt, auch von jung und alt
"Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland"
Von Susan Müller
"Wünsch
dich ins Wunder-Weihnachtsland"
Papierfresserchen Verlag 2011
92 Seiten, Euro 10,90
ISBN 978-3861960358
Dies ist schon nur vier dieser
verzaubernden Anthologie und es lässt sich eigentlich gut beschreiben
als „Muss“ der Vorfreude auf das weihnachtliche Fest.
Es versetzt jung und alt auch ihn Schnee
in die Adventszeit, man meint den Zimtgeruch wahrzunehmen, der so
genüsslich beschrieben wird.
Ob als Helfer des Weihnachtsmannes oder
als, den Winter suchenden, kleiner Mann; es ist Frau Meier erneut
gelungen, wunderbare kurze oder längere Geschichten um Winter und
Weihnachten in einem Buch zu vereinen. Sie sind nicht nur phantasievoll,
sondern eben wie für jung und alt, auch von jung und alt.
Nicht immer sind unsere Helden die
friedlichen, lieben Kinder, manchmal loten sie auch ihre Grenzen aus.
Dann gibt es einen liebevollen Denkzettel der Eltern. Wir lesen
allerdings auch von Bescheidenheit, die sich in einem solchen sehnlichen
Wunsch ausdrückt und die verantwortliche Fee erlebt wegen eines, in
ihren Augen, banalen Schokoriegels, die ehrliche Freude und absolute
Dankbarkeit des Kindes. Ihre Aufgabe ist erfüllt.
Es werden hier alle Facetten der
Weihnachtszeit und deren Erleben bedient und dieses Buch gehört wie I,
II und III in den Advent und zur Vorfreude aufs Fest, wie Zimtgeruch,
Plätzchenduft und Kerzenlicht. Vielleicht liegt es ja auch unter dem
Weihnachtsbaum, denn Lesen lässt es sich alle Jahre wieder…
Ist es wert, gelesen zu werden
"Weihnachtlich gute Kindergeschichten"
Von Susan Müller
Weihnachtlich
gute Kindergeschichten
Papierfresserchen Verlag
215 Seiten, Euro 10,90
ISBN 978-3861960102
Es sind vier an der Zahl, man könnte
meinen für jede angezündete Adventskerze eins. Doch so lässt es sich
nicht generalisieren, denn wenn Nummer eins beendet ist, möchte man
schon gleich zu zwei greifen, wenn man weiß, dass da noch eins ist. Aber
bei guter Einteilung bekommt man es bis zum Weihnachtsabend hin.
Die präsentierten Geschichten gehen um
Weihnachten, wie es Kinder aus aller Welt erleben. Meist kurz, aber
immer mit einem weihnachtlichen Hintergedanken.
Verschiedene Bräuche anderer Kulturen
werden uns nahe gebracht, ebenso wie andere kulinarische Eigenheiten.
Ich möchte mich gar nicht zu lange daran
aufhalten, denn es ist jedes Einzelne wert, gelesen zu werden.
Tag um Tag bis
Weihnachten
Bettina
Goldner: „Leonie und die vertauschten Geschenke: 24
Weihnachtsgeschichten zum Vorlesen“
Von Miriam
Schneider
Bettina
Goldner:
„Leonie und die
vertauschten Geschenke: 24 Weihnachtsgeschichten zum Vorlesen“
Herder 2011
96 Seiten, Euro
12,95
ISBN
978-3451710605
Ein
Vorlesebuch, in freundlichen, warmen Farben, an den richtigen Stellen
niedlich, mit netten Figuren, kindgerecht: Und ebensolchen Geschichten -
24 an der Zahl.
Leonie freut
sich so auf Wehnachten. Sie kann es kaum erwarten, bis es endlich so
weit ist. Mit ihrem großen Bruder erlebt sie viele Abenteuerchen, sie
bauen einen Schneemann, der dann zerfließt, finden einen Sack vor der
Tür mit Geschenken, die nicht für sie sind, die Nachbarin muss wegen
einer Frühgeburt ins Krankenhaus. Alles au der normalen Welt, in der sie
leben. Eine Muttvatizweikinder-Großstadtfamilie im mehrstöckigen
Mietshaus. Dazu die Mutter, die sich nicht an die Stadt gewöhnen kann
und sich nach „mehr Grün“ sehnt.
In diesem Leben
sind alle Jahre wieder alle ab spätestens Anfang Dezember mit
Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt. Der Trott geht nur im Hintergrund
weiter, die Hausaufgaben des Bruders, der Kindergartenbesuch von Leonie,
5 Jahre. Bundesrepublikanischer Alltag. Das Buch kann nichts dafür, dass
viele Kinder das Leben so kennen wie Leonie, ein Mietshaus vollgepumpt
mit Spieß und Biederkeit, und das Buch kann auch nichts dafür, dass
viele Kinder so ein Leben in der schmaler werdenden finanziell
grundsoliden Mittelschicht gern führen würden. Ein Muss wäre dieses Buch
auf jeden Fall für familienideologisch völlig erblindete Politkaste -
Leonies Mama ist erstaunlicherweise aus Fleisch und Blut, was ihr
Lebenskonzept betrifft. In der Küche hantiert sie, vom Wohnen außerhalb
der Stadt träumt sie, versorgt die Kinder halbtags, nichts von
Vollzeitjob und Karriere und Kinder durchgängig in
Betreuungseinrichtungen. Wer Eltern nicht erziehen will und Familien ihr
Leben leben lässt, ganz friedlich, ganz normal, erfährt hier etwas über
die Wünsche der Mittdreißiger. Es ist ein zahmes Vorlesebuch, Tag um Tag
bis Weihnachten, das Kinderfest, von dessen Mutationen Leonie und viele
Kinder, denen dieses Buch vorgelesen wird, noch nichts wissen.
(Ab 4).
Natürlich
feiert Dr. Brumm Weihnachten
Ein Buch aus
der Brumm-Serie
Von Miriam
Schneider
Daniel
Napp:
"Dr. Brumm feiert Weihnachten"
Thienemann Verlag
2010
32
Seiten, Euro 12,90
ISBN:
978-3522436625
Bären und
andere Tier im Wald? Nun, nicht gerade originell im Bilderbuch.
Allerdings sind da bei „Dr Brumm“ ein paar Abweichungen, die das Ganze
wirklich lustig machen. Zum Beispiel der Protagonist namens Pottwal, der
ein Goldfisch ist und in einem Glas durch dieses Abenteuer (so wie durch
sechs zuvor) transportiert wird. Nun feiert Dr. Brumm also Weihnachten,
natürlich tut er das, muss er das. Der Autor Daniel Napp erzählt eine
durchaus originelle, ulkige Geschichte, und man kann sie Kindern gut
vorlesen. Die Bilder erfüllen den Wunsch nach Weißeweihnacht etc., doch
auch sie bieten das Quentchen mehr als andere einschlägige Bilderbücher.
„Dr. Brumm“ ist nett für Kinder und für die Weihnachtszeit.
(Ab 3)
1978
„Weihnachten – wie es früher einmal
war“
Von Lennart
Ragmann
Svend
Otto S.:
„Weihnachten – wie es früher einmal
war“
Lappan Verlag 2009
32 Seiten, Euro 9,95
ISBN: 978-3830311522
Weihnachten scheint Sehnsucht nach
Tradition zu sein, an die man sowieso nicht anknüpfen kann. Das Buch –
eher ein Buch voller loser Bilder, voller Eindrücke als ein Bilderbuch -
„Weihnachten – wie es früher einmal war“ schildert in Illustrationen und
kurzen Sätzen, wie Weihnachten „vor hundert Jahren“ war. Vor hundert
Jahren – das ist von 1978 aus zu sehen, denn damals sind die Bilder
entstanden. Der Künstler Svend Otto Sörensen (er kürzte seinen Nachnamen
mit S. ab) aus Kopenhagen erschuf sie wie so viele Buchillustrationen
(er starb 1996 im Alter von 80 Jahren). Zunächst irritiert seine
Malweise, denn sie wirkt auf den ersten Blick gut bekannt durch Carl
Larsson, der eine Generation älter als Sörensen war, aber auch in den
1970er Jahren seine großen Erfolge feierte. Wer damals Kind war, hat bei
diesem neu herausgegebenen und schön gestalteten Buch geradezu ein
Dé-jà-vu: Nette skandinavische Sittenbilder, detailliert, romantisch,
nah am Wohnzimmerwandschmuck.
Die Menschen bereiten sich auf den
Weihnachtsabend vor, doch nur für die im Lichte ist es schön, die
Bettler stehen in der Kälte, abgerissen und verzweifelt, hoffen auf
milde Gaben: „So war es damals, und so ist es heute.“ Ist das christlich
angehauchter Kitsch? Nach allem, was wir im Jahre 2010 wissen – wohl ja.
Dieses Buch transportiert Gefühle, Die Betrachter sollen Weihnachten
spüren. Das ist ein Wunsch, den das Buch erfüllt, und wer diesen Wunsch
erfüllen möchte bei den Kindern der Gegenwart, der gebe ihnen
„Weihnachten – wie es früher einmal war“ zum Anschauen.
(Ab 5)
All inclusive
„Die Erzählung von der
Weihnachtskrippe“
Von Miriam Schneider
Vilma
Mönckeberg-Kollmar:
„Die Erzählung von der
Weihnachtskrippe“
Mit Bildern von Else Wenz-Vietor
Lappan Verlag 2010
22 Seiten, Euro 9,95
ISBN: 978-3830311638
Für Leute mit der Sehnsucht nach
Weihachten, mit einem Faible für Hans Christian Andersen-Büchern, mit
Kränzen an der Tür: „Die Erzählung von der Weihnachtskrippe“.
Die Illustratorin (1882 bis 1973) Else
Wenz-Vietor hat zu ihrer Zeit Bilderbücher über Bilderbücher
illustriert, vor hundert Jahren war ihr Stil begehrt. Ihre gedeckten
Farben, die harmonische Anordnung der Szenen: Sie sind auch heute für
Kinder schön, wenn sie auch ohne jedes Fenster in die künstlerische
Zukunft weisen. Altmodisch auch der Text von Vilma Mönckeberg-Kollmar
(1892 bis 1985), altmodisch auf weniger in die Gegenwart zu
transportierende Art wie die Bilder. Es wird durch die Ereignisse der
Weihnachtsgeschichte geschmachtet, alle Gefühle aktiviert, kein Zweifel,
kein Belächeln zugelassen. Dazu Gebete und die Gassenhauer der
Weihnachtsgeschichte, all inclusive. Die Autorin kam aus der
katholischen Jugendbewegung, und dazu war sie Märchenerzählerin. Aus
diesem geistigen Agglomerat entstand dieses Büchlein. Man kann es
Kindern gut vorlesen.
Es gehört fast zum Buch dazu, das es,
gemessen an der Realität, die Weihnachtslüge mit sich trägt. Die Kirchen
haben sich des Festes nicht bemächtigt, es ist ihr Fest, und darum
lassen sie es nicht los. Mönckeberg-Kollmar hat dem Ursprung von
Weihnachten ein Buch gegeben. Das darf sein, doch, liest man es
historisch, erzählt es zugleich davon, wie die Kirchen mit ihrer
Klischeepflege den Untergang des religiösen Festes befeuerten. Die
Gefühle gerinnen zu Kitsch, Adventszeit und Weihnachtstage zur Karikatur
von Emotionen, denen, je näher alles rückt, die Menschen umso kopfloser
hinterhetzen. Die kopflose Masse stolpert dann einmal im Jahr in die
Kirchen, und dort wird ihnen dann Beruhigung versprochen durch
Geschichten wie „Die Erzählung von der Weihnachtskrippe“.
Davor und danach gibt es nichts zu
sagen, von keinem der Weihnachtsgewinnler, die in der Tradition von
Mönckeberg-Kollmar zu stehen scheinen. Es ist schön, wenn den Kindern
ein solch schönes Buch vorgelesen wird. Es sind Kinder, deren Mütter am
Heiligabend bis 16 Uhr noch arbeiten müssen, Kinder, die bis nachmittags
in arbeitsstressähnlichen Verhältnissen verbringen, die mit
Schulaufgaben in die Ferien gehen. Sie sind nicht mehr so weit weg von
den Kindern aus Mönckeberg-Kollmars Zeit, bis auf einen großen
Unterschied: Was damals die harte Hand war, ist heute der billige
Zuckerguss, mit dem sie zum Stillhalten gebracht werden. Aus Kindersicht
dann lieber Gegenwart. Und aus Kindersicht auch dieses Buch.
(Ab 5)
Fantasievolle Weihnachtsgeschichten
Günter Beier : „Neues vom Weihnachtsmann und seiner kleinen weißen
Wolke“
Von Brigitte Bjarnason, Hafnarfjördur
Günter Beier:
Neues vom Weihnachtsmann und seiner kleinen weißen
Wolke
Grüner August Verlag 2008
149 S., Euro 12,90
ISBN: 978-3-9812329-0-5
Das Buch enhält neun Weihnachtsgeschichten. Sie
handeln vom Weihnachtsmann, der mit seinen fleissigen Wichteln im Land
Nirgendwo lebt und zu Weihnachten auf einer weissen Wolke zu den
Menschen reist. Die Weihnachtswünsche findet er im Wunschtraumsee, wo er
mit seinem Durch-die-Mauern-guck-Fernrohr, kurz Dudimagufe, die darin
schwimmenden Wunschtraumblasen der Menschen beobachtet.
Die Geschichten sind originell und haben die
richtige Länge zum Vor- und Selberlesen. Eingestreute Illustrationen
lockern den Text auf und helfen den Leser, sich besser in das Geschehen
einzuleben. Insgesamt ist der Aufbau des Buches sympathisch und
leserfreundlich. Die gutgemeinte Bemühung des Autors eine ethische
Botschaft in den Geschichten „ Der geheimnisvolle Berg“ und „Im Turm der
Gedanken“ unterzubringen ist anerkennenswert, nimmt jedoch dem Stoff ein
wenig den Wind aus den Segeln. Gut gefallen haben mir die witzigen Namen
der Wichtel.
Eine extra Portion Humor und Keckheit hätte
allerdings diesen Gesellen zu mehr Aufmerksamkeit verholfen und den
Geschichten einen letzten Schliff gegeben. Die am Ende des Buches
aufgeführten Erfindungen des Erfinderwichtels Erwin zeugen vom
Einfallsreichtum und der Kreativität des Autors.
In „Neues vom Weihnachtsmann und seiner kleinen
weißen Wolke“ findet der Leser fantasievolle, unterhaltsame Geschichten
für die Weichnachtszeit.
Ab 4
Für alle, die niemals aufhören wollen
zu träumen
Von Christina Schorpp
Helga
Franziska Noack:
Pepino und das Weihnachtsgeschenk an
den lieben Gott
Wie es wohl im Himmel zugeht? Ziemlich
rigide, glaubt man, was Helga Franziska Noack uns erzählt: Da gibt
es mahnende Chef-Engel mit Oberlehrerstimme und Ausbildungsprogramme
für künftige Schutzengel. Sterne müssen fleckenlos poliert werden
und Päckchen ins himmlische Postamt zum Eilversand gebracht werden!
Besonders an Weihnachten ist im Himmel
die Hölle los. Alles muss laufen wie am Schnürchen. Kein Wunder
also, dass über den kleinen, sommersprossigen Sternenengel Pepino
nur geschimpft wird. Denn während die anderen geschäftig umher
eilen, sitzt er auf seiner Wolke wie in einem Wohnzimmersessel und
träumt davon ein Schutzengel zu werden! Dass nichts daraus werden
kann, scheint offensichtlich. Doch wohnt dem Heiligen Abend ein
besonderer Zauber inne, der Wünsche wahr werden lässt…
„Pepino und das Weihnachtsgeschenk an
den lieben Gott“ ist eine Geschichte über die wunderbare Macht der
Vorstellung und über Mut: Trotz Selbstzweifel, trotz Angst, beweist
Pepino in einem großen Moment, was in ihm steckt.
In leicht verständlicher Sprache
erzählt Helga Franziska Noack dieses kleine Wintermärchen, das mit
einfachen, liebevoll gemalten Aquarellen von Sonja Muschel
geschmückt ist.
Mit „Pepino“ ist das Warten bis zur
Bescherung nicht so lange.
Ab 4
Im Namen aller Tiere willkommen heißen
Marjaleena Lembcke: „Ein neuer Stern“
Von Anne Spitzner
Marjaleena
Lembcke:
„Ein neuer Stern“
Mit Bilden von Susanne Strasser
Residenz Verlag 2008
44 S., Euro 12,80
ISBN: 978-3701720408
Das Buch „Ein neuer Stern“ von Marjaleena
Lembcke mit Bildern von Susanne Straßer erzählt die Weihnachtsgeschichte
aus einer Sicht, aus der die wenigsten von uns sie bisher betrachtet
haben. Hier geht es nicht (oder nur am Rande) um die Hirten oder die
drei Weisen aus dem Morgenland, sondern um die Tiere des Waldes, die den
neuen Stern gesehen und von dem Kind in der Krippe gehört haben. Da
lässt plötzlich die Eule von der Maus ab, die sie eigentlich zum
Abendessen verspeisen wollte, und der Wolf lässt die Ziege in Ruhe, und
alle hören gespannt der Maus zu, die ihnen die Geschichte erzählt. Ganz
nebenbei schildert die Eule, die laut ihr selbst vielleicht das klügste
aller Tiere ist und sich deshalb auch in der Bibel gut auskennt, andere
biblische Geschichten wie die von der Vertreibung aus dem Paradies.
Obwohl die Schlange in dieser Geschichte bekanntermaßen eine schlechte
Rolle spielt, darf sie sich am Ende doch mit der Maus und der Eule auf
den Weg machen, um den neuen König im Namen aller Tiere willkommen zu
heißen.
Diese Geschichte zeigt Kindern, wie
wichtig es ist, andere nicht aufgrund von Vorurteilen zu beurteilen –
schließlich waren es, wenn überhaupt, die sehr frühen Vorfahren der
Schlange, und sie selbst kann überhaupt nichts dafür.
Die Tiere in der Geschichte halten die
perfekte Balance zwischen dem, was Leser – aufgrund von Fabeln, Märchen
und der Vermenschlichung aller Lebewesen in Geschichten – von ihnen
erwarten und dem, wie Tiere wirklich sind, was das Buch zu einer
wunderbaren Geschichte werden lässt. Es wird deutlich, wie die Lebewesen
im Wald miteinander verwoben sind, sodass die Leser nebenher noch etwas
über das Ökosystem Wald erfahren. Die Tiere selbst verhalten sich wie
Kinder, die etwas Gemeinsames zum Spielen gefunden haben: sie lassen
(fast) alle Streitereien sein und konzentrieren sich auf das, was sie
vorhaben.
Auf den Bildern von Susanne Straßer gibt
es viel zu entdecken, sie sind mit viel Liebe gemalt worden und mit
vielen witzigen Details versehen, die oft erst auf den zweiten Blick
erkennbar sind. Hinschauen lohnt sich also auf jeden Fall – und auch die
Geschichte wird nach mehrmaligem Vorlesen noch lange nicht langweilig.
Ab 5
Erlaubter, guter Kitsch
Ein Retro-Schmankerl: Die Christrose
Sepp
Bauer:
Die Christrose
Mit Bildern von Else Wenz-Vietor
Lappan-Verlag 2007, 28 S., 9,95 Euro
ISBN 3-8303-1113-3
(librikon) Alte Schule: Die Kinder des
armen Holzhackers, Fritz und Gretl mit Namen, wollen den todkranken
Vater retten. Der Nikolaus gibt ihnen dazu wortwörtlich den
Schlüssel in die Hand. Um das zu schaffen, müssen sie eine duftende
Blume dem Vater bringen. Im tiefsten Winter! Eine gefährliche Reise
bis hin zum Christkind erwartet die beiden Kinder. Das Märchen hat
seine Daten: Sinnigerweise vom 6. Dezember an bis sinnigerweise zum
24. Dezember erleben Fritz und Gretl jeden Tag eines ihrer
Abenteuer, die bis zum großen Ziel –das erlaubten, guten Kitsch
birgt - führen. Jeder Tag hat auch für den Betrachter seine eigene
Gabe – das Märchen ist von Else Wenz-Vietor, weit über ihren Tod
hinaus als Illustratorin bekannt, bebildert. Freude an
althergebrachten Klassikern, das ist in der Adventszeit auch für die
Erwachsenen ein richtiges Retro-Schmankerl. Das beste für den
richtigen Weihnachtsflash! „Die Christrose“ in dieser wundervollen
Ausgabe ist ein Geschenk für alle und für viele Jahre.
Ab 5
Mit Stil und Charme
Ein Muss im Leseleben kleiner
Detektive: Nick Nase
Marjorie
Weinman Shermat: Nick Nase und die verschwundene Weihnachtskarte
Ravensburger
Verlag 2007
60 S., 6,50.-
ISBN 978-3-36224-0
(librikon) Es ist auch für den
Weihnachtsbuchstapel wieder ein Band aus der „Nick
Nase“-Detektivserie, auf dessen Empfehlung nicht zu verzichten ist.
Dass das Buch „Nick Nase und die verschwundene Weihnachtskarte“ den
Stempel der Leseförderung trägt (Reihe: Leserabe, Lesestufe 2),
sollte nicht den Verdacht öder, schnöder Pädagogiksprache aufkeimen
lassen. Weit gefehlt: Nick Nase hat Stil und Charme. Sein Hut, sein
Mantel verraten den Meisterdetektiv, der für dieses Mal verdammt auf
die Spürnase seines Hundes Schnuffel, angewiesen ist. Die
Weihnachtskarte, die nie ihren Adressaten erreicht hat, war nämlich
für Django, seines Zeichens Hund von Nick Nases Freundin Nina,
bestimmt. Nichts von dem Fall, an dem nur die großen Buchstaben und
kurzen Sätze einfach sind, soll verraten werden. Nur soviel: Ein
Nick Nase gehört ins Leseleben aller echten kleinen Detektive.
Ab 7
Weihnachtsstrand und Plastikbaum
Worüber wir zu Weihnachten schmunzeln:
Sonnige Weihnachten, Matz
Sonnige
Weihnachten, Matz!
Rowohlt Tb. 2007
ISBN-13: 978-3499214271
6,95.-
(librikon) Leicht plätschert dahin,
was es von Matz zu erzählen gibt. Die Eltern beschließen,
Weihnachten bei der Tante in Florida zu verbringen; kein Schnee,
stattdessen Strand! Matz ist sauer. Er mault, was das Zeug hält,
findet sich aber doch bald im Flugzeug und dann im plastikbebaumten
Florida wieder. Mag ja sein, dass das spannend klingt, aber es ist
doch Weihnachten! Matz muss die ganze kurzweilige Geschichte
hindurch überzeugt werden, dass es so auch geht. Es gelingt! Wie das
ganze nette Buch.
Ab 8
Weihnachtsunterhaltung
Christiane Steen (Hg): „Freche Gören
feiern Weihnachten“
Von Brigitte Bjarnason
Christiane Steen (Hg): Freche Gören
feiern Weihnachten
Rowohlt Taschenbuch Verlag
172 S., Euro 10,00
ISBN: 978-3-499-21495-0
Die Zeit bis Weihnachten vergeht viel
zu langsam, findet Jeremy James in der Geschichte „Warten auf
Weihnachten“. Mit der Weihnachtsgeschichtensammlung „Freche Gören feiern
Weihnachten“ wird die Wartezeit für Kinder und Erwachsene auf jeden Fall
erträglicher. Sorgfältig ausgesuchte, kurzweilige Geschichten bekannter
Kinderbuchautoren garantieren Spaß und Unterhaltung beim Vor- und
Selberlesen. Da erlebt der kleine Vampir zum ersten Mal eine
Weihnachtsbescherung, Jespers kleine Schwester verschwindet bei einem
Museumsbesuch, Matz feiert Weihnachten in Florida und das Krippenspiel
im Reitverein endet mit einem Chaos. Diese und andere Figuren beliebter
Kinderbuchklassiker sorgen für ein abwechslungsreiches Lesevergnügen und
verbreiten Weihnachtsstimmung.
Die Texte haben die richtige Länge und
werden mit schwarz-weiß Illustrationen aufgelockert. Die Idee,
Weihnachtsgeschichten aus einer Reihe der beliebtesten Kinderbücher
zusammenzufassen, ist erfolgversprechend und macht Lust, mehr über die
kleinen Helden zu lesen.
„Freche Gören feiern Weihnachten“
verspricht fröhlich freche Weihnachtsunterhaltung.
Ab 10
Ein Luftzug durch den stickigen Raum
Trotz des Titels: Der parfümierte
Tannenbaum
Weihnachten
mit Fallada.
Der parfümierte Tannenbaum
Aufbau-Verlag;
ISBN-13: 978-3351029043
9,95.-
(librikon) Fallada hat seinen ganz
eigenen Erzählton – davon kann man sich in „Weihnachten mit Fallada.
Der parfümierte Tannenbaum“ trefflich überzeugen lassen. Rund um
das, was sonst zu Weihnachten kredenzt wird, ist seine
Schnoddrigkeit eine Wohltat, wie ein Luftzug, der durch einen
stickigen Raum fegt. Zehn Erzählungen, für kleine und große Leute,
die allerdings an nichts mehr glauben sollten als an das, was sie
sehen.
Für Jugendliche und Erwachsene
Kein übersüßtes Tchibo-Weihnachtsbuch
Sondern eine kenntnisreiche,
liebevolle Zusammenstellung: Geheimnisvolle Winter- und
Weihnachtszeit
Sigrid
Früh: Geheimnisvolle Winter- und Weihnachtszeit Märchen, Sagen, Brauchtum und Lieder von Martini bis Lichtmess aus
ganz Europa. Timon Verlag ISBN 978-3-938335-15-4 Euro 15,00
(librikon) Ein Hausbuch für die Zeit
um Weihnachten gehört ja doch dazu: Singen, Vorlesen, von Gebräuchen
erfahren. Die Auswahl ist so groß wie schwierig, da schöne
Aufmachungen bisweilen verdecken, dass lieblos, gar fehlerhaft
zusammengestückelt wurde, was sich so alles Weihnachtsgeschichten
schimpft. Ganz anders das Buch „Geheimnisvolle Winter- und
Weihnachtszeit“ von Sigrid Früh, der Grande Dame der Märchenforschung.
Mit Märchen und Sagen, Liedern und Brauchtum macht es jenen seine
Aufwartung, die auf eine kundige Auswahl Wert legen. Zusammen mit
der liebevollen Gestaltung ein Schmuckstück, das Freude und
Vorfreude zu entfachen vermag. Nicht nur für ein einziges Jahr.